06.08.2007, Rheinische Post
Duisburg: Appell an die Stadtspitze
VON MARC SCHMITZ
Mehr als vierhundert Bürger gingen am Samstag in der Innenstadt gegen die geplante Kohlenmonoxid-Pipeline auf die Straße und machten ihrer Verärgerung über die kommunalen Entscheidungsträger Luft.
Sie kamen mit Gasmasken, Holzkreuzen und Totenkopfschildern und wollten damit auf ihre größten Ängste aufmerksam machen. Gut vierhundert Bürger demonstrierten am Samstagvormittag gegen die geplante Kohlenmonoxid-Pipeline, die der Chemiekonzern Bayer durch den Süden der Stadt verlegen will, um sein Werk im Krefelder Stadtteil Uerdingen mit dem explosiven und hochgiftigen Gas zu beliefern.
Friedlich aber lautstark marschierten die Protestler vom Hauptbahnhof aus durch die Innenstadt, verteilten Flugblätter und appellierten vehement an Landesregierung und Stadtspitze, den Bau der Pipeline noch zu verhindern. „Der Fakt ist, dass eine Giftgasleitung an zwei Schulen vorbei und mitten durch Wohngebiete geführt wird. Das ist einfach unverantwortlich und nicht zu verstehen“, macht Manfred Kohl aus Ratingen seinem Ärger Luft. Zwar ist der 67-Jährige nicht selbst von der Leitung betroffen, doch die „Arroganz der weltfremden Bayer-Leute“ treibe auch ihn zur Weißglut, so der Rentner. Unverständlich für viele der protestierenden Bürger sei vor allem die passive Haltung der hiesigen kommunalen Entscheidungsträger.
„Andere Bürgermeister haben längst gegen die Trassenführung auf ihrem Stadtgebiet geklagt“, stellt Monika Schophaus fest. Die Duisburger Stadtspitze um Oberbürgermeister Adolf Sauerland, so die Hüttenheimerin, glänze dagegen nur dadurch, „dass sie den Kopf wie ein Vogel Strauß in den Sand steckt und von nichts etwas wissen will“. An die Adresse des Oberbürgermeisters ging auch die Kritik, die in der abschließenden Kundgebung auf der Königstraße geübt wurde. Als prominenter Unterstützer der Bürgerinitiative wetterte auch Ex-Stadtdirektor Jürgen C. Brandt gegen das Vorgehen der Stadtspitze. „Was ist in Duisburg eigentlich los? Im Norden bangen die Bürger um ihre Häuser, weil die Industrie durch einen Grünstreifen auf Distanz gehalten werden soll und im Süden müssen die Leute protestieren, weil man ihnen eine Giftgasleitung unter die Häuser legen will“. Die Mehrheit im Rathaus und die im Düsseldorfer Landtag seien nun endlich gefragt, die Pipeline mit dem gefährlichen Inhalt abzulehnen und zu verhindern, so der Sozialdemokrat.
Weitere Aktionen der Bürgerbewegung werden in den nächsten Wochen folgen. „Wir werden nicht eher schweigen, bis der Bau der Giftgasleitung vom Tisch ist“, versprach einer der Redner auf der Kundgebung. Die lautstarken Sprechchöre seiner Mitstreiter lassen vermuten, dass es die Gegner der Pipeline damit ernst meinen.