Presse-Information vom 19. Dezember 2006
Coordination gegen BAYER-Gefahren e.V.
Streit um CO2-Ausstoß
Offener Brief an Kanzlerin Merkel: „Konzerne müssen Treibhaus-Emissionen vollständig offenlegen“
Die Coordination gegen BAYER-Gefahren fordert in einem Offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel, dass die Industrie notfalls gezwungen werden muss, ihre CO2-Emissionen zu senken. Außerdem fordert der Verein, dass große Unternehmen die Höhe ihres Treibhaus-Ausstoßes vollständig offenlegen müssen. Der Verband reagiert damit auf den Offenen Brief von 15 Konzern-Vorständen, darunter BAYER-Chef Werner Wenning, in dem die von der EU vorgeschriebene Emissionsminderung attackiert wird.
Werner Wenning, der momentan auch dem Verband der Chemischen Industrie (VCI) vorsteht, brüstete sich unlängst, BAYER habe „seine Treibhausemissionen seit 1990 um deutlich mehr als 60% reduziert“. Diese vermeintliche Erfolgsbilanz verbindet Wenning mit Forderungen an die Politik wie der Befreiung von der Ökosteuer, dem Auslaufen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes sowie einem entschärften Emissionshandel. Wenning verschweigt jedoch in seinen öffentlichen Äußerungen, dass der Rückgang der Emissionen des Konzerns zum großen Teil auf Ausgliederungen sowie auf einem erhöhten Fremdbezug von Energie basiert. Die Emissionen der Energie-Zulieferer werden in der schriftlich vorgelegten Umweltbilanz von BAYER nicht berücksichtigt.
Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG): „Mit buchhalterischen Tricks und unverbindlichen Selbstverpflichtungen lässt sich das Klima nicht retten. Die Industrie muss notfalls gezwungen werden, ihre Emissionen zu mindern. Hierbei muss natürlich der CO2-Ausstoß aller Zulieferer, insbesondere im Energiebereich, berücksichtigt werden.“ Die CBG wirft dem Vorstandsvorsitzenden von BAYER vor, ein doppeltes Spiel zu betreiben: „In der Öffentlichkeit stellt Werner Wenning den BAYER-Konzern als Vorreiter beim Klimaschutz dar. Gleichzeitig nutzt Wenning irreführende Zahlen, um eine Abschwächung gesetzlicher Regelungen zu fordern“, so Mimkes weiter.
BAYER steigert seit 15 Jahren den Fremdbezug von Energie. Die bei den Zulieferern anfallenden CO2-Emissionen werden in BAYERs Klimabilanz jedoch nicht berücksichtigt und auch auf Nachfrage nicht genannt. Hierdurch sinkt automatisch die Höhe der Emissionen des Konzerns – wenn auch nur auf dem Papier. Prof. Jürgen Rochlitz, Mitglied der von der Bundesregierung eingesetzten Kommission für Anlagensicherheit: „BAYER will augenscheinlich davon ablenken, dass das Unternehmen nach wie vor zu den großen Klimasündern in Deutschland gehört. Nicht einmal der Konkurrent BASF, wahrlich kein Vorbild in Sachen Umweltschutz, rechnet seine Bilanz derartig schön.
Die Kritik der CBG wird von der Unternehmensberatung Arthur D. Little untermauert. In einer Evaluierung des BAYER Nachhaltigkeitsberichts schreiben die Prüfer: „Zusätzlich zum Energieverbrauch werden auch die CO2-Emissionen berichtet. Allerdings ist diese Information von begrenzter Relevanz, weil Emissionen aus der Produktion extern erzeugter Energie nicht berücksichtigt werden und die berichtete Reduzierung zum Teil aus dem zunehmenden „Out-sourcing“ der eigenen Energieerzeugung resultiert.“
Die Coordination gegen BAYER-Gefahren dokumentierte in den vergangenen 25 Jahren hunderte von ökologischen und sozialen Problemen, die auf die Geschäftspolitik des Konzerns zurückgehen.