Dieter Donner: Kohlenmonoxid-Pipeline
Guten Tag an die Damen und Herren des Aufsichtrates und des Vorstandes. Und an Sie, Herr Wenning und Herr Dekkers als Vorsitzende danke für die Einladung!
Auch Ihnen, liebe Aktionäre wünsche ich einen guten Tag.
Mein Name ist Dieter Donner und ich habe nicht nur als Pressekoordinator der Stopp-Bayer-CO-Pipeline-Initiativen sondern auch als Vorstand der BUND-Regionalgruppe Düsseldorf vielfach mit Bayer zu tun.
Für diesen Tag der Aktionäre hat mich wieder eine langjährig treue Aktionärsfamilie gebeten, hier zu Ihnen zu sprechen. Einigen von Ihnen haben wir schon mit unserem Info-Flyer für Aktionäre mit Herz und Verstand einige Informationen geben können.
Seit 2008 darf ich Ihnen hier die Sicht der Anwohner in der nunmehr fast 10-jährigen Auseinandersetzung um die CO-Pipeline aufzeigen. Dabei haben wir uns als Bürgerinitiative immer bemüht, sachlich die Unsäglichkeit dieser CO-Pipeline vorzustellen und die scheinbare „Alternativlosigkeit“ dieses Vorhabens auch aus Sicht der Aktionäre zu hinterfragen. Dabei ging es um die Frage, weshalb hat sich Bayer diesen Mühlstein um den Hals gehängt? Und gibt es nicht bessere Alternativen hinsichtlich Sicherheit und Wirtschaftlichkeit?
Wenn der Vorstand jetzt sagen möchte: Warum zeigt sich die Stopp-CO-Pipeline-Initiative überhaupt noch auf der Bayer-Aktionärs-versammlung, wo Bayer doch die CO-Pipeline ausgegliedert und COvestro an die Börse gebracht hat?
Aber so einfach ist das Problem und sind wir auch nicht abzuschütteln. COvestro ist keineswegs aus der Bayer-Familie weg und in dem hier vorgestellten Geschäftsbericht für 2015 voll integriert.
Der Geschäftsbericht zeigt nicht nur für die in der AG verbleiben-den Sparten ein gute Lage, auch für COvestro ist ein günstiges Bild gezeichnet.
Dazu können wir sogar in Anspruch nehmen, Auch einen Teil beigetragen zu haben. Denn immerhin haben wir gemeinsam mit den Klägern bisher BMS und jetzt COvestro davon abhalten können, zusätzliche Kosten zu den Herstellungskosten des
Rohstoffes CO in Form von Transportkosten zu produzieren. Das war ja ein für Bayer „überraschendes“ Ergebnis des Gutachtens der Landesregierung, worüber ich schon im letzten Jahr berichtet hatte.
Das Ergebnis von COvestro hat sich günstig entwickelt mit einem besonderen Sprung bei Polycarbonat – auf mehr als das dreifache im EBITDA. Dies ist den stark gefallenen Rohstoffpreisen z.B.auch des in Uerdingen eingesetzten Koks zu verdanken. Der kommt bei der dortigen CO-Produktion vor Ort zum Einsatz. Gerade diese vor Ort-Produktion von giftigen Stoffen war immer unsere Forderung und stellt sich jetzt als auch für Sie günstig heraus!
Da fällt mir doch das bekannte Sprichwort ein:
***Manchmal ist das Pferd doch klüger als der Reiter.***
Über Bayer und COvestro hängt als „Damokles-Schwert“ aber noch immer das Urteil aus dem Jahr 2011, in dem das Projekt als rechtswidrig, noch erheblich nachzuarbeiten beurteilt wurde. Vor allem durch den vom Gericht kassierte Planänderungsbescheid zum Geogrid-Abdeck-Gitter bleibt die fertig verlegte CO-Pipeline über mehr als 60 der 67 Kilometer das, was man normal als „Schwarzbau“ bezeichnet!
Dafür ist keine Betriebsgenehmigung zu erwarten und mit dem Vorlagebeschluss des OVG Münster liegt das Verfahren für weitere Jahre auf Eis.
Wenn man bei Bayer meint, das CO-Giftgas – Problem sei an COvestro weitergereicht. dann irrt man. Klar, bei dem hohen Anteil von BMS/COvestro – mit immerhin 11 von 12 berichteten „Umwelt-und Transportereignissen“- eigentlich Schadensereignisse – möchte man dies im nächsten Jahr lieber nicht mehr im Bayer-Konzern- Bericht sehen.
Dabei ist das CO-Problem einfach zu lösen: „Zurück zum ehernen Grundsatz der Chemie, Giftstoffe nur innerhalb der Werke erzeugen und dort unmittelbar zu verarbeiten.“
Dann erübrigt es sich, Giftgase in der Nähe von Wohngebieten in mehr oder weniger rostigen Röhren zu lagern und zu transportieren.
Wenn COvestro aber nur das „weiter so“ betreibt, ist man bei gleich zwei Projekten, der Pipeline von Dormagen nach Uerdingen und nach Leverkusen durch den Düker in der Falle! Das gilt auch für
die Currenta-Leitstellen. Denn bei einem Leck in einer Pipeline lassen die „hochgelobten, modernsten“ Lecküberwachungssysteme eine riesige und tödliche Lücke zu.
Bei dem Giftgas CO, das schon mit der Menge eines Weinglases –
das sind 100 Milliliter – eingeatmet einen erwachsenen Menschen ohnmächtig und bewegungsunfähig werden und letzlich sterben läßt, da ist es unverantwortlich, auf Warnsysteme zu setzen, die erst bei der tausendfachen Menge, 100 Liter pro Stunde und dann überhaupt erst nach 24 bis 48 Stunden anschlagen.
Kürzere Alarmzeit sind im technisch günstigsten Fall erst ab einer Menge von 60 cbm je Stunde möglich. Das entspricht 60.000 Liter also 6 Millionenfach stündlich die tödliche Dosis!
Kommt es also nur zu einer mittleren Leckage würde COvestro und natürlich auch Bayer für den Tod von hunderten oder tausenden von Anwohnern, Frauen und Kindern, Alten und Jungen verantwortlich gemacht.
Wenn jetzt von Ihnen wieder die Arie von der „sichersten Leitung“ kommt, dann empfehlen wir Ihnen, den jungen Künstlern der Musikschule Monheim zuzuhören. Die haben in „Rheinheim-Das Katastrophen-musical“ viele dieser Stereotypen musikalisch, künstlerisch gekonnt kolportiert.
Und auch die Häufung der Chemieunfälle im Sommer 2015 – in Gladbeck, Hamburg und im Chempark Uerdingen – sollte zu denken geben. Das erinnert fatal an die Serie aus dem Jahr 2008 und wieder war auch Bayer beteiligt.
Und wenn Sie, Herr Dekkers von den Anwohnern immer wieder und auch 2015 noch „mehr Mut zum Risiko“ gefordert haben,
möchte ich Ihnen mit Eugen Roths Versen antworten:
So mancher hat sich wohl die Welt
Bedeutend besser vorgestellt –
Getrost ! Gewiß hat sich auch oft
Die Welt viel mehr von ihm erhofft!
Folgt irgendwann das Bundesverfassungsgericht der Auffassung des OVG, dann könnte es noch schlimmer kommen: Dann muss sich COvestro und wohl auch Bayer wegen drohender Nachhaftung auf weitere Zig-Millionen Kosten zum Rückbau der Pipeline und zur Wiederherstellung der dann zu Unrecht in Anspruch genommenen Flächen einstellen. Auf wesentliche Entschädigungen brauchen Sie nicht zu hoffen, da Bayer auf eigenes Risiko gebaut hat. Ein Hinweis könnte der Streitwert des Verfahrens mit 50.000 Euro sein!
Für eine vergoldete Rolex würde das aber wohl noch reichen!
Wo und ob diese Risiken und auch die Milliarden-Lücke aus dem Börsengang sich in den Zahlen 2015 verstecken, sollten Sie eigentlich den Aktionären erläutern können!
Aber ob Sie das wirklich transparent tun, ist sehr fraglich?
(Die Einlage der Mutter Bayer an die COvestro von nur 140 Millionen sieht da doch sehr gering aus. Da ist Bayer – also eigentlich Sie als Aktionäre – bei der Kapitalerhöhung durch mit 1,7 Mrd und der Sacheinbringung mit ebenfalls 1,7 Mrd schon deutlich höher eingestiegen. Die Ausgabe neuer Aktien vor allem an Finanzinvestoren kam ldiglich auf 1,4 Mrd. Insgesamt hat sich der Vorstand gegenüber eigenen, früheren Planungen um mindestens 1 Mrd verschätzt. Die Zurückhaltung der langjährigen, treuen Bayer-Aktionäre gegenüber diesem Konstrukt ist da nur zu verständlich.)
Wir haben als Initiative mit Ihnen, Herr Deekers bald schon den zweiten Bayer-Chef „geschafft“. Von Ihnen ist die Hoffnung auf Information und Transparenz in Antworten des Vorstands leider bisher enttäuscht worden. Wir sind gespannt, ob es diesmal anders wird?
Aber zumindest für Sie Herr Baumann möchten wir wünschen, dass es Ihnen nicht genau so geht wie dem Mensch im folgenden Gedicht von Eugen Roth:
Ein Mensch geht leider ganz allein,
Und kauft sich neues Schuhwerk ein.
Er tritt zu seinem spätern Schaden
Gleich in den nächsten besten Laden,
Wo ihm ein milder Überreder
Die Machart anpreist und das Leder.
Und schwörend, dass der Schuh ihm passe,
schleppt er sofort ihn zu der Kasse.
Leicht ist es, Stiefel sich zu kaufen,
Doch schwer, darin herumzulaufen.
Aber Sie, Herr Baumann kennen ja zumindest diesen Laden!
Nur die richtigen Schuh zum, Laufen sollten sie noch finden.
Ihnen Herr Dekkers noch ein „Tot Ziens“ und vielleicht sieht man sich ja nochmal, wenn Sie irgendwann zu Bayer als Aufsichtsrat zurückkehren. Ob Bayer dann als möglicherweise „Nur – Pharmaunternehmen auch Übernahmekandidat eines noch größeren Akteurs“ wird, das kann heute wohl keiner sagen.
Eins ist viel wahrscheinlicher: Dass das CO-Pipeline-Problem immer noch an dem Bayer/COvestro Image haftet!
Ich danke Ihnen für ihre Aufmerksamkeit. Bleiben Sie kritisch bei Ihrer späteren Stimmabgabe, wenn Sie keine weiteren Image- und Geldschäden mehr wünschen. Und wenn Ihnen der Vortrag gefallen hat, dann ist vielleicht ein zarter Beifall angebracht.