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Chemische Kampfstoffe in Nord- und Ostsee

CBG Redaktion

BAYER muss sich am Bergungsprogramm beteiligen!

Die Bundesregierung hat ein Sofortprogramm zur Bergung von Munitionsaltlasten aus Nord- und Ostsee aufgelegt. 58 Millionen Euro stellt die Ampelkoalition dafür bis zum Jahr 2025 zur Verfügung. Allerdings reichen die Mittel nach ihren Angaben nicht aus, um die Gesamtmenge von 1,6 Millionen Tonnen Munition und mehr als 5.000 Tonnen chemischer Kampfstoffe zu sichern. „Nach Auffassung der Bundesregierung ist eine flächenhafte Beräumung und Vernichtung aller versenkten Munition nicht umsetzbar“, heißt es in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Partei „Die Linke“.

Wegen der großen Gefahr, die von den Mitteln für Mensch, Tier und Umwelt ausgeht, fordert die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) jedoch eine solche Komplett-Räumung – und hält diese auch für finanzierbar. „Wenn dem Staat das Geld fehlt, alle chemischen Zeitbomben aus dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg unschädlich zu machen, dann müssen BAYER und die anderen Firmen einen Beitrag leisten, denn sie waren es, die mit diesen Minen, Kampfstoffen und Bomben einst die Waffenarsenale der Militärs füllten“, so CBG-Geschäftsführer Marius Stelzmann.

Der Leverkusener Multi hatte 1914 mit Dianisidin eine der weltweit ersten Chemie-Waffen entwickelt. Bis 1939 folgten weitere Kampfstoffe wie Chlorkohlenoxyd, Blausäure, Tabun, Sarin und Lost. Neben bestimmten Arsen-Verbindungen sieht das Umweltbundesamt dieses Lost in Form von Zäh-Lost – einer Mixtur aus Schwefel-Lost und Verdickungsmitteln – als besonders bedrohlich an. Während sich andere Kampfstoffe im Wasser nämlich allmählich zersetzen, behält diese Substanz eine feste Konsistenz und verliert kaum etwas von seiner Wirksamkeit. „Die meisten der bisher bekannten Unfälle mit Kampfstoffen wurden durch Zäh-Lost rund um das Versenkungsgebiet östlich der dänischen Ostsee-Insel Bornholm verursacht, wobei Klumpen von Zäh-Lost in Fischernetze gerieten“, konstatiert die Behörde.

Die Zahl der Unfälle im Zeitraum von Januar 2010 bis Februar 2022 beziffert die Bundesregierung in ihrer Antwort auf die Linkspartei-Anfrage, die sich auf Informationen aus den Küstenländern stützt, auf 107. Vier Menschen starben und 256 verletzten sich.

Der Meeresbiologe Dr. Stefan Nehring hat die Vorfälle von Kriegsende 1945 bis einschließlich 2015 systematisch untersucht und kommt auf insgesamt 418 Tote und 720 Verletzte.

„Das ist ein alarmierender Befund, der dazu aufruft, schnell zu handeln und dabei umfassende Maßnahmen zu ergreifen“, konstatiert Stelzmann abschließend.

Pressekontakt:

Marius Stelzmann 0211/33 39 11

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