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Burma

CBG Redaktion

Presse Info vom 25. September 2007

Hybride Geschäfte

Coordination gegen BAYER-Gefahren kritisiert BAYER-Engagement in Burma

BAYER hat in der Vergangenheit nicht davor zurückgeschreckt, Geschäfte mit dem südafrikanischen Apartheidsregime oder Militärdiktaturen in Südamerika zu machen. Deshalb gehört der Leverkusener Chemie-Multi jetzt zu den wenigen Global Playern, die in dem von Generälen regierten Burma (Myanmar) noch wirtschaftliche Aktivitäten entfalten.

Während die auch nicht gerade zimperlichen Konzerne REEBOK und PEPSI COLA Burma bereits verlassen haben, hat der Agro-Riese das Land als Absatzmarkt für eine spezielle Reis-Art auserkoren. Im Moment führt der Saaten-Mogul gerade einen Test mit einer hybriden, also sterilen und nicht zur Wiederaussaat bestimmten Sorte durch. BAYER-Manager Harald Printz will die Militärdiktatur damit in die Lage versetzen, auf dem Reis-Markt mit Thailand zu konkurrieren. „Ich weiß nicht, wann der Staat sich öffnen wird. Aber wir sind darauf vorbereitet. Wenn es 20 Jahre dauert, dauert es eben 20 Jahre. Wir haben eine längerfristige Perspektive. Wir glauben, wenn wir Jahr für Jahr weitermachen, haben wir später eine gute Marktposition“, erläutert er die Geschäftspolitik des Unternehmens.

Das Engagement von BAYER hat sogar die bekannte indische Aktivistin Vandana Shiva auf den Plan gerufen. Das Beispiel in ihrem Heimatland vor Augen, warnte sie: „Die multinationalen Konzerne haben den ganzen Sektor für landwirtschaftliche Bedarfsgüter wie Samen und Agrochemikalien übernommen. Wenn diese Unternehmen teure Samen und Pestizide auf den Markt drücken, dann verkaufen sie das auf Kredit-Basis, und diese Kredite können die kleinen LandwirtInnen nicht zurückzahlen. Die Erfahrung, die Indien machen musste, ist ein Zeichen dafür, was Burma vielleicht bevorsteht“, so Shiva. Sie übte auch konkret Kritik an dem Hybrid-Reis, weil er steril ist und die FarmerInnen ihn deshalb nicht jedes Jahr wieder neu aussäen können. Zudem sei er anfälliger für Pflanzenkrankheiten und stelle einen Angriff auf das traditionelle landwirtschaftliche Wissen um die Artenvielfalt des Reises dar. Shiva machte sogar eine Wahlverwandtschaft zwischen BAYER und Burma aus. „Diese Agro- und Biotech-Riesen errichten eine Diktatur. Sie verwandeln sogar Demokratien in Diktaturen. Sie sollten definitiv nicht in Burma sein – sie sollten nirgendwo sein. Sie sollten auch nicht in demokratischen Gesellschaften sein, weil sie freie Gesellschaften wie Indien in eine Diktatur verwandeln, wo nicht mehr die Landwirte selbst, sondern nur die Agro- und Saatgut-Multis entscheiden.“

Aber gerade unter den Bedingungen einer autoritären Regierung fällt es schwer, sich gegen den Wirtschaftsimperialismus der Global Player zur Wehr zu setzen. „Es ist gefährlich, etwas Öffentliches wie eine Demonstration zu machen. Wir müssen eine gute Strategie gegen BAYER haben“, sagt etwa Achmad Yakub von der internationalen Kleinbauern-Organisation VIA CAMPESINA. Er hofft durch Graswurzel-Aktivitäten wie kleine Boykotts etwas erreichen zu können und hat einen flammenden Appell an BAYER gerichtet, sich aus dem Land zurückzuziehen.

The Irrawaddy: Bayer´s Hybrid Rice Testing in Burma Under Fire

25.09.2007, German Foreign Policy

Vereinigungen von Kleinbauern kündigen Proteste gegen die Aktivitäten des deutschen Bayer-Konzerns in Myanmar an

Bayer will in Myanmar eine neue Reissorte einführen, die hohe Erträge verspricht und das Land in der Agrarkonkurrenz gegen Thailand stärken soll. Bauernorganisationen kritisieren, dass der Bayer-Reis nicht fortgepflanzt werden kann; das Saatgut muss jedes Jahr neu gekauft werden. Weil das mit den Mitteln von Kleinbauern nicht zu finanzieren ist, rechnen Beobachter nach der Einführung der neuen Reissorte mit Massenbankrotten in ländlichen Gebieten. Wie die indische Bürgerrechtlerin Vandana Shiva berichtet, haben sich in Indien mehr als 150.000 Landwirte das Leben genommen, nachdem sie durch sterilen Hybridreis in den Ruin getrieben wurden. In Myanmar kündigen Aktivisten jetzt Proteste gegen Bayer an. Man dürfe nicht dulden, dass Firmen wie der Leverkusener Konzern über die Existenzgrundlage mittelloser Kleinbauern entscheiden, fordert Vandana Shiva: „Diese Agrochemie- und Biotech-Unternehmen bringen eine Diktatur hervor.“

Burma

CBG Redaktion

Sehr geehrte Damen und Herren,

mein Name ist Ulrike Bey. Ich arbeite für die Burma-Initiative des Asienhauses, die sich für die Wahrung der Menschenrechte und Demokratisierung in Burma / Myanmar einsetzt.

Sicher erinnern Sie sich noch an die Bilder vom vergangenen September, als Tausende Mönche, gefolgt von Bürgerinnen und Bürgern in Burma auf die Straße gingen, um für ein besseres Leben und grundlegende bürgerrechtliche Freiheiten zu demonstrieren.

Die Proteste wurden brutal niedergeschlagen, es gab mindestens 31 Tote, zahlreiche Verletzte. Eine Verhaftungswelle folgte und Hunderte sind noch immer auf der Flucht.

Diese Ereignisse waren der traurige Höhepunkt der Machenschaften eines Regimes, das seit Jahrzehnten die Menschenrechte mit den Füßen tritt, das bekannt ist für den Einsatz von Zwangsarbeit und Terror gegen die eigene Bevölkerung.

Wussten Sie, liebe Aktionärinnen und Aktionäre, dass Bayer über seine Tochterfirma Myanmar Aventis CropScience Ltd als eines der wenigen westlichen Unternehmen Geschäfte macht mit diesem skrupellosen Regime?

Bayer unterhält eine Niederlassung in Rangun und plant Versuche mit Hybridreis, der später dort vermarktet werden soll.

BAYER-Manager Harald Printz wird in der von Exil-Burmesen herausgegebenen Zeitung „The Irrawaddy“ wie folgt zitiert: „Ich weiß nicht, wann der Staat sich öffnen wird. Aber wir sind darauf vorbereitet. Wenn es 20 Jahre dauert, dauert es eben 20 Jahre. Wir haben eine längerfristige Perspektive. Wir glauben, wenn wir Jahr für Jahr weitermachen, haben wir später eine gute Marktposition“.

Leider gibt der Konzern keine Auskunft über seine Geschäfte in Burma – auf unsere Nachfragen haben wir keine Antwort erhalten.

Wirtschaftliche Aktivitäten sind in Burma nicht ohne eine Kooperation mit dem Militärregime möglich. Ihm werden durch die Geschäfte Mittel zur Verfügung gestellt, die zum Kauf neuer Waffen und Militärausrüstung verwendet werden, welche auch gegen die eigenen Bevölkerung gerichtet werden.

In die soziale Infrastruktur, das Bildungs- und Gesundheitswesen hingegen fließt wenig Geld aus den Staatskassen.

Es war die wirtschaftliche Verzweiflung, die die Menschen im vergangenen Herbst zunächst auf die Straßen getrieben hat.

Ich frage den Vorstand:

Wie hoch sind die Steuern und Abgaben, die Bayer jedes Jahr dem Regime zur Verfügung stellt?

Wie hoch sind Bayers Umsätze in Burma?

Wer mit dem Militärregime in Burma Geschäfte macht, macht sich mitverantwortlich für die Gewalt gegen die Bevölkerung dieses Landes.

Die internationale Arbeitsorganisation hat wiederholt ihre Mitglieder – Unternehmen, Regierungen Gewerkschaften – dazu aufgefordert, ihre Aktivitäten in Burma zu überdenken. Sowohl Weltbank als auch Asiatische Entwicklungsbank bemängeln das schlechte Investitionsklima.

Was bewegt einen Konzern wie Bayer, in Burma zu investieren?

Ich appelliere an Ihre unternehmerische Verantwortung und fordere Sie auf Ihre Geschäfte mit der Militärjunta zu beenden.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

Antwort von Herrn Wenning:
BAYER verfolgt mit Sorge die politische Entwicklung in Burma. Mit seinen Reisfeldversuchen möchte BAYER langfristig den Bauern in Burma die Möglichkeit geben, ertragreichen Hybridreis anzubauen. BAYER ist der Meinung, dass ein Abbruch der wirtschaftlichen Aktivitäten nicht das Regime, sondern die Menschen in Burma treffen würde. Über die Umsätze, die Höhe der Abgaben und Steuern an die Militärregierung kann keine Auskunft gegeben werden.