Pressemitteilung vom 27. Januar 2003
franz. Agrarminister verhängt Teilverbot / Massensterben auch in Deutschland
Imker befürchten weitere Bienensterben durch BAYER-Pestizid GAUCHO
Der französische Agrarminster Hervé Gaymard hat das Anwendungs-
verbot des von der Firma BAYER hergestellten Pestizids GAUCHO auf Sonnenblumen um drei Jahre verlängert. Eine Beschränkungen für andere Pflanzen wurde jedoch abgelehnt. Vertreter französischer Imker zeigen sich enttäuscht und befürchten ein Anhalten des großen Bienen-
sterbens, dem seit Einführung des Pestizids im Jahr 1994 rund 50% aller Bienenvölker zum Opfer fielen.
Auch in Deutschland treten Massensterben von Bienen auf: am Nieder-
rhein sind 80% der Bienenvölker tot, in anderen Gebieten sind es 30 bis 50%. Der in GAUCHO enthaltene Wirkstoff Imidacloprid ist in Deutsch-
land unter dem Namen CONFIDOR auf dem Markt.
Die Imkerin Renate Ruck aus Maillezais kommentiert: „Die Anwendung von GAUCHO auf Mais ist extrem bienenschädlich – da jedoch GAUCHO auch auf anderen Kulturen angewendet wird (z.B. Weizen) und Rück-
stände noch nach drei Jahren in der Erde zu finden sind, wäre selbst ein erweitertes Verbot auf Maispflanzen nur von geringem Nutzen gewesen. Zudem gibt es mit REGENT ein weiteres Produkt, das mindestens genauso bienenschädlich ist. REGENT wird auch auf Sonnenblumen verwendet, so dass das GAUCHO-Verbot auf Sonnenblumen kein wirklicher Erfolg ist.“ Mehr als eintausend Imker hatten in der vergangenen Woche in Toulouse und Poitiers für ein Verbot der beiden Pestizide demonstriert; bei früheren Aktionen war u.a. die französische BAYER-Zentrale in Paris besetzt worden.
Der Inhaltsstoff von GAUCHO dringt in alle Teile der behandelten Pflanze und in die Pollen ein – eine tödliche Gefahr für die Bienen. Da das Mittel bis zu drei Jahren im Boden verbleibt, können selbst unbehandelte Pflanzen eine für Bienen tödliche Konzentration enthalten. Der Imker- Verband Union National d´Apiculteurs (UNAF), der rund 50.000 Imker vertritt, wirft BAYER vor, die Risiken von GAUCHO zu verschleiern und die französischen Zulassungsstellen systematisch zu belügen, und fordert daher ein vollständiges Verbot von GAUCHO und REGENT. BAYER hatte gegen das 1999 verhängte Teil-Verbot von GAUCHO vergeblich geklagt.
Die auf Verlangen des französischen Staatsrats (Conseil d´Etat) herbeigeführte Entscheidung des Landwirtschaftsministeriums beinhaltet auch, dass die Verwendung von GAUCHO zu Versuchszwecken in bestimmten Regionen ganz ausgesetzt wird. Ruck kritisiert: „Da in den Versuchszonen weiter das Pestizid REGENT verwendet wird, ist auch dort nicht mit einem Ende des Bienensterbens zu rechnen. Damit wird auch der Nachweis eines Zusammenhangs zwischen Pestizideinsatz und Bienensterben erschwert.“
Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren: „Es ist zu befürchten, dass auch die Bienensterben in Deutschland mit dem Wirkstoff Imidacloprid zusammen hängen. Pestizide mit dem Inhaltsstoff Imidacloprid gehören mit einem Umsatz von mehr als einer halben Milliarde Euro jährlich zu den wichtigsten BAYER-Produkten – dies ist der Grund, weswegen sich das Unternehmen trotz der gravierenden Umweltschäden mit Zähnen und Klauen gegen Anwendungsverbote wehrt.“ Mimkes fordert die Behörden auf, die Zulassung von Imidacloprid zurück zu ziehen, wenn sich ein Zusammenhang mit den Bienensterben bestätigt.