Rheinische Post | 20.06.2011
BBS: Sommerfest mit Protest
350 Beschäftigte machten am Samstag am Eingang der Kurt-Rieß-Sportanlage, wo das Firmensommerfest gefeiert wurde, ihrem Unmut Luft. Von den Ausgliederungsplänen bei der Bayer-Tochterfirma sind 260 Stellen betroffen.
KÜPPERSTEG Es war wohl kein wirklich guter Tag für das Sommerfest der Konzerntochterfirma Bayer Business Services (BBS): Das Wetter mit teils heftigen Regenschauern, Wind und Gewitter spielte nicht richtig mit, und vor der Kurt-Rieß-Sportanlage neben der BayArena hatten sich Gewerkschafter versammelt, die am Zugang zum Gelände gegen die von BBS geplante Ausgliederung von Teilen der IT-Infrastrukturdienstleistungen an Siemens demonstrierten.
Die IG Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) und die Betriebsratsgruppe Belegschafts-Team hatte am Freitag zu der Demonstration aufgerufen. Der Ärger über die BBS-Pläne in der Belegschaft scheint so groß zu sein, dass rund 350 Mitarbeiter unter die Stelzenautobahn kamen, um zu demonstrieren. Das taten sie friedlich, aber dank zahlloser Trillerpfeifen umso lauter, während die Gäste des Sommerfestes zur Sportanlage kamen und sich dort von einer Eventagentur bespaßen ließen.
Reden von de Win und Hoffmann
„Von den Ausgliederungen sollen etwa 260 Mitarbeiter an allen deutschen Standorten betroffen sein, davon knapp 150 allein in Leverkusen“, sagte Thomas de Win, Gesamtbetriebsratsvorsitzender bei Bayer. Hinzu kämen noch rund 290 Zeitarbeitskräfte. 2007 habe man bereits einen tariflichen Sonderweg gewählt, die Arbeitsbedingungen wettbewerbsfähig gestaltet und so zur Sicherung der Arbeitsplätze beigetragen, so de Win, der ebenso wie IG BCE-Landesbezirksleiter Reiner Hoffmann zu den Demonstranten sprach. Jetzt drohten die Arbeitsplätze ganz wegzufallen.
Eva Weinberg ist in Leverkusen Sekretärin bei BBS. „Ich bin seit 32 Jahren bei Bayer. 2007 zu Beginn der Krise sind wir zum Beispiel freiwillig auf die 40-Stunden-Woche hochgegangen, und jetzt? Auf mich wirkt das alles, als gelte ‚Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen‘“, äußerte Weinberg im Gespräch mit unserer Zeitung spürbar betroffen.
Bei BBS nahm man die Demonstration gelassen auf. Ein Sprecher erklärte gegenüber unserer Zeitung, dass es das legitime Recht der Beschäftigten sei, gegen die Pläne zu protestieren. Das Unternehmen sei aber „im Gespräch“ mit der Arbeitnehmerseite. Die Gewerkschaftsgruppe der „Durchschaubaren“ hatte sich an den Protest der IG BCE angehängt, verteilte ebenfalls Flugblätter und hatte den Slogan der größeren Gewerkschaft IG BCE „BBS – Bayer braucht Services“ leicht abgewandelt in „Bayer braucht Service“. VON CLAUS-PETER GRIES