Ein Must in der Mast:
BAYERs BAYTRIL
In bundesdeutschen Tierställen kommen große Mengen Antibiotika zum Einsatz, die auch in der Humanmedizin Verwendung finden, was die Bildung resistenter Keime weiter begünstigt. Bei der kritischen Klasse der Fluorchinolone, die BAYER in Apotheken als AVALOX und CIPROBAY und im Veterinärbereich als BAYTRIL vertreibt, stieg die abgegebene Menge im vergangenen Jahr bei insgesamt rückläufigen Zahlen auf 13 Tonnen.
Von Philipp Mimkes
In der Intensiv-Tierhaltung kommen rund 40 Mal mehr Antibiotika zum Einsatz als in deutschen Krankenhäusern, und sieben Mal mehr als in der Humanmedizin insgesamt. Zunehmender Beliebtheit in der Zuchtbranche erfreuen sich die auch in BAYERs BAYTRIL enthaltenen Fluorchinolone. Im vergangenen Jahr wurden in der Tiermast 13 Tonnen Fluorchinolone verabreicht, nach 10 Tonnen im Jahr zuvor und 8 Tonnen im Jahr 2011. Das geht aus Daten hervor, die das „Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit“ veröffentlicht hat. Die Menge der Cephalosporine blieb dagegen mit sechs Tonnen konstant. Beide Substanzklassen gelten als Reserve-Antibiotika. Sie finden bei PatientInnen mit schweren Krankheiten Verwendung, wenn normale Antibiotika nicht mehr anschlagen. Ein starker Einsatz dieser Medikamente in Ställen führt dazu, dass die Krankheitserreger Resistenzen gegen die Mittel bilden.
Während immer mehr Fluorchinolone in den Ställen landeten, ging die Anzahl der Verschreibungen weniger gefährlicherer Bakterizide 2013 zurück. An TierärztInnen abgegeben wurden 1.452 Tonnen und damit 167 Tonnen weniger als 2012, wie die amtlichen Daten in einer Information für den Bundestag zeigen. Im Jahr 2011 waren es noch 1706 Tonnen gewesen.
Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN fordert seit langem ein Verbot der Gabe besonders wichtiger Reserve-Antibiotika in der Tiermast. Uwe Friedrich, CBG-Vorstandsmitglied: „Wir brauchen eine antibiotika-freie Tierzucht. Letztlich ist dies nur möglich, wenn das System der tierquälerischen Mast, das den exzessiven Einsatz von Bakteriziden erst notwendig macht, durch eine bäuerliche und ökologische Landwirtschaft ersetzt wird“. Auch der BUND FÜR UMWELT UND NATURSCHUTZ DEUTSCHLAND (BUND) verlangt ein strengeres Arzneimittelgesetz. „Reserve-Antibiotika haben in Massentierhaltungen nichts verloren und müssen verboten werden“, so Agrarexpertin Reinhild Benning.
Seit 2011 sind Pharmaindustrie und Großhändler verpflichtet zu melden, welche Mengen bestimmter Arzneimittel sie an TierärztInnen abgeben. Ein Großteil der Antibiotika geht dabei seit Jahren an Landkreise in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, in denen es viele große Mastanlagen gibt. Nach einer Studie der Hochschule Hannover, der Uni Leipzig und des „Bundesinstituts für Risikobewertung“ aus dem Jahr 2011 erhalten Hühner innerhalb ihrer 39-tägigen Mast in einem durchschnittlichen Betrieb an zehn Tagen Antibiotika. Ein Mastschwein wird in seinen 115 Tagen Lebenszeit an 4,2 Tagen mit Antibiotika behandelt. Wie viel BAYTRIL die Tiere genau bekommen, ist unbekannt. BAYER hält die Verkaufszahlen für das Mittel seit einigen Jahren geheim. Die letzten Angaben machte das Unternehmen 2012 auf der Hauptversammlung. Erst auf mehrmalige Nachfrage Kritischer AktionärInnen hin hatte der Vorstandsvorsitzende dort die Verkaufszahlen für 2011 genannt: 166 Millionen Euro. Der Absatz dürfte inzwischen aber noch gestiegen sein und den Konzern auch in diesem Jahr zufriedenstellen, obwohl in der Bundesrepublik seit Juli die „Tierarzneimittel-Mitteilungsdurchführungsverordnung“ gilt. Diese sieht nämlich lediglich strengere Dokumentationspflichten vor, lässt die krankmachenden Strukturen der Massentierhaltung jedoch unangetastet.