180 Kilo Indaziflam im Fluss
Presse-Information vom 09.09.24
Am 24. August gelangten vom Klärwerk Leverkusen-Bürrig aus 180 Kilogramm des Pestizid-Bestandteils 2,6-Dimethyl-1-Aminoindan in den Rhein. Die Bezirksregierung Düsseldorf löste sofort Rheinalarm aus. Noch am 4. September maß das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) an verschiedenen Stellen wie Düsseldorf-Flehe und Duisburg-Homberg deutlich erhöhte Werte für die Komponente des BAYER-Ackergiftes Indaziflam.
Die Substanz wirkt akut toxisch und kann Haut- und Augenschäden verursachen. Für Wasserlebewesen stellt sie eine unmittelbare Bedrohung dar. Erschwerend kommt das derzeitige Niedrigwasser hinzu, da es für eine Erhöhung der Schadstoff-Konzentrationen sorgt. Indaziflam selbst ist in der EU gar nicht zugelassen. Der Leverkusener Multi produziert es in Dormagen nur für den Export in Länder mit laxeren Genehmigungsvorschriften.
Dem LANUV zufolge gehört 2,6-Dimethyl-1-Aminoindan zur Wassergefährdungsklasse 2, was „deutlich wassergefährdend“ bedeutet. „Das ist vor allem für trinkwasser-gewinnende Betriebe im weiteren Verlauf des Rheins, vor allem in den Niederlanden, von Bedeutung“, so LANUV-Pressesprecherin Birgit Kaiser de Garcia gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Erst in der letzten Woche hatten niederländische Wasserversorger in einem Schreiben an Bundesumweltministerin Steffi Lemke über die hohen Chemie-Lasten im Rhein aus Richtung Deutschland geklagt und konkret Grenzwerte für PFAS-Substanzen verlangt.
Der Klärwerksbetreiber Currenta stieß bei einer Routine-Kontrolle auf den massiven Pestizid-Eintrag in den Fluss. Eine Erklärung dafür konnte er nicht vorbringen.
„Es ist ein Unding, dass die Currenta die Pestizid-Einleitungen nur zufällig entdeckte. Ein Klärwerk sollte technisch so ausgestattet sein, dass es die Abwasser-Ströme misst und bei Unregelmäßigkeiten sofort Alarm schlägt. Aber die Currenta hat offenbar nichts aus den Katastrophen und Zwischenfällen der letzten Jahre gelernt. Noch nicht einmal die Krisen-Kommunikation verläuft besser. Auf der Webseite findet sich kein Sterbenswörtchen über die Gift-Fracht“, kritisiert Marius Stelzmann von der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG).
Für die Coordination hat der Pestizid-Baustein zudem überhaupt nichts in Leverkusen zu suchen. BAYER produziert Indaziflam im Chem„park“ Dormagen, wo es ein eigenes Klärwerk gibt. Die Currenta aber schiebt die Fabrikationsrückstände aus ökonomischen Gründen zwischen Dormagen und Leverkusen hin und her, um die Kapazitäten möglichst optimal zu nutzen. Von einem „wechselseitigen Entsorgungsverbund“ spricht das Unternehmen.
Die CBG sieht sich durch die aktuelle Rhein-Verseuchung in ihrer Forderung bestätigt, die Ausfuhr von innerhalb der EU nicht erlaubten Agro-Chemikalien zu verbieten. „Wie der Vorfall in Leverkusen-Bürrig zeigt, gehen von Indaziflam & Co. nämlich auch hierzulande beträchtliche Risiken aus“, hält Stelzmann abschließend fest.
Pressekontakt:
Marius Stelzmann 0211/33 39 11
presse@cbgnetwork.org