Am Pariser „March contre MONSANTO/BAYER et l‘agrochimie“ im Mai 2021 hatte neben der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN auch die Initiatve SECRETS TOXIQUES teilgenommen. Sie setzt sich zum Ziel, versteckte giftige Stoffe, welche in als „glyphosatfrei“ deklarierten Pestiziden enthalten sind, sichtbar zu machen. In Frankreich sind glyphosathaltige Pestizide nämlich seit 2019 für den Verkauf an Privatpersonen verboten. BAYER/MONSANTO reagieren darauf mit der Einführung giftiger neuer Formulierungen, deren harmlos klingende Hauptzutat Essig ist. Nicht aufgeführt sind aber weitere Inhaltsstoffe wie zum Beispiel Arsen. CBG-Geschäftsführer Marius Stelzmann sprach mit Philippe Piard über die Arbeit der Organisation.
Könntest Du dich und deine Organisation kurz vorstellen?
Ich bin Philippe Piard, ein Kleinbauer aus dem Süden Frankreichs. Der Verein, dem ich angehöre, heißt SECRETS TOXIQUES (Toxische Geheimnisse, Anm. SWB) Dieser Verein ist ein Dachverband. Ungefähr 30 Gruppen sind zur Zeit Mitglied.
Was motivierte euch, am March teilzunehmen?
Wir sind heute hier in Paris, weil BAYER/MONSANTO ein Symbol ist: ein Symbol für die Vergiftung der Welt, ein Symbol für die Lügen, die man den Leuten über die Ungiftigkeit ihrer Unkrautvernichtungsmittel erzählt.
Seit wann besteht eure Gruppe?
Unsere Gruppe nahm im Dezember 2020 ihre Arbeit auf, als wir eine Anzeige gegen Unbekannt erstatteten, auf Grundlage einer Studie von Prof. Gilles-Éric Séralini und Gerald Jungers, die das Vorkommen von nicht deklarierten Giftstoffen in mehreren Unkrautvernichtungsmitteln ohne Glyphosat als Wirkstoff nachwies (Zum Beispiel in BAYERs ROUNDUP SPEED EVERGREEN, Anm. SWB). Diese Unkrautvernichtungsmittel sollten nur Essigsäure, Pelargonsäure oder Caprinsäure enthalten. Die Studie zeigte jedoch, dass auch Schadstoffe drin waren: Arsen, Blei und andere Schwermetalle, aber auch polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe. Diese Produkte werden von BAYER, CLEARLAND, COMPO, SOLABIOL u. a. verkauft. Es ist sehr schockierend, diese Schadstoffe in Produkten zu finden, die sicher sein sollen! Also haben wir die Staatsanwaltschaft aufgefordert, Untersuchungen anzustellen und haben Anzeige gegen Unbekannt wegen Etikettenschwindels, Falschdeklaration, Gefährdung des Lebens Dritter und Umweltschädigung erstattet.
Was sind die Ziele der Kampagne, und wie wollt ihr diese erreichen?
Das Hauptziel unserer Kampagne ist es, die Schlupflöcher im System der Bewertung von Pestiziden aufzuzeigen. Wir berufen uns auf ein Urteil des Gerichtshofs der Europäischen Union, das sich mit den EU-Regularien zur Genehmigung von Pestiziden befasst. Das Gericht sagt uns, wie die Regeln anzuwenden sind. Wir haben den Verdacht, dass die europäische Lebensmittelbehörde EFSA sich nicht an diese hält. Wenn nämlich eine Studie über Pestizide, die neu auf den Markt kommen sollen, korrekt durchgeführt würde, müsste sie zeigen, dass die kumulativen Wirkungen der verschiedenen Schadstoffe im Produkt 1.000 bis 100.000 mal gefährlicher sind als der Wirkstoff, der von der EFSA untersucht wird. Wir haben auch den Verdacht, dass keine Untersuchung der langfristigen Giftigkeit und krebs-erregenden Wirkung des gesamten Inhalts der Produkte durchgeführt wird.Wir werden alles tun, was wir auf dem Gerichtsweg erreichen können, um das Gesetz durchzusetzen, sowohl in Europa als auch in Frankreich. Warum? Weil kein Pestizid auf den Markt und auf die Felder kommen kann, wenn seine tatsächliche Giftigkeit bekannt ist.
Du bist selber Bauer. Wie beeinflusst das deinen Blickwinkel im Kampf gegen BAYER/MONSANTO?
Als Bauer, der seit 16 Jahren biologisch arbeitet, weiß ich, dass es eine andere Art Pflanzen anzubauen und Vieh zu züchten gibt. Leben liebt das Leben. BAYER/MONSANTO liefert nur den Tod. Tod für die Umwelt, Tod für den Bauern, der ihre Pestizide benutzt, Tod für Menschen, die diese ungesunden Lebensmittel essen und verschmutztes Wasser trinken.
Was war für dich heute beim March das Wichtigste?
Für mich war heute der Hauptpunkt zu zeigen, dass wir vereint sind, enschlossen und bereit, unseren Kampf zu gewinnen.
Wie lange seid ihr schon Teil des Bündnisses, das den March organisiert?
Für mich ist es das erste Mal, dass ich am Marsh teilnehme, und ich war sehr stolz darauf, mich zu beteiligen. Für SECRETS TOXIQUES ist es auch das erste Mal – wir sind eine junge Organisation. Aber wir werden nächstes Jahr auch hier sein.
Kannst Du uns von weiteren Konzernverbrechen von BAYER/MONSANTO in Frankreich erzählen?
Das Hauptverbrechen von BAYER/MONSANTO in meinen Augen ist die Lüge, die sie so viele Jahrzehnte lang über die angebliche Unschädlichkeit ihrer Pestizide verbreitet haben. Dieses Verbrechen ist für eine allgemeine Vergiftung unserer Körper, unserer Felder, unserer Natur verantwortlich. Es ist für die Abnahme der Zahl der Vögel, Insekten und Säugetiere verantwortlich. Es ist für die Zunahme der Nervenkrankheiten, Krebs-Erkrankungen und genetischen Störungen verantwortlich. Es ist verantwortlich für die Zerstörung unserer Demokratien durch massives Lobbying mit dem Effekt, dass Menschen das Recht genommen wird, eine gesunde Lebensweise zu wählen.
Was sind deine Forderungen an BAYER/MONSANTO?
Ich fordere sie auf, ihre Verbrechen anzuerkennen, und ebenso fordere ich nichts von ihnen, denn wir brauchen sie nicht.
Hast Du eine Botschaft an die Vorstandsmitglieder von BAYER?
Ja, ich möchte sie fragen, wie sie ihren eigenen Kindern und Enkeln ihre Verbrechen erklären werden, nachdem sie gerichtlich verurteilt worden sind.
Hast Du eine Botschaft an unsere AktivistInnen?
Oh ja, die habe ich! Bitte erhebt Euch und schließt Euch zusammen. Wir können stärker sein als sie, aber wir müssen dafür zusammenstehen. Ihr könnt in eurem Land so etwas wie SECRETS TOXIQUES gründen, Ihr könnt Euch der europäischen Bewegung anschließen, die im Aufbau ist. Ihr könnt bei eurer nationalen Lebensmittelsicherheitsbehörde nach den Produkten fragen, die in der Untersuchung von Séralini und Junger analysiert wurden. Manche von ihnen werden auch in Deutschland verkauft! Dieser Kampf ist unser Kampf, und wir werden gemeinsam siegen!