Aktionsgruppe Babynahrung e.V.
Coordination gegen BAYER-Gefahren e.V.
12. Oktober 2006
Offener Brief an die Bayer AG
Babymilchprodukte: Klage gegen philippinische Regierung
Sehr geehrter Herr Vorstandsvorsitzender Wenning,
aus den Philippinen erreicht uns die Information, dass die Firma Bayer zusammen mit anderen Unternehmen gegen eine Verschärfung des sogenannten „Milk Codes“ durch die philippinische Regierung klagt.
Das philippinische Gesundheitsministerium hatte im Mai neue Regulierungen für die Vermarktung von Säuglings- und Kleinkindnahrung erlassen. Diese verbieten für Kinder unter drei Jahren jegliche Vermarktungsaktivitäten für Muttermilchersatzprodukte. Die Klage der Firmen führte nun zu einer Verzögerung des Inkrafttretens dieser Regeln. Zur Beteiligung von Bayer Philippines an der Klage finden Sie im Anhang einen Artikel aus dem Manila Standard.
UNICEF und WHO schätzen, dass weltweit etwa 1,5 Millionen Kinder pro Jahr sterben, weil sie nicht oder nicht ausreichend gestillt werden. Kinder, die gestillt werden, haben gegenüber ungestillten Kindern eine überlegene Immunabwehr. Die Gabe von Milchpulver führt zudem häufig zu Erkrankungen, da zum Anrühren der Milch kein sauberes Wasser zu Verfügung steht.
Die philippinische Regierung kritisiert, dass Reklame für Babynahrung „unterschwellige Botschaften“ vermittele, die „das Stillen untergraben“ und „Muttermilchersatzprodukte idealisieren“. Hierdurch werde die Gesundheit der Kinder leichtfertig gefährdet. In den Philippinen wurde in den vergangenen Jahren ein kontinuierlicher Rückgang der Stillraten beobachtet: Die durchschnittliche ausschließliche Stilldauer beträgt heute ganze 24 Tage, wohingegen die Weltgesundheitsorganisation mindestens sechs Monate empfiehlt. Nur noch 26 Prozent der Neugeborenen werden ausschließlich gestillt. Im Zentrum der Hauptstadt Manila, wo junge Eltern sehr stark mit Werbung für Muttermilchersatzprodukte konfrontiert werden, liegt diese Rate sogar unter einem Prozent.
Die neuen Vermarktungsvorschriften sollen die philippinischen Regelungen in Einklang bringen mit internationalen Bestimmungen wie der UN-Kinderrechtskonvention und dem „Internationalen Kodex zur Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten“. Letzterer wurde 1981 von der WHO mit Zustimmung der internationalen Babynahrungshersteller verabschiedet. Zugleich erweitern die neuen Bestimmungen den philippinischen Milk Code um einen Katalog von Sanktionen. Bei schwerwiegenden Verstößen reichen die Maßnahmen von Geldstrafen bis hin zum Rückruf der betreffenden Produkte und der Aufhebung der Geschäftslizenz des Unternehmens.
In diesem Zusammenhang möchten wir Sie fragen:
1. Beteiligt sich Bayer Philippines direkt oder über Unternehmens-Verbände an der Klage gegen die Verschärfung des philippinischen Milk Code?
2. Vertreibt Bayer Philippines Muttermilchersatzprodukte? Wenn ja, macht die Firma hierfür Werbung?
Sofern Bayer direkt oder indirekt an der Klage gegen den Milk Code beteiligt ist, fordern wir Sie auf, dieses Engagement sofort zu beenden und sich von dieser Klage öffentlich zu distanzieren. Die aggressive Vermarktung von Babymilch gefährdet die Gesundheit und das Leben Tausender philippinischer Kinder.
Harald Manninga, Aktionsgruppe Babynahrung
Philipp Mimkes, Coordination gegen BAYER-Gefahren