16. Januar 2012
Bespitzelung durch Nestlé: Solidarität mit attac!
Liebe Mitglieder von Attac-Schweiz
Ich bin als Gründungsmitglied und Aktivist bei der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG / www.CBGnetwork.org), bei ethecon www.ethecon.org) und beim Dachverband der Kritischen AktionärInnen (www.kritische-aktionaere.de) seit Jahrzehnten aktiv gegen multinationale Konzerne. Ich weiß, wie es sich anfühlt von Konzernen diffamiert, bespitzelt, bedroht, kriminalisiert, unter Druck gesetzt und auch in die Terroristenecke gedrängt zu werden.
Im Jahr 2007 haben wir bei ethecon den Internationalen ethecon Black Planet Award an Peter Brabeck-Letmathe und Liliane de Bettencourt, den Vorstandsvorsitzenden und die Großaktionärin des NESTLÉ-Konzerns verliehen, weil sie, und mit ihnen das verantwortliche Management und die hinter diesen stehenden Großaktionäre, Ethik und Moral mit Füßen treten und durch den Ruin von Gesellschaft, Mensch und Natur die Gefahr eines Schwarzen Planeten heraufbeschwören.
Ich wünsche euch viel Erfolg im Prozess gegen Nestlé wegen illegaler Überwachung und Persönlichkeitsverletzung. Auf dass Gerechtigkeit siege!
Wenn wir bei CBG und ethecon etwas für Euch tun können, dann meldet Euch.
Solidarische Grüsse
Axel Köhler-Schnura
Nestlé vor Gericht wegen Überwachung von Attac
Am 24. und 25. Januar 2012 stehen der Nahrungsmittelkonzern Nestlé und die Schweizer Sicherheitsfirma Securitas in Lausanne (Schweiz) wegen Bespitzelung der globalisierungskritischen Bewegung Attac vor Gericht. Mit dem Prozess, der lange auf sich hat warten lassen, wird endlich der Schleier der Verschwiegenheit gelüftet, der sich über den Bespitzelungsskandal gelegt hat.
Nestlé und Securitas sind angeklagt wegen illegaler Überwachung und Persönlichkeitsverletzung von Attac und deren Mitgliedern. Die Anzeigen erfolgten, nachdem das Westschweizer Fernsehen TSR am 12. Juni 2008 publik gemacht hatte, dass eine Gruppe von Attac-Vaud, die an einem Buch über die Nestlépolitik arbeitete, von einer Securitasmitarbeiterin im Auftrag von Nestlé infiltriert und ausspioniert worden war. Die Frau war 2003 unter der falschen Identität „Sara Meylan“ der Attac-Gruppe beigetreten, hatte Arbeitssitzungen besucht (teilweise bei den Mitgliedern zuhause) und darüber detaillierte Berichte zuhanden von Nestlé erstellt. Als Mitglied der Gruppe hatte sie Zugang zu internen Informationen und Zugriff auf sämtliche Recherchen der Autor/-innen, auf ihre Quellen und Kontakte sowohl in der Schweiz als auch im Ausland.
Spioninnen während Jahren aktiv
Am 26. September 2008 haben die Kläger/-innen beim Untersuchungsrichter eine weitere Securitas-Spionin angezeigt, die unter ihrem richtigen Namen 2008 noch immer aktiv bei Attac war. Nestlé und Securitas hatten zunächst behauptet, dass die Bespitzelung mit dem Abgang von „Sara Meylan“ im Juni 2004 beendet worden sei. Als dann diese zweite Agentin entdeckt wurde, haben die Firmen erklärt, diese Agentin hätte nach 2005 keine vertraulichen Berichte mehr für Securitas/Nestlé verfasst.
Das Strafverfahren wurde nach einer mangelhaften Untersuchung am 29. Juli 2009 eingestellt. Der damalige kantonale Untersuchungsrichter übernahm die Darstellungen von Nestlé und Securitas und begründete die Einstellung des Verfahrens u.a. mit der dreijährigen Verjährungsfrist des Datenschutzgesetzes. Dies, obwohl die zweite Nestlé-Securitas-Agentin noch 2008 aktiv bei Attac war!
Nun kommt es am 24. und 25. Januar 2012 zur Verhandlung im Zivilverfahren. Der Prozess ist öffentlich und es ist somit eine einmalige Chance, dass Transparenz über das Handeln von Nestlé und Securitas hergestellt werden kann.
Der Prozess findet im Tribunal darrondissement de Lausanne im Palais de justice de Montbenon am Dienstag und Mittwoch, 24 und 25. Januar von 9 bis 17 Uhr statt.
Infos: http://www.multiwatch.ch/de/p97000084.html