Süddeutsche Zeitung vom 29. März 2011
Stefan Weber beschreibt in der Serie „Starke Marken“ die Historie von Aspirin und hangelt sich hierbei sorgsam entlang der Verlautbarungen und Anekdoten der Bayer AG. Die Kehrseiten der „Volkspille“ werden in dem halbseitigen Artikel mit gerade mal einem Satz erwähnt.
Aspirin ist unwidersprochen ein hochwirksames Medikament, das aber, anders als die Werbung suggeriert, mit schweren Nebenwirkungen einhergehen kann. Der Wirkstoff greift tief in den biochemischen Haushalt des Körpers ein und kann u.a. Blutungen im Magen-Darm-Trakt und Magengeschwüre verursachen. Trotzdem versucht die Bayer AG das Präparat als „Wunderpille“ zu vermarkten – zum Beispiel mit der website WonderDrug.com. Von den Gefahren findet sich in der Werbung kein Wort. Dabei sterben in den USA mehr Menschen an Aspirin-Nebenwirkungen als beispielsweise an HIV oder Verkehrsunfällen.
Auch die Werbekampagnen, mit denen Bayer schon Ende des 19. Jahrhunderts für das Präparat warb, werden in dem Artikel beschrieben. Stefan Weber zeigt sich auch hierbei ganz als langjähriger Haus- und Hof-Schreiber von Bayer: denn praktisch zeitgleich mit Aspirin brachte das Unternehmen damals das „verträgliche Hustenmittel“ (O-Ton Bayer) Heroin auf den Markt. Weltweit schaltete Bayer Anzeigen, die gleichzeitig für Aspirin und Heroin warben. Hierauf einzugehen hätte wohl aber zu viel Schatten auf die „Volkspille Aspirin“ geworfen.
Philipp Mimkes
Coordination gegen BAYER-Gefahren e.V.
Artikel Die Volkspille