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[Arnold] Redebeiträge HV 2017

CBG Redaktion

Gottfried Arnold (Kinderarzt) Hormon-ähnliche Chemikalien/Kohlenmonoxid-Pipeline

Sehr geehrter Herr Baumann,
sehr geehrter Herr Wenning,
sehr geehrte Damen und Herren Aktionäre,

mein Name ist Gottfried Arnold und ich spreche zu Ihnen als Kinderarzt und möchte den Aktionären meinen medizinischen Blick auf 2 Problembereiche erklären:

1. Bayers und Monsantos Probleme mit Hormonen und hormonaktiven Chemikalien:

Die zunehmende Anwendung von Plastikmaterialien und Unkrautvernichtern in den letzten 20 bis 30 Jahren haben dazu geführt, dass Fremdhormone wie Glyphosat und Bisphenol A in unserem Urin, im Blut, in der Muttermilch und im Nabelschnurblut angekommen sind. Sie haben sich addiert zu unserer „Erblast“ aus den langlebigen Fremdhormonen wie Dioxinen, Polychlorierten Biphenylen (PCBs) und DDT.

Schon im Mutterleib konkurrieren die Bayer-Monsanto-Fremdhormone Glyphosat und Bisphenol A mit ihrer östrogenartigen Wirkung mit den Hormonen, die die normale Organentwicklung des Embryos steuern. Stellen Sie sich einen werdenden Jungen in einem Schwangerschaftsalter von ca 8 Wochen vor: er ist wenige Gramm schwer und ca 3 cm lang. Jetzt schon beginnen seine eigenen winzigen Hoden die Menge von männlichem Geschlechtshormon zu bilden (1) , die nötig ist, um aus der anfänglichen Anlage für beide Geschlechter seine männliche auszubilden.

Bringen die östrogenartig wirkenden Fremdhormone in dieser frühen Phase dieses System aus dem Gleichgewicht, kann es einerseits zu Fehlbildungen der Geschlechtsorgane wie z.B. Hodenhochstand oder Fehlmündung der Harnröhre (2) kommen. Andererseits kann sich statt eines männlichen ein weibliches Gehirn entwickeln mit der Folge der Störung der sexuellen Identität. Bei einem werdenden Mädchen können dieselben östrogenartigen Fremdhormone einen negativen Einfluss auf die Brustkrebsentwicklung (3) im späteren Leben haben. Forschern ist es gelungen, mit ganz geringen Glyphosatmengen in der Größenordnung, wie sie in der Muttermilch vorkommen, das Wachstum von hormonabhängigen Brustkrebszellen (4) zu verstärken.

Insgesamt sind Fremdhormone wesentlich mitverantwortlich für den Anstieg von hormonabhängigen Krebsarten wie Brust-, Prostata-, Eierstock- und Hodenkrebs in den letzten Jahrzehnten.

Auch mit Hormonen selber hat Bayer ein Riesenproblem durch die Übernahme der Fa. Schering. In England wird der Duogynon-Skandal als einer der größten Pharma-Skandale angesehen. In den 1960er und 70er Jahren wurde Frauen ein hormoneller Schwangerschaftstest DUOGYNON angeboten. Ohne jedes Verständnis für die gerade geschilderten Zusammenhänge in der Embryonalentwicklung wurden Frauen in der Frühschwangerschaft Hormone verkauft, nur um festzustellen, ob sie schwanger wären. Ohne vorherige Testung an Tieren wurde eine „Hormonbombe“ eingesetzt, die 3 – 6 Mal soviel Hormon wie die Abtreibungspille oder mehr 30 Mal soviel wie manche Antibabypillen enthielt. Seit ca. 1967 wurden vermehrt Fehlbildungen bei Neugeborenen in Form des sog. „Offenen Rücken“ (5) mit angeborener Querschnittslähmung nach dem Schering-Präparat beobachtet, dann auch stark verkürzte Extremitäten, Lippen-Kiefer-Gaumenspalten (6) , Blasen- und Nierenfehlbildungen wie z.B. eine nach außen gestülpte Harnblase (7).

Jetzt erst entdeckte Schering Fehlbildungen in nachträglich durchgeführten Tierversuchen, 5 Mal häufiger als ohne die Hormongaben. Das wurde geheim gehalten und die Hormone weiter verkauft in England und Deutschland!

An der Fa. Bayer hängt jetzt auch noch die Aufarbeitung dieser unrühmlichen Medizin-Geschichte, um die sich jetzt in England auch ein Parlamentsausschuss kümmert und die 7000 Dokumente aus dem Landesarchiv Berlin auszuwerten begonnen hat.

Dazu meine Fragen:

1. Wann entschuldigen Sie sich bei den Duogynon-Opfern?

2. Wie sieht Ihre Vorstellung von Verantwortung und Gerechtigkeit hier aus?

Damit sind wir am Punkt 2, der Kohlenmonoxid-Pipeline zwischen Dormagen und Leverkusen, die bereits seit 2002 Leib und Leben der Anwohner im Kölner Norden bedroht. Als Sie die andere, nicht betriebene CO-Pipeline nach Krefeld planten und bauten, haben Sie uns als Bürgerinitiative bedeutungsvoll mitgeteilt, sie hätten Erfahrung mit der Durchleitung eines hochgiftigen und nicht wahrnehmbaren Gases, das sonst praktisch nirgendwo transportiert wird, sondern nur dort synthetisiert wird, wo es für die Produktion von Kunststoff auch direkt verbraucht wird.

Wissen die Aktionäre, welches Hochrisiko-Projekt Sie betreiben mit einer Giftgas-Pipeline, die eine so schlechte Leckerkennung hat, dass Hunderte oder Tausende verletzt oder getötet sein könnten, bevor der erste Alarm in der Bayer-Sicherheitszentrale ausgelöst werden kann: nach Aussagen der Kölner Bezirksregierung sind das eventuell über 100 m³, also mehr als 100.000 Liter CO, wobei bereits 100 ml (das entspricht einem Weinglas) einen Erwachsenen töten können.

Meine Fragen zum Schluss:

1. Wollen Sie Ihre Gewinne durch einen Pipeline-Unfall dieser Größenordnung zunichte machen?

2. Wie empfinden Sie das Urteil des Kölner Verwaltungsgerichtes mit dem Hinweis, dass „die Gefährlichkeit einer Kohlenmonoxidvergiftung für den Menschen außer Frage stehe“, aber der klagende Anwohner mehr als 4 km entfernt von der Pipeline wohne und daher für ihn keine Klagemöglichkeit bestehe?

3. Ich bitte Sie, Herrn Baumann und Herrn Wenning, hier und heute öffentlich zu erklären, ob Sie persönlich bei einem CO-Unfall finanziell und moralisch dafür haften wollen?

(1) Www.embryoloy.ch
(2) Fernándeza M et al., Bisphenol A and other phenols in human placenta from children with cryptorchidism
or hypospadias. Reprod Toxicol., 2016, 59:, 89-95. DOI: 10.1016/j.reprotox.2015.11.002
(3) Soto, A et al., Does breast cancer start in the womb? Basic Clin Pharmacol Toxicol. 2008, 102, 125-33.
http:onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1742-7843.2007.00165.x/pdf
(4) Thongprakaisang,S et al., Glyphosate induces human breast cancer cells growth via estrogen receptors. Food Chem Toxicol 2013, 59, 129–136. www.elsevier.com/locate/foodchemtox Doi: 10.1016/j.fct.2013.05.057
(5) Gal I et al., Hormonal Pregnancy Tests and Human Malformations. Nature, 1967, 216, 83
(6) Greenberg G, Inman H W et al., Maternal drug histories and congenital abnormalities.
Br Med J., 1977, 6091, 853–856. https:
www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1631672/
(7) http://www.diss.fu-berlin.de/diss/receive/FUDISS_thesis_000000095015 Odds Ratio für eine Blasenexstrophie nach DUOGYNON ca. 44 d. h. die Chance nach Anwendung des hormonellen Schwangerschaftstests eine „offene Blase“ zu bekommen, ist 44 Mal höher als ohne diese Hormone in der Frühschwangerschaft