Presseerklärung vom 17. August 2005
Internationale Kampagne KeepAntibioticsWorking erfolgreich:
US-Behörden verbieten Tierantibiotikum Baytril
Die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) hat das Tierantibiotikum Baytril mit sofortiger Wirkung für die Geflügelzucht verboten. Damit soll der zunehmenden Resistenz von Bakterien gegen die Substanzklasse der Fluorchinolone Einhalt geboten werden. Laut FDA-Sprecher Lester Crawford habe sich herausgestellt, „dass der Einsatz von Baytril für Geflügel nicht sicher ist“.
Der Wirkstoff von Baytril ist identisch mit Antibiotika, die in der Humanmedizin eingesetzt werden. Verbraucherschützer und Ärzte warnen seit Jahren davor, dass der übermäßige Antibiotika-Einsatz im Tierstall zu Resistenzbildungen führt. Die Folge: immer mehr resistente Erreger werden auf den Menschen übertragen und können nicht mehr mit Fluorchinolonen behandelt werden.
Hersteller von Baytril ist der Leverkusener BAYER-Konzern. Schon vor fünf Jahren hatte die FDA gefordert, die fraglichen Tierarzneien vom Markt zu nehmen. BAYER war der Aufforderung als einziger Produzent nicht gefolgt. „Auf ein Einsehen der Firma BAYER war nicht zu hoffen – es wurde daher Zeit, dass die US-Behörden die Notbremse ziehen“, so Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG). „Die Resistenzbildung ist in den vergangenen fünf Jahren weiter vorangeschritten, hieran trägt die Firma BAYER durch ihre Verzögerungstaktik eine Mitschuld“, so Mimkes weiter.
Margaret Mellon vom US-Verband Union of Concerned Scientists ergänzt: „Das Einschreiten der FDA zugunsten der Wirksamkeit von Medikamenten ist ein großer Erfolg für den Gesundheitsschutz“. Laut Mellon handelt es sich um das erste Verbot eines Tierantibiotikums wegen drohender Resistenzbildung. Die Union of Concerned Scientists fordert das Verbot weiterer Tierantibiotika.
Coordination gegen BAYER-Gefahren und Union of Concerned Scientists beteiligen sich seit fünf Jahren an der Kampagne Keep Antibiotics Working, die von amerikanischen Gesundheitsinitiativen gegründet wurde. Auf Einladung der CBG sprachen US-Wissenschaftler in der BAYER-Hauptversammlung und forderten vor Tausenden von Aktionären einen freiwilligen Verzicht auf Baytril – vergeblich.
Auch das deutsche Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin fordert dazu auf, den Einsatz von Fluorchinolonen im Tierstall weitgehend einzuschränken. Zu den fluorchinolon-resistenten Keimen gehören u.a. Salmonellen- und Campylobacter-Stämme, die beim Menschen schwere Magen-Darminfektionen auslösen können.
Wegen hoher Krankheitsraten in der Massentierhalten werden in der EU und in den USA mehr Antibiotika im Tierstall eingesetzt als in der Humanmedizin. Die Wirkstoffe sind dabei größtenteils identisch. Baytril wurde von Geflügelfarmern jahrelang für ganze Tierbestände angewandt, selbst wenn nur einzelne Tiere Symptome von Atemwegserkrankungen zeigten. Auch als Wachstumsbeschleuniger wurden die Antibiotika eingesetzt.
Das FDA-Verbot im Wortlaut: http://www.fda.gov/oc/antimicrobial/baytril.pdf
weitere Infos: www.KeepAntibioticsWorking.com
09.09.2005, Dow Jones
Bayer akzeptiert FDA-Entscheidung zu „Baytril“
Die Bayer AG, Leverkusen, will ihr Antibiotikum „Baytril“ in den USA nicht mehr zum Einsatz in der Geflügelzucht anbieten. Ein Unternehmenssprecher sagte am Freitag zu Dow Jones Newswires, gegen die Entscheidung der US-Zulassungsbehörde FDA von Mitte August, die „Baytril“-Anwendung bei Geflügel zu untersagen, werde der Konzern keine Rechtsmittel einlegen. Zwar sei Bayer mit der FDA weiterhin unterschiedlicher Meinung, schätze die Erfolgsaussichten vor Gericht aber als zu gering ein. Für andere Tierarten wie Rinder und Schweine werde das Mittel auch in den USA weiterhin eingesetzt. Baytril gehört zu einer Gruppe von Antibiotka, die auch bei Infektionen beim Menschen eingesetzt werden. Kritiker befürchten, dass der übermäßige Einsatz dieser Antibiotika bei Tieren dazu führen könnte, dass die Mittel bei Menschen immer unwirksamer werden, denn bei häufigem Kontakt mit dem Medikament werden die Bakterien resistent. Mit dem Verbot der Baytril-Anwendung bei Geflügel will die FDA nun die zunehmende Resistenz von Bakterien gegen das Mittel eindämmen.