BAYERs bodenlose Bodenverschmutzung
„Unglaubliche Konzentrationen“
Immer wenn der Leverkusener Multi ein Werk schließt, hinterlässt er verbrannte Erde. Pestizid-Rückstände, Benzol, Lösungsmittel und was über die Jahre sonst noch so alles bei der Chemie-Produktion angefallen ist, sickern aber auch über die Deponien des Konzerns in den Boden und gefährden so das Grundwasser.
Von Jan Pehrke
Wo kommt das denn her? BAYERs Wolfenbütteler Werksleiter Christoph Sender konnte sich überhaupt nicht erklären, was da so alles an Chemikalien zum Vorschein kam, als am aufgegebenen Standort die Abbrucharbeiten begannen. „Fakt ist, dass es entsorgt wird“, versicherte Sender umgehend.
Ein großes Wort, wie sich herausstellen sollte. Mit ein paar LKW-Fahrten zur nächsten Sondermüll-Verbrennungsanlage war es nämlich nicht getan. Auf eine Fläche von 1.000 Quadratmetern erstreckte sich die Kontamination. Unter der Pestizid-Produktionsstätte, die 2004 mit dem Erwerb von AVENTIS CROPSCIENCE in den Besitz des Leverkusener Multis überging, schlummerten nicht nur 325 Kilogramm Pestizide, sondern auch 3.000 Kilogramm Benzol sowie Lösungsmittel, Mineralöle und Schlacken. Für den größten Schadstoff-Eintrag hatte 1978 – damals stellte das heute ebenfalls zu BAYER gehörende Unternehmen SCHERING auf dem Gelände Ackergifte her – eine Explosion gesorgt, denn mit dem Löschwasser versickerte damals ein ganzer Chemie-Cocktail.
Diesen wieder hervorzuholen, stellte allerdings eine nicht zu unterschätzende Gefahr dar. „Wir müssen geschützt werden“, mahnten die AnwohnerInnen deshalb an. Und in der Tat erforderte die Sanierung des Areals umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen, die der damalige Umweltbundesminister Sigmar Gabriel schon im Vorhinein absegnete: „BAYER ist ein hochgradig professionelles Unternehmen“. In abgedichteter Spezialkleidung hoben die ArbeiterInnen das professionell verseuchte Erdreich bis zu einer Tiefe von acht Metern aus. Dabei stießen sie auf weitere Flurschäden, so dass sich ihr Aktionsradius noch um 200 Quadratmeter erweiterte. Über der Grube spannte sich ein Zelt mit einer Filteranlage, um die Luft zu reinigen und Geruchsbelästigungen zu vermeiden. Ein halbes Jahr dauerte die Bergung der giftigen Hinterlassenschaft, und sanft ging es dabei nicht gerade zu. Obwohl das Erschütterungsprotokoll laut BAYER keine Verletzung der Grenzwerte anzeigte, führten die Arbeiten zu Rissen an einigen Häuserwänden im Umkreis.
Noch viel mehr Zeit nimmt die Reinigung des Grundwassers in Anspruch, in dem sich pro Liter bis zu fünf Milligramm Schadstoffe tummeln. 16 Brunnen pumpen die Chemie-Suppe nach oben und führen sie einer Reinigungsanlage zu. Zunächst fängt diese die Schwebstoffe auf, anschließend lotst sie das Wasser durch drei verschiedene Aktivkohlefilter, um es dann in einen Fluss einzuleiten. Nach einer Schätzung des Geologen Jürgen Röhrs, den die Behörden als Sachverständigen bestellten, wird die große Wäsche 50 Jahre dauern, BAYER hingegen will es in einer Dekade schaffen.
Im englischen Hauxton nahe Cambridge hinterließ der Global Player nach der Schließung eines Pestizid-Werkes ebenfalls verbrannte Erde: jede Menge Altlasten im Boden und im Grundwasser. Die Sanierung obliegt nun der Gemeinde. Diese wollte sich der Aufgabe allerdings entledigen. Wenn sich ein Investor für das 15 Hektar große Areal fände, dann könnte man die Großreinigung einpreisen, so das Kalkül der KommunalpolitikerInnen. Es meldete sich mit HARROW ESTATES auch wirklich ein Interessent mit einem Wohnsiedlungsprojekt. Aber der erster Sanierungsplan der Firma sah nicht viel mehr als Schönheitsreparaturen vor, weshalb die Stadt ihn ablehnen musste. Erst der zweite fand in einer knappen Entscheidung ihre Gnade, obwohl eine als ehemalige BAYER-Beschäftigte gut informierte Stadträtin vor der Genehmigung gewarnt hatte. „Auf diesem Gelände sollte niemals gebaut werden, und ich würde dort nie ein Haus kaufen“, sagte Deborah Roberts. Viele EinwohnerInnen teilen ihre Meinung; in der Initiative STOP HAUXTON WASTE SITE haben sie sich zusammengeschlossen.
An die Öffentlichkeit gelangen solche Informationen über Umweltverschmutzungen immer nur, wenn BAYER sich von Liegenschaften trennt. Was der Konzern bei seinen Abbrucharbeiten auf eigenem Firmengelände so im Boden vorfindet, erfährt niemand. So dürfte es auch ein Geheimnis bleiben, wie stark die Produktionsstätte aus den 60er Jahren, die der Agro-Riese in Wuppertal gerade abreißt, die Erde verseucht hat. Und über die Hinterlassenschaften der Krefelder Chlor-Fertigungsstätte, dessen „Rückbau“ das Unternehmen angekündigt hat, bleibt wohl ebenfalls der Mantel des Schweigens gehüllt. Und dann wäre da ja auch noch der Normalbetrieb mit seinen bekannten Risiken und Nebenwirkungen …
Giftfässer ohne Boden
Aber nicht nur direkt unter den Fertigungsstätten finden sich schädliche Abfälle in der Erde und im Grundwasser. In den USA hat ein nunmehr zum Leverkusener Multi gehörender Ackergift-Hersteller zwischen 1969 bis 1971 Produktionsrückstände einfach in die Wüste geschickt. Mehr als vier Millionen Liter chemischer Substanzen, darunter Vorprodukte des berühmt-berüchtigten Agent Orange, lud er einfach unweit des Alkali Lake im Bundesstaat Oregon ab. Dort rosteten die Fässer vor sich hin, und die Chemikalien traten aus. Schließlich rückten Bulldozer an, um die Tonnen ganz zu zerstören – und die Substanzen endgültig dem Wüstensand zu überantworten. Die Regierungsbehörden verlangtem vom Global Player, der die Rechtsnachfolge des Umweltverschmutzers angetreten ist, sich in angemessener Form an der Altlasten-Sanierung zu beteiligen. Doch die Verhandlungen kamen nur mühsam voran, und da die Umweltbehörde Oregons sich nicht auf einen Rechtsstreit einlassen wollte, konnte der Agro-Riese das einfädeln, was KritikerInnen einen „Sweetheart Deal“ nannten. Er braucht mit 700.000 Dollar weniger als ein Drittel der Gesamtkosten von 2,4 Millionen Dollar zu tragen.
Zudem gelangen viele Gifte über den „Entsorgungsweg Wasser“ wieder in den Boden. Wenn beispielsweise Rhein und Wupper bei Hochwasser die Auen überschwemmen, lassen sie viele Schadstoffe zurück. Nach Auskunft des „Ingenieursbüros Feldwisch“ haben sich besonders Chrom und Quecksilber, von denen BAYER 2008 in Tateinheit mit weiteren Schwermetallen 10,4 Tonnen in die Gewässer geleitet hat, im Erdreich abgelagert.
Auch die eigentlichen Bestimmungsorte für toxische Reste schützen die Umwelt oftmals nur unzureichend vor den BAYER-Gefahren. So präsentierte sich den ArbeiterInnen in Wolfenbüttel mit der Sondermüll-Deponie gleich noch ein weiterer Sanierungsfall. Die letzte Ruhestätte für die Gifte im nahe gelegenen Klein Biewende war nämlich nur unzureichend gesichert, weshalb beispielsweise Sickerwasser eindrang und die Chemikalien ausspülte. Der Leverkusener Multi gab sogleich Entwarnung: „Von der Deponie geht keine Gefahr aus“, leitete jedoch nichtsdestotrotz umfangreiche Maßnahmen ein. „Dabei befinden wir uns auf dem aktuellen Stand der Technik“, versicherte BAYERs Lothar Reinke, was nicht so ganz der Wahrheit entsprach, denn am sachgerechtestes wäre es gewesen, die Altlasten zu bergen. Allerdings auch am teuersten. Aus diesem Grund mumifiziert der Konzern die Abfälle nur für 2,5 Millionen Euro – Sicherung statt Dekontamination lautet die Devise. Er zieht vertikale Sperrwände ein, um das seitlich einfallende Regenwasser abzuhalten. Das restliche leiten Drainage-Systeme ab, während Kunststofffolien das austretende Gas für Saugmaschinen auffangen, die es dann Aktivkohlefiltern zuführen. Nach oben hin dichten Schichten aus Ton, Erde und Kunststoff das Giftgrab ab. Nach unten hin bleibt hingegen alles offen: Die Deponie ist ein Fass ohne Boden.
Zudem sah BAYER sich nicht genötigt, die AnwohnerInnen rechtzeitig über die Arbeiten zu informieren. Das stieß auf einigen Unmut. „Die Politik des Unternehmens ist eine Katastrophe“, zürnte etwa der Bürgermeister des angrenzenden Remlingen, Klaus-Günter Warnecke (SPD). Seine sozialdemokratische Kollegin, die Samtgemeinden-Bürgermeisterin Regina Bollmeier, traute dem Agro-Riesen ebenfalls nicht über den Weg. Sie forderte eine Inventarliste der Deponie an und überprüfte die Unterlagen des Genehmigungsverfahrens.
In Wuppertal war die Lage der Dinge unter der Erde ähnlich. Dort hatten BAYER und die Stadt zwischen 1930 und 1950 einen ehemaligen Steinbruch an der Industriestraße als Müll-Deponie benutzt. 84.000 Kubikmeter Abfall kamen so zusammen, der das Grundwasser bis heute verunreinigt. Daran hat auch die 1990 vorgenommene Abtragung von 1.500 Tonnen Gefahrgut und eine Teil-Abdichtung nichts geändert. Deshalb steht nun eine Komplettsanierung an, zu deren Kosten von 850.000 Euro der Konzern nur ein Drittel besteuert. Den Rest übernehmen die Stadt und das Land Nordrhein-Westfalen. „Sweetheart Deals“ allerorten.
Der Fall „Dhünnaue“
Bundesweite Schlagzeilen machte seit Ende der 80er Jahre der Fall „Dhünnaue“; zu den Akten gelegt werden konnte er erst im Jahr 2005 (SWB 3/04). In der Nähe seines Hauptwerkes hatte BAYER auf dem Dhünnaue-Gelände von 1923 bis 1946 Blei, Quecksilber, Arsen, Chrom und andere Substanzen in rauen Mengen entsorgt und aus dem Areal so Europas größte Gift-Deponie gemacht. Nicht weniger als 126.000 Tonnen Schadstoffe sammelten sich dort. Trotzdem entstanden in den 50er Jahren auf der Konzern-Kloake Wohnsiedlungen und sogar Kindergärten und Schulen. Ruchbar wurde diese erst wieder durch einen Zufall. Die Stadt Leverkusen wollte 1986 neue Wohnhäuser errichten und musste im Rahmen des Bebauungsplans „Dhünnaue-West“ eine Umweltverträglichkeitsprüfung vornehmen. Diese förderte dann Umweltunverträglichstes zutage. Das Gutachten des „Landesamtes für Abfall und Wasser“ stellte fest: „Die untersuchten Boden-Eluate (Proben, Anm. SWB) zeigen eine mehr oder weniger hohe, teilweise extreme Belastung des Bodens mit Schadstoffen. Die Schadstoffe sind bereits so weit in den Untergrund eingedrungen, dass auch das Grundwasser davon betroffen ist. Dieser Umstand ist äußerst bedenklich, vor allem im Hinblick auf eine mögliche Gefahr für das Trinkwasser (…) Eine Kontamination z. B. spielender Kinder oder weidenden Viehs ist nicht auszuschließen“. Das Urteil des Ingenieurbüros Björnsen fiel noch drastischer aus. „Die giftige Schwermetalle Chrom und Blei finden sich in schier unglaublichen Konzentrationen“, konstatierte es unter anderem.
Das blieb nicht ohne Folgen. Der medizinische Gutachter Hans Joachim Einbrodt untersuchte 828 AnwohnerInnen und diagnostizierte bei einem Viertel von ihnen „auffällige Befunde“ im Blutbild. Infolgedessen stieg die Krebsrate überproportial an. 15 Krebserkrankungen in 15 Jahren verzeichnete allein die über der Dhünnaue erbaute Schule, darunter fünf mit tödlichem Ausgang. Aber Ermittlungen gegen BAYER wg. Körperverletzungen stellte die Staatsanwaltschaft ein. Der Chemie-Multi leugnete jeglichen Zusammenhang zwischen den Krankheitsfällen und seiner Müllkippe.
Sollte es bald heißen: „Wohnst Du noch oder stirbst Du schon?“ Dazu wollte es die Kommune nicht kommen lassen. Sie schloss 1990 die städtischen Einrichtungen und startete ein Umsiedlungsprogramm. Unterdessen begann sie auch Verhandlungen mit BAYER über die Sanierung. Die Gespräche gestalteten sich allerdings schwierig. Insgesamt zehn Verträge waren nötig, damit der „partnerschaftliche“ Weg, wie die Stadt ihn nannte, zu Ende gegangen werden konnte. Vor dem Rechtsweg scheuten die LokalpolitikerInnen aber zurück. Der damalige NRW-Umweltminister Klaus Matthiesen hatte ihnen abgeraten, zu Ordnungsverfügungen zu greifen, weil es „wegen der Unklarheit der Rechtslage nicht erfolgversprechend erschien“.
Auch so dauerte es noch Jahre, bis die Arbeiten begannen. Erst 1995 ging es los. Der Leverkusener Multi erprobte zum ersten Mal die Methode der Mumifizierung, aber wegen des großen Schadenaufkommens gestaltete diese sich weit aufwändiger als später in Wolfenbüttel und Wuppertal. Und mit 200 Millionen Euro auch teurer, zumal der Staat „nur“ mit 50 Millionen beisprang. Eine fast vier Kilometer lange Sperrwand hegt Europas größte Sondermüll-Deponie nun seitlich ein, und noch immer muss BAYER stündlich 750 Kubikmeter verseuchtes Wasser abpumpen und im werkseigenen Klärwerk reinigen, was jährlich mehrere Millionen Euro kostet.
Ein riesiger Flurschaden, über den der Konzern jetzt Gras wachsen lässt, ganz so wie in den 50er Jahren die Häuser – und zwar im buchstäblichen Sinn. Zum „krönenden“ Abschluss der Sanierung 2005 fand auf dem Gelände nämlich die Landesgartenschau statt. „Neuland entdecken“ lautete das Motto für die Aktion „Giftmüll verdecken“. Zur feierlichen Eröffnung hat die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN deshalb mit einer Protest-Aktion auf diese Camouflage aufmerksam gemacht.
Schutzgut Boden
Auf diese Weise haben BAYER & Co. mit der Herstellung ihrer Waren und dem, was davon übrig blieb, nach einer Studie der EU von 2007 europa-weit ca. 3,5 Millionen Grundstücke verunreinigt. Zehn Prozent aller Flächen sind „am Boden zerstört“; die Sanierungskosten beziffert die Untersuchung auf 38 Milliarden Euro.
Mehr als 100 Jahre Produktion ohne Rücksicht auf Verluste haben so ihre Spuren hinterlassen. Bedenkenlos haben die Konzerne lange Zeit ihre Abfälle einfach irgendwo abgeladen. Erst seit den 70er Jahren können die Unternehmen nicht mehr rundum sorglos entsorgen. In dieser Zeit entstand nämlich langsam ein Bewusstsein für den Müllhaufen, den die Industrie-Geschichte aufgetürmt hat, und für die Notwendigkeit einer Umkehr. 1972 verabschiedete der Europäische Rat eine Charta, die den Boden zum Schutzgut erhebt. 1978 schließlich tauchte im Sprachgebrauch der Politik zum ersten Mal der Begriff „Altlast“ auf. Aber es sollte noch lange dauern, bis der Bewusstseinswandel sich auch in einem umfassenden Willen zur Veränderung der Situation widerspiegelte, denn erst 1985 veröffentlichte die damalige Bundesregierung eine Bodenschutz-Konzeption. Und noch viel länger dauerte es, bis dieser Wille Gesetzeskraft erlangte: 1998 verabschiedete der Bundestag das Bundesbodenschutzgesetz.
Erbitterter Widerstand
BAYER & Co. haben damals alles Erdenkliche getan, um das Paragraphen-Werk zu verhindern, und sie handeln heute noch genauso, wenn das „Schutzgut Boden“ wieder auf die politische Agenda zu kommen droht. So mobilisieren die Unternehmen seit geraumer Zeit allen erdenklichen Widerstand gegen die geplante EU-Bodenschutzrichtlinie, die angesichts des von den Multis in Tateinheit mit der Landwirtschaft initiierten Flächenbrandes Schadensbegrenzung betreiben will.
Der „Bundesverband der deutschen Industrie“ (BDI) erkennt „keine Wettbewerbsvorteile“ in der Regelung. Sie konterkariert nach Ansicht des Lobbyclubs zudem das EU-Ziel, Bürokratie-Abbau und Deregulierung zu betreiben. Einen Bodenzustandsbericht mögen sich die Unternehmen vor einem Grundstücksverkauf nicht abverlangen lassen, und schon gar nicht sollen ihn die zuständigen Behörden in die Finger bekommen. „Insbesondere diese Einbeziehung von Umweltbehörden in den privaten Grundstücksverkauf ist nach Auffassung der Industrie abzulehnen“, schreibt der BDI in seiner Stellungnahme. Überhaupt sieht der Verband sich zu Unrecht unter „Generalverdacht“ gestellt. Er begrüßt zwar die – nicht zuletzt wegen der Lobby-Aktivitäten von BAYER & Co. erfolgten – zahlreichen Änderungen gegenüber der ursprünglichen Version, beklagt sich jedoch darüber, weiter Hauptadressat der Richtlinie zu sein.
Der „Verband der Chemischen Industrie“ (VCI) möchte ebenfalls kein Schadensregister erstellen und bestreitet generell die Zuständigkeit der EU in dieser Angelegenheit. Die Regelung würde „deutsche Chemie-Unternehmen zusätzlich belasten, ohne für den Bodenschutz etwas zu bewirken“, resümiert der VCI.
Und natürlich spricht sich auch der „Dialog Wirtschaft und Umwelt“, eine mit VertreterInnen von BAYER und anderen Konzernen bestückte Nebenregierung der nordrhein-westfälischen CDU/FDP-Koalition, gegen das Vorhaben aus. Da der Boden – ganz im Gegensatz zu den nur auf kurzfristige Profite geeichten Konzernen – ein Langzeitgedächtnis hat, lassen sich 150 Jahre Industrie-Geschichte sowieso nicht mehr wegsanieren, meinen die DialogistInnen. Sie wollen ebenso wenig wie der BDI und der VCI mit den Kontaminationswerten herausrücken und warnen vor einem „erheblichen Vollzugsaufwand“. Auch „spezifische regionale Finanzierungsmodelle für Altlasten“, wie sie BAYER bereits zugute gekommen sind, möchte der „Dialog Wirtschaft und Umwelt“ nicht gefährden und ansonsten alles auf freiwilliger Basis halten. „Die EU-Bodenschutzrichtlinie sollte sich grundsätzlich auf ein Strategie-Papier mit empfehlendem Charakter begrenzen“, so der Dialog.
Die Große Koalition war dieser Wunsch Befehl. Die Bundesrepublik gehörte zu den fünf Ländern, die sich gegen 21 EU-Mitgliedsstaaten stellte und in Brüssel gegen den Entwurf zur Bodenschutz-Richtlinie stimmte. Die CDU/FDP-Regierung setzt diese Obstruktionspolitik fort. So ist das, was die Bodencharta des Europäischen Rates festhält, immer noch nicht in die Köpfe der PolitikerInnen und Wirtschaftsbosse vorgedrungen: „Der Boden ist eines der kostbarsten Güter der Menschheit. Er ist ein fundamentaler Teil der Biosphäre und, zusammen mit der Vegetation und dem Klima, trägt er zur Regulation der Zirkulation bei und bestimmt die Qualität des Wassers.“