Wiebke Schröder (SumOfUs): Bienensterben
Sehr geehrter Vorsitzender des Vorstands, Herr Baumann,
sehr geehrte Mitglieder der Konzernleitung und des Aufsichtsrates,
sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre,
Mein Name ist Wiebke Schröder, und ich repräsentiere Millionen Mitglieder der internationalen Verbraucherorganisation SumOfUs. SumOfUs ist ein Zusammenschluss von Aktionär/innen, Verbraucher/innen und Arbeitnehmer/innen, die sich gemeinsam für eine gerechtere Welt einsetzen.
Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, ich bin heute hier, um Sie aufzufordern, der Entlastung des Vorstandes nicht zuzustimmen. Denn BAYER produziert weiterhin Neonikotinoide – Pestizide, die für das weltweite Bienensterben mitverantwortlich sind – und erhebliche Risiken für Investorinnen und Investoren bergen.
Lange wurden Neonikotinoide als harmlos angepriesen. Heute wissen wir – und auch Sie, Herr Baumann -, dass diese Pestizide Bienen und andere wichtige Bestäuber-Insekten töten. Es beunruhigt mich zutiefst – und es sollte auch Sie beunruhigen. Denn drei Viertel der weltweit gehandelten Nutzpflanzen hängen von der Bestäubung durch Insekten ab. Wir können es uns schlicht nicht leisten, sie weiter sterben zu lassen.
Dennoch hält Bayer an der Produktion und dem Einsatz dieser Gifte fest.
Es nicht das erste Mal, dass folgenreiche Auswirkungen von Pestiziden erst nach langjähriger Nutzung bekannt wurden. Angesichts des Artensterbens, insbesondere des Insektensterbens, ist der fortgesetzte massive Einsatz von Pestiziden nicht zu verantworten. Ich möchte daher wissen, wie Sie sich, wie sich der Bayer-Konzern eine Zukunft ohne Pestizide vorstellen kann.
Noch ist die Produktion von gefährlichen Pestiziden Teil von Bayers Unternehmensstrategie. Bayer setzt damit nicht nur unsere Nahrungsmittelversorgung aufs Spiel; das Unternehmen geht auch finanziell untragbare Risiken ein.
Viele Regierungen erkennen Neonikotinoide als Gefahr an und überprüfen oder verbieten ihren Einsatz. Mehr und mehr Unternehmen nehmen die bienengefährdenden Pestizide aus ihrem Sortiment oder verkaufen keine Pflanzen mehr, die mit solchen Neonikotinoiden behandelt wurden. Gerade erst im April dieses Jahres hat die EU ein komplettes Freilandverbot dreier Neonikotinoide beschlossen – zwei davon Bayer-Produkte.
Die Zeichen sind nicht zu übersehen: Neonikotinoide sind nicht mehr zu verantworten. Doch bisher weigert Bayer sich, diese Tatsache anzuerkennen. Viel schlimmer: Gegen frühere Maßnahmen zum Schutz der Bienen ging Bayer mit einer berüchtigten Klage gegen die EU-Kommission vor. Das Europäische Gericht hat diese unsägliche Klage gerade erst zurückgewiesen. Ich bin möchte heute von Ihnen wissen: Werden Sie gegen diese Entscheidung des Europäischen Gerichts Berufung einlegen? Und ferner: Planen Sie, gegen das jüngst beschlossene komplette Freilandverbot von zwei Bayer-Pestiziden Klage einzureichen?
Der Bayer-Vorstand hat außerdem beschlossen, mit einem Konzern zu fusionieren, der überall in der Welt mit seinen Geschäftspraktiken Negativ-Schlagzeilen macht: Monsanto. Monsanto ist dafür berüchtigt, Kleinbauern zu verklagen und sie in den Ruin zu treiben. Deshalb möchte ich von Ihnen heute wissen: Haben Sie vor, diese Geschäftspraktiken von Monsanto weiterzuführen und noch mehr Kleinbauern und Familien-Unternehmen in den Ruin zu treiben? Wissen Sie, dass 90 % aller befragten Kleinbauern in den USA gegen die Fusion von Bayer und Monsanto sind, weil sie zurecht fürchten, dass die Fusion zu höheren Preisen führen wird? Werden Sie die Ängste der Kleinbauern ernst nehmen?
Bayer verspricht, dass dem Konzern Nachhaltigkeit ein Anliegen sei. Auf der Webseite des BAYER-Konzerns heißt es: „Wir sind davon überzeugt, dass wir unternehmerisch auf Dauer nur erfolgreich sein können, wenn wir wirtschaftliches Wachstum mit ökologischer und gesellschaftlicher Verantwortung in Einklang bringen”. Im Namen von Millionen SumOfUs-Mitgliedern auf der ganzen Welt fordere ich sie auf: Übernehmen Sie diese Verantwortung!