Annette Seehaus-Arnold, Kreisverband Imker Rhön-Grabfeld e. V.
Sehr geehrter Vorstand,
sehr geehrter Aufsichtsrat,
sehr geehrte Damen und Herren,
mein Name ist Annette Seehaus-Arnold. Ich spreche als Aktionärin, Imkerin und Kreisvorsitzende der Imker Rhön-Grabfeld.
Im vergangenen Jahr wurde mir bei der Aktionärsversammlung mitgeteilt, dass bis Ende 2015 ein neues Varroa-Mittel zugelassen wird. Daher die Frage: Wie weit ist die Forschung bzw. Zulassung? Um welches Mittel handelt es sich? Wie wird bzw. wurde das Zulassungsverfahren durchgeführt? Wer war an der Zulassung beteiligt? Gibt es noch weitere Forschung in diesem Bereich? Oder ist das neue Mittel etwa Apitraz? Wollen Sie uns etwa eine uralte Kamelle als neues, nun für Deutschland zugelassenes Mittel verkaufen? Dieses Mittel ist seit vielen Jahren bereits in Frankreich, Italien und vielen anderen Ländern zugelassen. Bisher hat die Fa. Bayer jedoch immer eine Zulassung für Deutschland erfolgreich verhindert. Woher kommt der Sinneswandel? Ist das die Art, wie die Fa. Bayer vorgeht? Wollen Sie uns mit alten Mitteln kommen und diese jetzt als endlich für Deutschland zugelassen verkaufen? Irgendwie fühlt man sich da schon von Ihren Bee-Care-Center-Mitarbeiter Fred Klockgether verschaukelt.
Das Seltsamste ist, dass gerade in Ländern, welche die größten Kritiker der Neonikotionoiden sind, Amitraz seit Jahren zugelassen ist. Sehr geehrter Herr Dekkers: Wie erklärt sich das?
Warum ist eigentlich Perizin weg? Obwohl Sie es immer wieder als erfolgreiches Varroa-Bekämpfungsmittel gelobt haben? Doch nicht etwa, weil angeblich die einzige Fabrik die Coumaphos herstellt in Indien abgebrannt ist? Seit wann ist dass ein Grund für Bayer eine Produktion einzustellen? Der Wirkstoff von Coumaphos war das einzige Varroazid, das die Bruttemperatur wirksam erhöht hat. Es verhärtet sich mittlerweile der Verdacht, dass es einen Zusammenhang zwischen Bruttemperatur und Varroa-Entwicklung geben soll. Stimmt das? Haben Sie das mal in ihrem eigens eingerichteten Bee-Care-Center überprüft? Oder was machen Sie dort eigentlich?
Nach ihren eigenen Angaben im letzten Jahr, wurden 2,7 Mrd. US-Dollar in Amerika für ein neues Bee-Care-Center ausgegeben. Für die wissenschaftliche Forschung der Bienenarzneimittel 10 Mio. €. Nach was forschen Sie eigentlich?
Die Fa. Bayer hat vor drei Jahren versprochen, darzulegen, wie die Ameisensäure funktioniert. War Bayer mittlerweile erfolgreich und hat die Wirkungsweise der Ameisensäure in ihrem Forschungszentrum entdeckt? Letztes Jahr wurde bei der Hauptversammlung lediglich mitgeteilt, dass weiter geforscht wird und die Ergebnisse diskutiert werden. Wird immer noch diskutiert? Oder gibt es mittlerweile einen Durchbruch diesbezüglich? Nein? Warum immer noch nicht? Forschen Sie etwa immer noch, warum bei den Ameisensäurebehandlungen die Bruttemperatur sinkt? Oder stehen Sie hier auch vor einem Rätsel, warum bei niedriger Bruttemperatur die Verdeckelungsdauer länger ist? Und somit auf einmal die Vermehrung der Varroa-Milbe rasanter ist? Wann machen Sie endlich Ihre Hausaufgaben?
Oder wird hier etwa ein Krisenherd, die Varroa-Milbe, künstlich aufrecht erhalten, um vom wirklichen Thema den Pestiziden abzulenken?
Neonicotinoide stehen bekanntermaßen im Verdacht Probleme bei Bienenvölkern hervorzurufen.
In Frankreich gab es eine historische Wahl. Die Nationalversammlung hat für das Verbot von Neonikotinoiden gestimmt und diese als besonders bienengefährlich eingestuft. Eigentlich müsste die Fa. Bayer dies als deutliches Signal sehen und zwar: „Die Zeiten der Bienenkiller-Pestizide sind vorbei!“ Denn wissenschaftliche Studien zeigen auf, dass nicht nur Bienen, sondern auch Schmetterlinge, Fische und Vögel betroffen sind. Wie stehen Sie zukünftig zu den Neonikotinoiden? Wie wird das Imagethema angegangen?
Etwa mit einer Klage gegen das weitreichende Verbot der EU-Kommission? Wie lange wollen Sie noch bestreiten, dass Neonikotiniode schädlich für Bienen sind? Oder versuchen Sie mit der Klage das Bienenkiller-Image los zu werden?
Letztes Jahr wurden Sie bei der JH auf Sivanto angesprochen. Dabei lobten Sie das Mittel als besonders bienenfreundliches Insektizid. Herr Dekkers hatte in seiner Antwort gesagt, dass diese Klassifizierung nicht Bayer selbst machen würde, sondern die Zulassungsbehörden.
Wie sieht es denn nun tatsächlich mit dem Wirkstoff Sulfoxaflor, denn Wirkstoff von Sivanto aus? Dieser wurde am 18. August 2015 für 10 Jahre als Insektizid zugelassen. Am Montag, den 25. April diesen Jahres stand auf Ihrer Internetseite dass Bayer CropSience die Zulassung von der US-Umweltbehörde EPA erhalten hat. Mittlerweile wurde die Zulassung in den USA von der Umweltbehörde zurückgenommen. Es wurde vom US-Gericht festgestellt, dass das Mittel niemals hätte zugelassen werden dürfen, da es bienengefährdend ist. Wie oder wo hat Bayer diese Zulassung in Europa erreicht, wie in Deutschland? Auf den Bahams? In Korea? Oder in Afrika? Sind sie etwa bei den VW-Abgas-Ingenieuren in die Lehre gegangen?
Wie sind Sie eigentlich bei Sulfoxaflor auf den LD 50 Wert gekommen? Wie haben Sie diese Werte für Sulfoxaflor erfunden? Sorry – meinte natürlich gefunden? Wer hat die Untersuchungen gemacht? Bekommen wir, wenn Bienenprobleme auftauchen wieder einen neuen LD50 Wert?
Warum steht lediglich auf Ihrer Internetseite ganz lapidar: „Die Gesellschaft übernimmt keinerlei Verpflichtung, solche zukunftsgerichteten Aussagen fortzuschreiben und an die zukünftigen Ereignisse oder Entwicklungen anzupassen.“ Wäre es nicht besser, wenn ein Weltkonzern wie Bayer seine Internetseiten laufend an die Entwicklungen und Ereignisse anpasst? Warum wird hier so sorglos mit Informationen umgegangen?
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit kam ursprünglich zu der Einschätzung, dass Neonikotinoide nicht bienenschädlich sind. Wie kommt es, dass diese Behörde entgegen ihrer ursprünglichen Einschätzung die Neonics jetzt als bienenschädlich ansieht? Weil Sie sich früher ausschließlich auf die Angaben des Hersteller-Konzerns verlassen hat? Die offensichtlich nicht richtig waren? Warum waren die Werte nicht korrekt? Woher kommt bei den Behörden der Sinneswandel? Wie kommt das?
Meine Damen und Herren Aktionäre,
Sie haben es in der Hand, wie die Entwicklung weiter geht.
Auf Dauer kann sich auch die Fa. Bayer diese Negativ-Werbungen nicht mehr leisten.
Wie sieht das Ganze der Vorstand und der Aufsichtsrat? Wollen Sie noch länger für diese Negativ-Schlagzeilen sorgen?
Oder ist es nicht an der Zeit, die Aktivitäten von Bayer Cropscience in ökologisch sinnvolle, nachhaltige Forschung, besser noch in Landwirtschaft 4.0 zu investieren? Anstatt an fragwürdige Neonics wie Sulfoxaflor festzuhalten? Sind intelligente Lösungen nicht weitaus sinnvoller als chemische Keulen? Wollen Sie, sehr geehrter Vorstand und Aufsichtsrat riskieren, dass es Ihnen geht wie die Firma Agfa, die zu lange an alten Techniken festhielt und dann den Anschluss verpasst hat? Können Sie sich auf Dauer das „Bienenkiller-Image“ noch leisten? Können Sie das verantworten?
Deshalb an alle Aktionäre: Zeigen Sie Flagge und stimmen Sie gegen eine Entlastung des Vorstandes.
Vielen Dank.