Für Nachfragen: die Staatsanwaltschaft Köln hat das Verfahren eröffnet, Aktenzeichen: 117 UJs 1/15
Presse Information vom 22. Dezember 2014
BAYER: unlautere Medikamenten-Werbung in sozialen Medien
Coordination gegen BAYER-Gefahren reicht Strafanzeige ein
Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) hat heute bei der Staatsanwaltschaft Köln Strafanzeige eingereicht. Die CBG wirft dem BAYER-Konzern vor, unlautere Medikamenten-Werbung in sozialen Netzwerken zu betreiben.
Nach Recherchen des Magazins DATUM hat die österreichische PR-Agentur Mhoch3 über Jahre hinweg hunderttausende Postings in Onlineforen platziert. Dutzende Belegschaftsangehörige schufen hierfür Hunderte falscher Identitäten und machten im Netz Schleichwerbung für Autos, Fotoapparate, Glücksspiele oder neue CDs. Der BAYER-Konzern beauftragte Werbung für das Flohmittel Advantix und die Hormonspirale Mirena, obwohl Reklame für verschreibungspflichtige Präparate nur in Fachzeitschriften erlaubt ist.
Philipp Mimkes vom Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren: „Wir dürfen nicht zulassen, dass Pharmahersteller wie BAYER die Risiken von Medikamenten verharmlosen und schamlos die öffentliche Diskussion manipulieren. Wenn eine einzelne Agentur jährlich hunderttausend Postings schalten kann, müssen wir davon ausgehen, dass ein großer Teil der online-Kommentare gefälscht ist. Gesetzgeber und Gerichte müssen die systematische Unterwanderung des internets daher dringend stoppen.“
Rechtsanwalt Sven Forst, der die Anzeige im Auftrag der CBG verfasst hat, ergänzt: „Wenn die Vorwürfe zutreffen, ist zu prüfen, ob dadurch Straftatbestände oder Ordnungswidrigkeitentatbestände erfüllt wurden. So könnten beispielsweise Verstöße gegen das Heilmittelwerbegesetz vorliegen.“
Obwohl für Mirena Berichte über teils schwerwiegende Nebenwirkungen vorliegen, veröffentlichte die Agentur Postings im Tonfall hilfsbereiter Freundinnen: „also ich hab mir vor einem jahr die hormonspirale mirena einsetzen lassen und ich muss sagen, dass ich sehr zufrieden damit bin. hatte am anfang angst vor dem einsezten, doch das war halb so schlimm“ oder: „Ich habe mir die Mirena einsetzen lassen, ist ebenfalls eine hormonspirale und damit hatte mein Frauenarzt sehr gute Erfahrungen bereits gemacht (…) – das kann ich voll empfehlen“. Die Rechtschreibfehler sollten Authentizität suggerieren.
Die gefakten Kommentare finden sich auf Plattformen wie YouTube, Facebook, GuteFrage.net sowie Nachrichtenseiten wie Spiegel.de und Focus.de. In den Postings ist keinerlei Hinweis auf die PR-Agentur oder deren Auftraggeber zu finden. Zur Aufgabe der Agentur gehörte es auch, Einträge bei wikipedia zu frisieren.
Der BAYER-Konzern gibt pro Jahr rund zehn Milliarden Euro für Werbung und Vertrieb aus. Hierunter fällt der gesamte Graubereich des Pharma-Marketings: Medikamenten-Proben für Praxen und Krankenhäuser; Anwendungs-Studien, deren Ergebnisse meist in der Schublade verschwinden; Finanzierung von Fortbildungen und Ärzte-Kongressen; die Arbeit tausender Pharma-ReferentInnen; Spenden an medizinische Fachgesellschaften und Lobbyverbände etc. Eine Aufschlüsselung der gewaltigen Marketing-Ausgaben lehnt der Konzern ab.
In den vergangenen Jahren verlagerte BAYER immer mehr Marketing-Aktivitäten in das Internet. So betreibt das Leverkusener Unternehmen eigene Webseiten wie pille.com oder testosteron.de, die es als „Informationsangebote“ tarnt. Auch hierdurch soll das Werbeverbot für Medikamente umgangen werden.
weitere Informationen:
=> Artikel „Die Netzflüsterer“: http://www.datum.at/artikel/die-netzfluesterer
=> BAYER verschleiert Marketing-Ausgaben
=> Pharmamarketing bei BAYER
=> Social Marketing bei BAYER
=> Informationen zu Mirena