Leverkusener Anzeiger, 30. Oktober 2014
Dekkers ist auf Rekordjagd
Die Sparten Pharma und Agrochemie tragen zu einem deutlichen Aufschwung bei und lassen die Kunststoffsparte wieder alt aussehen. Material Science verzeichnet nur ein Umsatzplus von 4,8 Prozent. Von Thomas Käding
Die ersten Zahlen nach der Ankündigung, die Kunststoffsparte Bayer Material Science abzustoßen, lesen sich wie ein starkes Argument für diese Entscheidung: Am Donnerstag bilanzierten Konzernchef Marijn Dekkers und Finanzvorstand Werner Baumann das Dreivierteljahr. Und es zeigt sich, dass vor allem die Sparten Pharma und Agrochemie zum deutlichen Aufschwung beigetragen haben und Anlass bieten, Bayers Umsatz- und Gewinnprognose anzuheben. BMS dagegen läuft ein bisschen hinterher.
Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum legte Health Care beim Umsatz um viereinhalb, beim Ergebnis um gut elfeinhalb Prozent zu. Das Geschäftsvolumen näherte sich der Marke von fünf Milliarden Euro. Crop Science stand noch viel besser da: beinahe 13 Prozent Plus beim Umsatz und ein um 48 Prozent gesteigertes Ergebnis. Der Umsatz ist nun nicht mehr weit von zwei Milliarden Euro entfernt. Bayer Material Science dagegen meldet ein Umsatzplus von vergleichsweise bescheidenen 4,8 Prozent, übersprang damit aber die Drei-Milliarden-Marke. Das Ergebnis verbesserte sich um gut zwei Prozent, vor Sondereinflüssen ging es sogar leicht zurück.
Finanzinvestoren interessiert?
Schlecht reden wollte Dekkers das Kunststoffgeschäft deshalb nicht. Schließlich verfolgt er nach wie vor den Plan, Material Science unter einem neuen Namen an die Börse zu bringen. Das soll spätestens in 16 Monaten passieren. Über Kaufinteressenten äußerte sich der Vorstandschef nicht. Das besorgten die organisierten Kritiker von der „Coordination gegen Bayer-Gefahren“: Sie behaupten, Finanzinvestoren hätten Bayer Material Science ins Visier genommen. Für Jan Pehrke aus dem Vorstand der Organisation „verheißt das Interesse der Heuschrecken nichts Gutes. Wir befürchten eine Parzellierung von Bayer Material Science, die Vernichtung weiterer Arbeitsplätze und eine Absenkung der Löhne.“ Unterdessen fordert ein Gewerkschafter aus dem Antwerpener Werk eine Jobgarantie wie für die deutschen Standorte von BMS.
Die Absatzmengen im Kunststoffgeschäft wurden im vorigen Quartal recht deutlich gesteigert; Makrolon und verwandte Polykarbonate verkauften sich besser: Auto- und Elektroindustrie sorgten dort für ein Umsatzwachstum von acht Prozent. Bei den Schaumstoffen betrug das Umsatzplus 5,7, bei Rohstoffen für Lacke, Kleber und Spezialitäten gut fünf Prozent. Das Problem: Die Preise sind gefallen.
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