Neuss-Grevenbroicher Zeitung, 22. Mai 2013
CO-Pipeline: Agentur lädt zum Fakten-Check
Kommunikationsexperten aus Düsseldorf suchen den Dialog mit Projekt-Gegnern. Möglich ist ein „Fakten-Check-Tisch“.
Rund 30 Akteure bekommen in diesen Tagen Post, Absender ist die IFOK GmbH in Düsseldorf. Die Kommunikations- und Strategieberater haben von Bayer MaterialScience den Auftrag erhalten, als unabhängige Moderatoren beim umstrittenen Thema CO-Pipeline das Gespräch mit Bürgerinitiativen, Verbänden, Vereinen, der Politik, Gewerkschaften und Kirchen zu suchen.
In einer 67 Kilometer langen Röhre soll Kohlenmonoxid aus dem Dormagener Bayer-Werk nach Krefeld-Uerdingen transportiert werden. Sie verläuft von Dormagen aus unter dem Rhein bis Monheim und dann rechtsrheinisch weitgehend parallel zur Autobahn 3 bis auf die Höhe Uerdingen, wo die Röhre erneut den Rhein unterquert. Gegen dieses Projekt regt sich seit Jahren massiver Protest. Im Mai 2011 kippte das Verwaltungsgericht Düsseldorf den Planfeststellungsbeschluss. Zurzeit läuft ein Planänderungsverfahren der Bezirksregierung. Im vergangenen Herbst nahm Regierungspräsidentin Anne Lütkes 22 000 schriftliche Einwände gegen das Vorhaben entgegen.
Bayer MaterialScience (BMS) will den Dialog rund um das CO-Pipeline-Projekt intensivieren, um dabei, so sagt das Unternehmen in einer Stellungnahme, „den verschiedenen Interessengruppen so gut wie möglich gerecht zu werden – einschließlich solcher, die den Planungen kritisch gegenüberstehen“. Dazu wurde die Kommunikationsgesellschaft IFOK eingeschaltet. Sie soll den Gesprächsbedarf ermitteln, den BMS bei den Protestlern erkannt hat. Denn bei den eingegangenen Einwendungen beim Planänderungsverfahren habe sich gezeigt, dass die Akteure sowie Bürger das Themenspektrum weiter fassen und eher grundsätzliche Fragen stellen, insbesondere zur Sicherheit und Gesundheit. „BMS will auf diesen Gesprächsbedarf eingehen“, sagt Ralf Eggert, Mitglied der IFOR-Geschäftsleitung, „und bietet an, begleitend zum Verfahren alle Themen rund um die CO-Pipeline zu diskutieren“. Die Gespräche sollen auch die Frage klären, wie ein Dialog ergänzend zu den formellen Verfahren mit allen Beteiligten aussehen und geführt werden kann.
Nicht angesprochen wurde der Verein „Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG)“ mit Sitz in Düsseldorf, in dessen Beirat auch die frühere Dormagener Kinderärztin Dr. Erika Abczynski sitzt. „Wir haben keine Einladung zu diesen Gesprächen erhalten“, sagt CBG-Vorstandsmitglied Philipp Mimkes. „Bayer spricht nicht mit uns.“ Vom BMS-Vorstoß hält er nichts: „Eine reine PR-Aktion und kein wirkliches Entgegenkommen“, sagt er. „Dieses Moderationsangebot ändert nichts an unserer grundsätzlichen Kritik, dass Gefahrstoffe nur dort produziert werden sollen, wo sie auch benötigt werden.“ BMS-Sprecher Jochen Klüner: „Mit CBG führen wir keinen Dialog, das macht keinen Sinn.“
Die IFOK-Moderatoren sehen ihr erstes Ziel darin, „ein größtmögliches Verständnis der Situation zu bekommen, die Themen und Gesprächsbedarfe zu identifizieren und einen entsprechend an die Situation angepassten Fakten-Check-Tisch zu entwickeln. Ob es den als eine mögliche Austauschform geben wird, können wir nach den Gesprächen und der darauffolgenden Konzeptionsphase sagen“, so eine IFOK-Sprecherin. VON KLAUS D. SCHUMILAS