Verehrte Aktionärinnen und Aktionäre,
Guten Tag Herr Wenning und die weiteren AR-Mitglieder und danke für die Einladung,
Guten Tag auch an Sie Herr Dr. Dekkers und weitere anwesende Vorstände,
Die Hauptversammlung ist der Tag der Berichte und der Rechenschaft gegenüber den Aktionären und deshalb hat auch dieses Jahr wieder eine Bayer langjährig verbundene, treue Aktionärsfamilie mich gebeten, hier zu Ihnen zu sprechen, was ich auch gerne tue.
Dazu muss ich zunächst mein Erstaunen darüber ausdrücken, dass Sie Herr Dekkers und Ihre Vorstandskollegen sich in ihren schriftlichen Berichten zu dem langandauernden Problemfall CO-Pipeline mit Informationen so auffällig zurückhalten. Sie sollten es aber als Ihre Pflicht Ihren Aktionären gegenüber betrachten, über Risiken für deren Kapitalanlage zu informieren, diese offenzulegen
statt zu verstecken; Und auch zu sagen, wo Sie deren Geld weiter verbuddeln wollen.
Bayer oder besser BMS hat doch im Jahr 2012 einen umfangreichen Planänderungsantrag zur CO-Pipeline nachgereicht. Die dort angekündigten „Nacharbeiten“ sollen Bayer weitere Millionen kosten und das dürfte den Aktionären gar nicht schmecken. Im letzten Jahr haben mehr als 24.000 Menschen
– weit mehr Menschen als BayerMaterialScience weltweit überhaupt beschäftigt -Einwendungen dagegen bei der Bezirksregierung Düsseldorf eingereicht. Diese Einwendungen sollen im November diesen Jahres in der GRUGA-Halle diskutiert und verhandelt werden und Bayer wird das ebenso wie die Bearbeitung der Einwände zu bezahlen haben, wie die Bezirksregierung verlauten ließ.
Dazu habe ich in Ihrem Geschäftsbericht nichts entnehmen können, Seltsam!
Ihre im Frühjahr 2007 begonnene Pipeline rottet im rheinischen Boden also seit Jahren vor sich hin und Bayer steht noch in diesem Jahr ein sehr schwieriger Prozeß beim Oberverwaltungsgericht in Münster bevor. Die Richter dort haben bereits im Jahr 2007 mächtige Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Verfahrens geäußert. weit mehr noch, als das Verwaltungsgericht Düsseldorf, das im Mai 2011 das Verfahren früher als geplant beendete und zu dem Urteil „rechtswidrig und nicht vollziehbar“ aber auch „nachbesserbar“ kam und zur Berufung freigab. Seltsam , dass Sie Herr Dr. Dekkers und wohl auch Ihre Kollegen zu diesen „rechtlichen Risiken“ keine Silbe für nötig halten. Machen sie das, weil sie dazu keine unternehmerische Entscheidung treffen wollen oder möchte der neue Aufsichtratsvorsitzende und ehemalige Verantwortliche für das Desaster Herr Wenning das nicht mehr hören ?
Als drittes Problem möchte ich erwähnen, dass gerade in jüngster Zeit die Bomben-Gefahr wieder virulent geworden ist. So wurde in Duisburg nur 80 Meter neben der CO-Pipeline eine weitere Bombe mit dem hochriskanten, weil unberechenbaren Säurezünder ausgemacht. Bei dem Bombenproblem hat Bayer als Auftraggeber zugesehen, wie die Baufirma Wingas massiv gegen Vorschriften verstoßen und sogar Aufsichtbehörde und Landesregierung belogen hat.
So kann niemand mit Gewissheit sagen, was dort und anderswo nahe oder sogar unter der CO-Pipeline noch an Risiken schlummert. Denn die Trasse wurde niemals ordentlich auf Bomben untersucht.
Das ist für Bayer als Pharma und Life-Science-Unternehmen ein böses Glaubwürdigkeitsloch und droht ein Imagedesaster zu werden?
Das Manager Magazin berichtete jüngst über eine Befragung von 30.000 Studenten in Deutschland. Danach haben speziell bei Absolventen der Wirtschaftswissen-schaften Arbeitgeber aus Süddeutschland einen deutlich besseren Ruf als NRW-Unternehmen. Und auch Bayer gehört leider zu den NRW-Konzernen, die bei vielen Studenten eher unbeliebt sind; Bayer liegt danach erst auf dem 48.Rang! Eine ziemliche Bürde, die Sie sich aufgeladen haben, angesichts des immer schärferen zukunftigen Wettbewerbs um „die besten Köpfe“. Da ist wohl noch Einiges aufzuarbeiten und möge Ihnen das gelingen!
Gelingen wird das aber nur, wenn Bayer es schafft, offen und ehrlich zu informieren.
Sie als Aktionäre haben Anspruch auf klare und vollständige Information. Sie sollten den Vorstand aufforden, von „Toten Pferden wie dem CO-Pipeline-Projekt“ möglichst schnell abzusteigen und dies zu beenden, um weitere Risiken und weitere Geldausgaben und größeren Imageschaden zu vermeiden!
Vor dem seit nunmehr sechs Jahren andauernden Bürgerproteste entlang der Pipelinetrasse scheinen die Verantwortlichen sich hierzu in ein Schweigegelübde flüchten zu wollen. Leider machen sie noch nicht das, was Manager eigentlich tun sollen; nämlich Probleme zu bereinigen und sich nicht von Ihnen gefangen halten lassen.
Mehr als 110 000 Bürgerinnen und Bürger haben sich mit ihrer Unterschrift gegen die Pipeline ausgesprochen. In den Trassenkommunen mit ihren 1,5 Millionen Einwohnern hat sich die Lokalpolitik eindeutig gegen dieses Projekt ausgesprochen und Bayer wird sich weiter mit mehr als 40 Klagen herumschlagen müssen.
Machen Sie das den Verantwortlichen mit einem Beifall jetzt und später bei Ihrer Stimmabgabe deutlich: Änderung und Konsequenz ist Fortschritt und Festhalten an Verlorenem bedeutet Stillstand – Also schicken Sie die CO-Pipeline in die Wüste! Ich Danke Ihnen für ihre Aufmerksamkeit und gerne von Ihnen Minheer Dekkers mit:
Tot ziens! und auf ein hoffentlich weiter erfolgreiches Unternehmen Bayer!