Leverkusener Anzeiger, 25. Januar 2013
Bayer
Viel Förderung, wenig Ertrag
Vor drei Jahren ist Bayers Nanoröhrchen-Anlage im Chempark an den Start gegangen. Während Bayer mit dem Pilotprojekt zufrieden ist, berichtet die „Coordination gegen Bayer-Gefahren“ von massiven Problemen. Von Thomas Käding
Leverkusen. Rund neun Millionen Euro hat das Bundesforschungsministerium bisher bewilligt: Bayers Projekt Kohlenstoff-Nanoröhrchen erfreut sich erheblicher Wertschätzung im Hause von Annette Schavan. Ob die vor drei Jahren mit großem Hallo in Betrieb genommene weltgrößte Pilotanlage für die Kleinströhrchen die Erwartungen erfüllt, ist Ansichtssache. Bayer zeigte sich am Donnerstag recht zufrieden, die „Coordination gegen Bayer-Gefahren“ stellt das Thema ganz anders dar: In der Leverkusener Anlage gebe es massive Probleme, die ursprünglich geplante Jahreskapazität von 200 Tonnen Nanoröhrchen werde nicht annähernd erreicht.
Deshalb habe Bayer seine ältere Versuchsanlage im badischen Laufenburg nun zum Produktionsstandort umdeklariert. Die Coordination hat große Vorbehalte gegen die Nanotechnologie insgesamt und hält es für bedenklich, dass Bayer hier mit Steuergeldern unterstützt wird.
Bayer-Sprecher Stefan Mechnig beschrieb das Thema auf Anfrage anders: Dass die Kapazität im Chempark nicht erreicht werde, habe keine technischen Ursachen. Vielmehr lasse Bayer die Pilotanlage nur phasenweise laufen, weil man unterschiedliche Teilnehmer des Nanoröhrchen-Projekts Inno-CNT beliefere. Bei Inno-CNT machten rund 90 Firmen und Hochschulen mit, das Projekt werde tatsächlich mit insgesamt rund 50 Millionen Euro vom Bundesforschungsministerium unterstützt: Damit trage der Steuerzahler etwa die Hälfte der Gesamtkosten.
Die neun Millionen Fördergelder für Bayer bestätigte Mechnig – ursprünglich habe man sogar elf beantragt. Mit allein 4,4 Millionen sei der Bau der Leverkusener Pilotanlage unterstützt worden.
Zur Kritik an der Nanotechnik sagte Mechnig: Der Verdacht, Nanopartikel könnten krebserregend wirken, sei pauschal falsch. Die Bayer-Nanoröhrchen hätten andere Eigenschaften als jene, die für gefährlich gehalten werden.