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Lipobay

CBG Redaktion

Presse Information vom 20. September 2012
Coordination gegen BAYER-Gefahren

Klage von Lipobay-Geschädigtem

Argentinien: BAYER zu Entschädigung verurteilt

Der BAYER-Konzern ist in Argentinien zu einer Zahlung von 968.000 Pesos (rund 160.000 Euro) an einen Lipobay-Geschädigten verurteilt worden. Der Kläger, Flavio Rein, hatte nach einmonatiger Einnahme des Cholesterin-Senkers irreversible Muskelschädigungen (Rhabdomyolyse), Sehstörungen und Nierenschäden erlitten.

Das Verfahren hatte sich über insgesamt neun Jahre hingezogen. Das Berufungsgericht in Buenos Aires (Cámara Nacional de Apelaciones en lo Civil) stellte am 22. August 2012 fest, dass BAYER weder die Ärzte noch die Patienten angemessen über die Risiken des Präparats informiert hatte und bestätigte damit ein Urteil aus dem Vorjahr (die Entscheidung im Wortlaut finden Sie hier). Da der Konzern die Frist, den Obersten Gerichtshof von Argentinien anzurufen, verstreichen ließ, wird das Urteil in dieser Woche rechtskräftig.

Nach Angaben argentinischer Medien handelt es sich weltweit erst um die zweite Verurteilung des Konzerns in Sachen Lipobay. Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren: „Das Gericht hat eindeutig ein schuldhaftes Verhalten des Konzerns festgestellt. Ein solches Urteil ist überfällig: firmeninterne Dokumente zeigen, dass die Verantwortlichen bei BAYER schwere Gesundheitsschäden der Patienten billigend in Kauf nahmen und dabei sogar Warnungen aus dem eigenen Haus missachteten. Die Entscheidung ist somit eine große Genugtuung für die Betroffenen in aller Welt.“

Patricia Venegas, Anwältin von Flavio Rein und Jura-Professorin an der Universität von Buenos Aires: „Es war stets die Politik von BAYER, nur außergerichtliche Vergleiche einzugehen. Damit sollte verhindert werden, was nun schwarz auf weiß steht: Es gibt einen kausalen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Lipobay und schweren Gesundheits-Schäden.“ BAYER hatte für Vergleiche mit Lipobay-Opfern mehr als eine Milliarde Dollar bezahlt, diese enthielten bislang jedoch keine Schuld-Anerkennung.

In den USA, wo zahlreiche Todesfälle zu beklagen waren, ist es bislang in keinem Fall zu einer Verurteilung gekommen; der US Supreme Court hat jedoch im vergangenen Jahr eine Sammelklage gegen BAYER zugelassen.

Flavio Rein hatte Lipobay im Jahr 1998 wegen eines leicht erhöhten Cholesterinspiegels verschrieben bekommen. Rein, der ansonsten vollkommen gesund war und täglich Sport getrieben hatte, konnte wegen der Muskelschäden fünf Monate lang nicht gehen. Bis heute ist er körperlich stark eingeschränkt, auf einem Auge hat er eine Sehstärke von nur noch 30%.

weitere Informationen:
=> ein Artikel aus Argentinien: Condena Millonaria contra Bayer
=> Artikel „pagina 12“: Indemnización de laboratorio
=> New York Times: Bayer Knew Of Dangers of Its Cholesterol Drug
=> Artikel “BAYER speist Lipobay-Opfer ab”
=> Das Urteil im vollen Wortlaut (span.)