30. März 2012
Gegenanträge zur BAYER-Hauptversammlung am 27. April
Hiermit zeigen wir an, dass wir zu den Punkten 2 und 3 der Tagesordnung den Vorschlägen des Vorstands und des Aufsichtsrats widersprechen und die anderen Aktionäre veranlassen werden, für die folgenden Gegenanträge zu stimmen.
Gegenantrag zu TOP 2: Der Vorstand wird nicht entlastet
Begründung: Der BAYER-Konzern verursacht zahlreiche ökologische und soziale Probleme, wofür der Vorstand die Verantwortung trägt. Es folgt eine Auswahl aktueller Problemfälle.
=> BAYER profitiert von den katastrophalen Zuständen in der Massentierhaltung, bei der ständig neue Krankheiten auftreten. Allein mit dem Tierantibiotikum Baytril, das zur Behandlung von Infektionskrankheiten von Rindern, Schweinen und Geflügel eingesetzt wird, machte der Konzern zuletzt einen Umsatz von 166 Mio Euro. In vielen Zuchtbetrieben gehören Baytril-Spritzen zum Alltag. Kontrollen finden kaum statt.
Insgesamt landet mehr als die Hälfte der weltweiten Antibiotika-Produktion im Viehstall. In der Folge entstehen massenhaft resistente Keime, die nach der Schlachtung im Fleisch nachweisbar sind. Eine mitunter tödliche Gefahr.
Der Wirkstoff von Baytril (Enrofloxacin) gehört zu den Fluorchinolonen – wie auch die von BAYER vertriebenen Human-Antibiotika Ciprobay und Avalox. Der großflächige Einsatz von Baytril führt dazu, dass gängige Human-Antibiotika immer häufiger unwirksam werden.
Eine Studie der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) kam im Herbst zu dem Ergebnis, dass der Einsatz von Antibiotika in der Tiermast die Gefahr erhöht, dass diese bei Menschen nicht mehr wirken. Die Weltgesundheitsorganisation WHO fordert schon seit Jahren ein Verbot des massenhaften Einsatzes von Antibiotika in der Tierzucht und erklärte die Gruppe der Fluorchinolone zu „Critically Important Antimicrobials“. Fluorchinolon-Resistenzen werden häufig bei Campylobacter, E. coli und Salmonellen in Geflügel und Mastkälbern nachgewiesen.
=> Noch immer verweigert BAYER eine Aufarbeitung der verhängnisvollen Rolle des Konzerns im Dritten Reich und im 1. Weltkrieg. Jüngstes Beispiel ist der 150. Geburtstag des ehemaligen Generaldirektors Carl Duisberg im vergangenen September. Duisburg, der geistige Vater der IG Farben, setzte im 1. Weltkrieg den Einsatz von Giftgas durch, betrieb die Deportation belgischer Zwangsarbeiter und forderte die Annexion großer Teile Osteuropas. Der Weimarer Republik stand Duisburg ablehnend gegenüber; er organisierte Spenden der Industrie an nationalistische Parteien, spätestens seit 1930 auch an die NSDAP.
Carl Duisberg war ein erbitterter Feind der Gewerkschaften. Zeit seines Lebens ordnete er die Moral dem Geschäftssinn unter. Dennoch ließ BAYER zu seinem Geburtstag Kränze auf Duisburgs Grab niederlegen und rühmte gar sein „soziales Engagement“. Bis heute leugnet BAYER seine Mitverantwortung für Krieg und Diktatur.
=> Neue Studien belegen erneut das erhöhte Risiko-Potential der von BAYER vertriebenen Antibaby-Pillen mit dem Wirkstoff Drospirenon: Eine im Oktober veröffentlichte Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Anwenderinnen ein um 75 Prozent höheres Thrombose-Risiko tragen als Frauen, die ältere Präparate benutzen. Im Auftrag der US-Gesundheitsbehörde Food and Drug Administration (FDA) waren hierfür die Krankenakten von mehr als 800.000 Amerikanerinnen ausgewertet worden. Zwei jüngst im British Medical Journal publizierte Studien kommen gar zu dem Schluss, dass das Risiko einer Thromboembolie unter Drospirenon gegenüber Präparaten mit dem Hormon Levonorgestrel um den Faktor 2,3 bzw. 3,3 erhöht ist. Auch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) warnte im Dezember vor den Risiken Drospirenon-haltiger Antibabypillen.
Allein in den USA sind mindestens 190 Frauen nach der Einnahme des Präparats Yaz gestorben, mehr als 10.000 Klagen sind anhängig. Angesichts der eindeutigen Studienlage hat BAYER im Januar eine Verschiebung der Prozesse beantragt und Vergleiche in Aussicht gestellt. Die Verfahren wurden daraufhin für drei Monate ausgesetzt. Mittlerweile hat BAYER Entschädigungen an 170 Frauen gezahlt.
Auf die Geschädigten in Deutschland ist BAYER bislang jedoch nicht zugegangen – wahrscheinlich, weil die Gerichte hierzulande geringere Strafen verhängen. Es ist nicht hinnehmbar, dass BAYER mit zweierlei Maß misst! Die durch Drospirenon geschädigten Frauen bzw. ihre Hinterbliebenen müssen in allen Ländern umgehend entschädigt werden. Auch die Kosten von Reha-Maßnahmen und Medikamenten sowie Verdienst-Ausfälle müssen übernommen werden.
Aus Profitgründen weigert sich BAYER weiterhin, alle Präparate mit dem Wirkstoff Drospirenon vom Markt zu nehmen. Der Umsatz im vergangenen Jahr lag fast unverändert bei 1,07 Milliarden Euro. Auch das Marketing, das besonders auf Mädchen und junge Frauen abzielt, bleibt unverändert.
Es bleibt festzuhalten: Antibaby-Pillen sollen verhüten – dies tun ältere Präparate ebenso zuverlässig wie neue. Die schweren Schädigungen, die durch Yasmin verursacht werden, könnten größtenteils vermieden werden. Hierfür trägt der Vorstand die Verantwortung. Augenscheinlich kalkuliert BAYER, dass die Gewinne durch den fortgesetzten Verkauf höher liegen als die Vergleichszahlungen an weitere Geschädigte.
Gegenantrag zu TOP 3: Der Aufsichtsrat wird nicht entlastet
Begründung: Der Aufsichtsrat kommt seiner Kontrollfunktion ungenügend nach und soll daher nicht entlastet werden. Es folgen Beispiele einer verantwortungslosen Konzernpolitik, die vom Aufsichtsrat mitgetragen wird:
=> Der BAYER-Konzern muss amerikanischen Landwirten mehr als eine halbe Milliarde Euro Schadenersatz zahlen. Im Jahr 2006 war herbizidresistenter Reis der Sorte Liberty Link 601, die nicht für den menschlichen Verzehr zugelassen war, weltweit in den Handel gelangt. Die Bauern blieben auf ihrer Ernte sitzen.
BAYER hatte die Betroffenen zunächst mit der Aussage verhöhnt, die Auskreuzungen seien ein „Act of God“, also höhere Gewalt. Erst durch kostspielige Prozesse, die die Landwirte ausnahmslos gewannen, konnte der Konzern zu dem nun getroffenen Vergleich gezwungen werden.
Dennoch hält BAYER an dem Vorhaben fest, Gen-Reis in die EU zu importieren. Ein großflächiger Anbau von Gen-Reis hätte in den Anbauländern ein erhöhtes Schädlingsaufkommen, einen verstärkten Einsatz gefährlicher Pestizide und weitere Gen-Kontaminationen zu Folge. Zudem droht der Verlust traditioneller, lokal angepasster Reis-Sorten, wodurch die Ernährungssicherheit gefährdet wird. Der Anbau von herbizidresistentem Reis muss daher dringend verhindert werden.
Das mit Liberty Link-Reis gekoppelte Herbizid Glufosinat ist außerdem hochgiftig und wird daher in der EU vom Markt genommen. Während BAYER im Herbst freiwillig auf die Zulassung von Liberty (Wirkstoff: Glufosinat) in Deutschland verzichtete, wurde der Export von Glufosinat in den vergangenen Jahren sogar noch erhöht. Ein klassisches Beispiel doppelter Sicherheits-Standards.
=> Ungeniert beteiligt sich BAYER an der fortschreitenden Kommerzialisierung aller Lebensbereiche. Im Januar wurde ein gigantisches BAYER-Logo auf die Nordflanke des Berges Jungfrau in den Schweizer Alpen projiziert. Nicht einmal der Status eines Unesco-Welterbes schützte den Berg davor, zur Werbefläche degradiert zu werden.
=> Im vergangenen Juli wurden endlich die Planungen für das gigantische Kohlekraftwerk im Krefelder BAYER-Werk gestoppt. BAYER hatte sich in dem Genehmigungsverfahren vehement für den Klima-Killer eingesetzt. Der langjährige Widerstand von Anwohnern und Umweltverbänden hat sich nun ausgezahlt.
Das alternativ geplante GuD-Kraftwerk ist mit einer Leistung von 1,2 Gigawatt jedoch überdimensioniert. Weder die Strommenge noch die dabei anfallende Prozesswärme werden vor Ort benötigt. Ein Wirkungsgrad von über 90% ist nur mit kleinen Anlagen zu erzielen, die auf die lokalen Bedürfnisse angepasst sind.
BAYER emittiert jährlich mehr als 8 Millionen Tonnen CO2 und gehört damit zu den großen Klima-Sündern in Deutschland. Der Konzern ist aufgefordert, den Anteil regenerativer Energien drastisch zu erhöhen und auf energieintensive Produktionswege zu verzichten.
=> BAYER ist auf der Suche nach neuen Pharma-Märkten auf die „ästhetische Medizin“ gestoßen und entwickelt eine Spritze zur Auflösung von Fettzellen. Die Substanz ATX-101 soll speziell das am Doppelkinn vorhandene Fett verringern. Die Risiken sind jedoch unklar. Zu befürchten ist, dass die zerstörten Fettzellen Gefäßverschlüsse und Schlaganfälle auslösen können. Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA hat mehrfach vor fettbehandelnden Spritzen gewarnt.
Lifestyle-Medikamente mit unklarem Risikoprofil sind abzulehnen.
=> Die Firma H.C. Starck betreibt für BAYER in Laufenburg eine Versuchsanlage für Carbon Nanotubes (CNT). Diese soll nun in eine reguläre Produktionsanlage umgewandelt werden.
Das Gefährdungspotential von CNT ist weitgehend unbekannt. Die vorliegenden Studien zeigen z.T. beunruhigende Eigenschaften: Durchdringung biologischer Barrieren wie die Blut-Hirn-Schranke; Hervorrufung von Entzündungen und Zellschädigungen, Gefahr von Thrombosen. Tierversuche zeigen zudem, dass bestimmte Nanotubes die Entstehung von Krebs ähnlich wie Asbestfasern begünstigen können. Sogar BAYER schreibt in seinem Sicherheitsdatenblatt: „Achtung – noch nicht vollständig geprüfter Stoff“ und: „Toxikologische Untersuchungen am Produkt liegen nicht vor.“
Dennoch behaupten BAYER und H.C. Starck, dass von den in Laufenburg produzierten CNT kein Krebsrisiko ausgehe. Wissenschaftliche Untersuchungen, die diese Aussage belegen, wurden jedoch im Genehmigungsverfahren nicht vorgelegt. Belastbaren Daten über Größenverteilung, Länge und Durchmesser der Kohlenstoffröhrchen liegen ebenfalls nicht vor. Der von BAYER angegebene Grenzwert für die Atemluft von 50µg/cbm wird nicht durch epidemiologische Daten gerechtfertigt.
Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren e.V.