Neuss Grevenbroicher Zeitung (NGZ), 26. Juli 2011
60 Einwände gegen TDI-Anlage
Rund 60 Einwendungen sind bei der Bezirksregierung Köln gegen die von Bayer MaterialScience geplante TDI-Anlage eingegangen. Die Behörde entscheidet über die Genehmigung nach der Erörterung Anfang Oktober.
Bis zum 13. Juli konnten Einwände gegen die geplante Toluylendiisocyanat (TDI)-Anlage der Firma Bayer in Dormagen schriftlich an die Bezirksregierung Köln gerichtet werden. Jetzt hat die Bezirksregierung Bayer MaterialScience (BMS) mitgeteilt, dass rund 60 Einwände eingegangen sind, davon sind ungefähr 50 nahezu gleichlautend.
„Der Schwerpunkt der Einwendungen liegt auf Fragen zur Anlagensicherheit“, sagt Oliver Moritz, Sprecher der Bezirksregierung. Daneben sei vereinzelt auf den anfallenden Abfall und den Gewässerschutz eingegangen worden.
BMS-Sprecher Ralf Guether geht davon aus, dass die meisten Einwände von der Bayer-kritischen Vereinigung Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG) stammen. Die CBG hatte eine Mustereinwendung erarbeitet und gemeinsam mit den Umweltverbänden NABU und BUND Protest angekündigt. Die Phosgen-Chemie gehöre zu dem gefährlichsten Technologien in Deutschland.
Das Unternehmen hat den Bau der 150 Millionen Euro teuren Anlage beantragt und will im Chempark seine Produktion des giftigen Toluylendiisocyanats von derzeit 100 000 auf 300 000 Tonnen pro Jahr ausweiten. Ab 2014 soll in der neu errichteten Anlage Weichschaum produziert werden, aus dem Fahrzeugsitze, Matratzen oder Bürostühle hergestellt werden. „Es ist uns sehr wichtig, die Menschen einzubinden und auf dem Weg mitzunehmen“, sagt Rainer Bruns, der die neue Produktionsanlage leiten wird.
Mitten im Chempark wird die neue Anlage auf einer Ausdehnung von 120 Metern in der Länge und 28 Metern Breite entstehen. Sie ist 30 bis 50 Meter hoch. „Die Hälfte des Gebäudes ist eingehaust“, erklärt Guether. Eine Sicherheitsmaßnahme, die zusätzlich von einem fünfmaligen Luftaustausch pro Stunde flankiert wird.
Sensoren meldeten jedes Leck und die Überwachung schalte dann automatisch auf eine Luftreinigung um. So entstehe beispielsweise aus dem gefährlichen Phosgen Natriumchlorid und Natriumcarbonat. Mit Phosgen operieren die Chemiker in Dormagen bereits jetzt. „Produziert wird nur dann, wenn es sofort gebraucht wird“, sagt der Sprecher. „Es gibt keine Zwischenlagerung.“
Vor der Erörterung Anfang Oktober mit der Bezirksregierung will Bayer MaterialScience noch mit allen, die Einwände erhoben haben, ins Gespräch kommen. Danach bilde sich die Behörde eine Meinung und erteilen eventuell einen Genehmigungsbescheid, der an bestimmte Auflagen und Bedingungen geknüpft ist. Guether: „Wir erwarten den Bescheid Ende 2011/Anfang 2012.“ VON PETRA CZYPEREK UND JENS KRÜGER –