1. September 2010
CO-Pipeline: Bezirksregierung lässt Bauarbeiten ruhen
Die Bezirksregierung Düsseldorf hat heute die Firma Bayer Material Science AG (BMS) darauf hingewiesen, dass im Baulos 1 Bauarbeiten an der CO-Pipeline erst fortgesetzt werden dürfen, wenn alle in diesem Bereich noch zu klärenden Sachverhalte erledigt sind. Im Rahmen der Bauüberwachung wurde der Bezirksregierung mitgeteilt, dass an fünf Stellen technische Probleme bei der Verlegung der Rohre aufgetreten sind. Die Bezirksregierung geht davon aus, dass BMS die ihr gestellten Fragen zeitnah beantworten wird.
Rheinische Post, 02.September 2010
Streit um CO-Pipeline
Langenfeld/Monheim (RP) Die Düsseldorfer Bezirksregierung hat die aktuellen Bauarbeiten (wir berichteten) an der in der Region umstrittenen CO-Pipeline des Bayer-Konzerns vorübergehend gestoppt. Wie die Behörde gestern mitteilte, muss Bayer Material Science (BMS) als künftiger Betreiber erst einen Katalog mit 25 Fragen abarbeiten, bevor die von dem Konzern als völlig unspektakulär eingestuften Nachbesserungsarbeiten fortgesetzt werden können. Bei diesen Arbeiten geht es nach Angaben des Unternehmens vor allem um Nachbesserungen an der dem Korrosionsschutz dienenden Kunststoff-Ummantelung einiger weniger Rohre. Mindestens drei kurze Abschnitte im südlichen Kreis Mettmann sollen betroffen sein.
Nach Auffassung der Gegner bestätigt die aktuelle Entwicklung eine nunmehr seit drei Jahren zu beobachtende „Unzuverlässigkeit“ beim Umgang mit der Leitung. Wieder einmal müsse Bayer Mängel an der Röhre zugeben. Bissig fragt Dieter Donner, Koordinator der Initiativen im Kreis Mettmann: „Arbeiten Bayer und die von Bayer beauftragten Firmen immer so dilettantisch oder nur an der CO-Pipeline, wo künftig extrem giftiges Gas nur wenige Meter an Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern und an den Gärten von Bürgern entlang strömen soll?“
Donner stellt auch die immer wieder propagierte Offenheit beim Umgang mit dem Thema in Frage: So soll in Langenfeld ein Sicherheitsingenieur versucht haben, Fotografen der Anti-Pipeline-Initiative zu behindern. Es sei unter anderem mit der Bahnpolizei gedroht worden. Donner: „Offene Information und Kommunikation sieht anders aus.“
Rheinsche Post, 2. September 2010
Feuerwehr beinahe hilflos
Sollte es an der CO-Pipeline durch Erkrath einen Unfall mit Gasaustritt geben, könnten die Feuerwehrleute höchstens 30 bis 40 Minuten arbeiten. Länger reicht ihre Atemluft nicht. Spezielle CO-Masken lehnt der Kreisbrandmeister ab.
Noch fließt kein einziger Kubikmeter Kohlenmonoxid durch die Pipeline zwischen den beiden Bayer-Werken Uerdingen und Dormagen. Wenn die Gerichte die Leitung erlauben sollten, muss die Feuerwehr im Falle eines Lecks auf den möglichen Austritt des farb- und geruchlosen Gases vorbereitet sein. Große Teile der Erkrather Bevölkerung wären in Gefahr, denn die Leitung verläuft aus Unterfeldhaus kommend parallel zur A3 und verlässt die Stadt etwa unter der Neandertalbrücke in Richtung Norden. Für Menschen in der Nähe einer Unglücksstelle könnte beim Einatmen Lebensgefahr bestehen. „Für die Feuerwehrleute, die sie retten sollen aber auch“, sagte Kreisbrandmeister Friedrich-Ernst Martin.
Streit um den Alarmplan
Im Erkrather Planungsausschuss berichtete er über den aktuellen Stand der Pipeline aus Sicht der Feuerwehren im Kreis Mettmann. Ob durch Baggerschaufel, Erdbeben oder ein Unglück – zumindest rein theoretisch könnte das Gas in größerer Menge austreten. Wie soll die Feuerwehr dann an die Unglücksstelle kommen und Menschenleben retten? „Mit den herkömmlichen Atemluftgeräten reicht der Sauerstoff höchstens 30 bis 45 Minuten“, sagte Martin. Aber nur unter optimalen Bedingungen.
Sollten Menschen etwa verschüttet sein, würde diese Zeit nicht mal reichen, um zu ihnen vorzudringen. Von Seiten des Betreibers werde laut Martin offenbar angeregt, dass die Feuerwehr auch sogenannte CO-Masken tragen könne. So werde die Luft aber lediglich gefiltert. Der Kreisbrandmeister lehnt aber das Tragen dieser Masken für Feuerwehrleute kategorisch ab. „Das ist nicht verantwortbar, dass Feuerwehrleute selbst in Gefahr geraten“, sagte Martin. Dazu müsste außerdem eine Richtlinie der Feuerwehr extra geändert werden.
Bei farb- und geruchlosem Gas sei das Tragen der Masken bislang nicht erlaubt, so Martin. Er könne sich aber nicht vorstellen, dass diese Richtlinie geändert werde. Nach wie vor strittig ist aus Martins Sicht, der Allgemeine Gefahren- und Abwehrplan (AGAP). Darin wird geregelt, was im Falle eines Schadens passieren wird, wer zuerst alarmiert wird, welche Schritte erfolgen sollen. Während Bayer immer wieder betont, alle Beteiligten hätten zugestimmt, beharrt Martin darauf, dass aus seiner Sicht keine der beteiligten Städte zwischen Duisburg, Köln und Krefeld zugestimmt habe. Der Planfeststellungsbeschluss der CO-Pipeline verlangt allerdings kein „Einvernehmen“ der Beteiligten, sondern lediglich eine Abstimmung. Und die hat der Bezirksregierung zufolge stattgefunden, indem Feuerwehren und Bayer den Plan erörtert haben. VON OLIVER WIEGAND