Westdeutsche Zeitung, 13. Januar 2009
Umweltschützer protestieren: „Kraftwerk ist viel zu groß“
Verbände weisen auf Gefahren durch Schadstoffe hin
Auch wenn Bayer im Chemiepark alte Kraftwerkskessel abschalten wird und der Energiewirkungsgrad auf mehr als 60 Prozent gesteigert werden soll, bleiben Umweltinitiativen bei ihrem Nein zum Bau eines Steinkohlekraftwerks in Uerdingen.
Das haben BUND, die Bürgerinitiative Saubere Luft, Coordination gegen Bayer-Gefahren, der Niederrheinische Umweltverein und der Naturschutzbund in einer gemeinsamen Erklärung betont.
„Trotz der Zugeständnisse von Trianel und Chempark bleibt den Anwohnern und der Umwelt der größte Teil der zusätzlichen Belastungen weiter bestehen“, so die Initiativen.
Sie listen eine Vielzahl von Schadstoffen auf, die in die Luft gepustet würden und die Menschen in der Umgebung schädigten – Schwefel- und Stickoxide, aber auch Cadmium, Thallium, Quecksilber, Nickel, Blei und Arsen.
„Sie werden aber deutlich unter den Grenzwerten liegen“, hatte bereits am 19. Dezember Martin Hector, Geschäftsführer des Bauherrn Trianel-Power, erklärt.
Verbände warnen vor einer Erwärmung des Rheins
Die CDU, die bis zu diesem Tag dem Kraftwerksprojekt eher ablehnend gegenüberstand, wie die SPD aber die wichtigsten Forderungen nun erfüllt sieht, sieht das ebenso.
Die Christdemokraten hatten ihre Ablehnung unter anderem damit begründet, dass Uerdingen und Umgebung ohnehin schon genug belastet seien. Nun bekennt man sich zum Industriestandort: „Krefeld ist nicht der Schwarzwald“, sagt Oberbürgermeister Gregor Kathstede.
Die weiteren Kritikpunkte der Umweltschützer: Das Kühlwasser soll aus dem Rhein angesaugt und direkt wieder eingeleitet werden. Dadurch erwärme sich der Rhein.
Bei Niedrigwasser müsse das Kraftwerk heruntergefahren oder sogar abgeschaltet werden. Kleinlebewesen im Strom würden im Tonnenbereich pro Tag getötet.
Steinkohle sei nach Braunkohle der schmutzigste Brennstoff für die Umwelt. Zudem sei das Kraftwerk für den Chemiepark völlig überdimensioniert. Zudem könnten laut den Umweltschützern die verbleibenden vier Gas- und der Kohlekessel nicht abgeschaltet werden, da das geplante neue Kraftwerk nur aus einem Kessel bestehe. Der wiederum müsse gewartet werden und könne auch ausfallen, der Chemiepark dadurch keinen Dampf mehr beziehen.
Außerdem verweisen die Organisationen auf die Menge an klimaschädlichem Kohlendioxid. Es würden etwa 4,3 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr ausgestoßen – heute würden im Stadtgebiet Krefeld schon etwa vier Millionen Tonnen produziert.
Ein Gaskraftwerk würde deutlich weniger ausstoßen. Das aber ist laut Trianel und Bayer wirtschaftlich nicht darstellbar. Mirko Braunheim