7. Januar 2009
PRESSEERKLÄRUNG: Umweltinitiativen lehnen Kohlekraftwerk weiter ab
Zum neuesten Beschluß der CDU Krefeld vom 19.12.08 betreffs des geplanten Kohlekraftwerks im Chempark Krefeld-Uerdingen geben die Umweltinitiativen BUND Duisburg, BI Saubere Luft, Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG), Niederrheinische Umweltverein (NUV) und der NABU die folgende Erklärung ab:
VORWORT
Die CDU Krefeld hat am 19.12.08 ihren parteiinternen Beschluß zu dem geplanten Kohlekraftwerk im Chempark in der Presse bekanntgegeben, auf Grund dessen sie dem Bau des geplanten Kohlekraftwerks zustimmen wird:
Die Betreiber Trianel bzw. Currenta/Chempark sollen vertraglich abgesichert folgende Zusagen machen:
· Die zwei alten Kohlekessel aus dem Kraftwerk N230 mit je 117 MW Feuerungswärmeleistung werden abgeschaltet, wenn das neue Kraftwerk ein Jahr lang störungsfrei Strom und Dampf an den Chempark geliefert hat. Von einem Abriß ist keine Rede.
· Kohlelager und -transport werden „eingehaust“, d.h. gegen die Umgebung hermetisch abgeschirmt. Die Kohle wird per Schiff ca. 300 m nördlich des bestehenden Hafens angeliefert, der dazu erweitert werden muß. Die Kostenfrage hierfür ist noch nicht geklärt.
· Der Gesamt-Wirkungsgrad wird von 56% auf 60% oder mehr gesteigert. Eine genaue Zahl liegt nicht vor.
Zur Historie:
· Die CDU war bisher der Meinung: So nicht.
· Die SPD war erst im Jahre 2006 dafür, dann im März 2007 dagegen und im Herbst desselben Jahres wieder dafür.
· Die FDP war immer dafür.
· Bündnis 90/Die Grünen waren immer dagegen mit der Option eines kleineren Gaskraftwerkes.
DAS VERHANDLUNGSERGEBNIS
Trotz der beschriebenen Zugeständnisse von Trianel und Chempark bleibt den Anwohnern und der Umwelt der größte Teil der zusätzlichen Belastungen weiter bestehen.
Im Einzelnen:
CO2-Ausstoß
· In Krefeld werden heute insgesamt ca. 4 Mio.t/Jahr CO2 ausgestoßen.
· Ein Kohlekraftwerk mit der geplanten elektrischen Leistung von 820 MW (brutto) würde ebenfalls 4,3 Mio.t/Jahr CO2 ausstoßen. Selbst wenn die zwei alten Kohlekessel abgeschaltet würden, wäre das eine Steigerung von 3,8 Mio.t CO²/Jahr.
· Ein Gaskraftwerk mit einer halb so großen elektrischen Leistung von 410 MW (brutto) würde nur 1/4 an CO2 ausstoßen: 1,08 Mio.t/Jahr, bzw. 0,58 Mio.t/Jahr.
Feinstaub und andere Schadstoffe
Das schon durch Feinstaub und andere Schadstoffe extrem belastete Gebiet und ihre Bewohner werden noch mehr geschädigt.
Das geplante Kohelkraftwerk emittiert jährlich 400 t Feinstaub und zusätzlich:
4000 t Schwefeloxide
4000 t Stickoxide
500 kg Cadmium
500 kg Thallium
600 kg Quecksilber
2000 kg Nickel
6000 kg Blei
1000 kg Arsen
Ein Gaskraftwerk würde keinen Feinstaub, keine Schwermetalle und keine Radioaktivität emittieren.
Radioaktivität
Über die Belastung durch gefährliche Radioaktivität machen die Betreiber keine Angaben. Sie ist jedoch bei Kohlekraftwerken höher als selbst bei Kernkraftwerken (im Normalbetrieb).
Kühlwasser
Das notwendige Kühlwasser wird direkt aus dem Rhein abgesaugt und wieder eingeleitet. Das Wasser erwärmt sich im Sommer dadurch um10 Kelvin auf bis zu 35° Celsius. Bei Niedrigstwasser muß das Kraftwerk heruntergefahren oder sogar abgeschaltet werden. Kleinlebewesen im Fluß werden im Tonnenbereich pro Tag getötet.
Brennstoff Steinkohle
· Steinkohle ist nach der Braunkohle der schmutzigste Brennstoff für die Umwelt.
· Sie muss aus Kostengründen importiert werden. Durch den Transport entstehen weitere klimaschädigende Abgase.
· Die Exportländer (z.B. Kolumbien, Südafrika) sind politisch nicht stabil.
· Die Kohle wird dort unter extrem schlechten Bedingungen für die Arbeiter abgebaut („Blutkohle“)
· Die Exportländer haben die „Ewigkeitskosten“ (Schäden durch den Bergbau, Abpumpen des Grubenwassers) für den Kohleabbau zu tragen.
· Der Preis für die Kohle hat sich innerhalb eines Jahres verdoppelt. Die zukünftige Entwicklung ist ebenso wenig abzusehen wie die von Gas.
Größe des Kraftwerks
Das Kraftwerk ist für den Chempark völlig überdimensioniert. Die Feuerungswärmeleistung (1705 MW) ist 7,3 mal so hoch wie die der beiden alten Kohlekessel, die abgeschaltet werden sollen. Dennoch können die verbleibenden 4 Gas – und der Kohlekessel nicht abgeschaltet werden, da das geplante Kraftwerk nur aus einem Kessel besteht, der gewartet werden muss und auch ausfallen kann, der Chempark also dann keinen Dampf bekäme.
Zukunft der Energieversorgung
Zentrale Kraftwerke dieser Größenordnung behindern auch durch ihre lange Laufzeit (mehr als 40 Jahre) den dringend erforderlichen Aufbau einer dezentralen Energieversorgung durch umweltschonende Energieformen.
Sonstiges
· Die Bundesrepublik Deutschland exportiert Energie im TW-Bereich.
· Das Kraftwerk benötigt 8% an elektrischer Energie für den eigenen Betrieb.
· In den Zahlen für den CO2-Ausstoß sind die Emissionen für Abbau, Verarbeitung und Transport nicht enthalten.
· In der offiziellen Broschüre des Betreibers Trianel sind nur vage Angaben über das geplante Kraftwerk gemacht worden. Wer von den Betroffenen die Broschüre überhaupt erhalten hat, ist nicht bekannt. Die Menschen in der Eisenbahnsiedlung jedenfalls nicht.
UNSERE FORDERUNG
Aus den genannten Gründen lehnen wir weiterhin das geplante Kohlekraftwerk ab und fordern ein höchstens halb so großes Gaskraftwerk mit Kraft-Wärme-Kopplung. Etwas anderes ist den Anwohnern und unserer Umwelt nicht zuzumuten.
Der Bau eines Kohlekraftwerks würde einen Rückfall in überkommene Formen der Energie-Umwandlung bedeuten und würde den Kampf gegen den Klimawandel über Jahrzehnte hinweg erheblich schwächen.
Weiter verschärfend fordert der BUND Krefeld: „Wir fordern keinen verkleinerten Gaskessel (!!) von Trianel für BAYER, sondern den Bayer-eigenen Neubau vorhandener Kessel (-kapazitäten), so denn umwelt-und produktionstechnisch notwendig.“
NRZ, 8. Januar 2009
Belastung bleibt trotz Zugeständnissen
Die Kritiker-Phalanx bleibt bei ihrer Forderung für eine Gasanlage und kündigt „massenhafte Einwände“ an.
Trotz der Zusage von Trianel und Bayer, die Bedingungen der Krefelder Politik für den Bau des Kohlekraftwerks zu erfüllen, lehnen die Umweltinitiativen den Bau der Anlage weiterhin ab. Die Phalanx aus lokalen Umweltvereinen, Naturschutzverbänden und Bürgerinitiativen nennt dafür mehrere Gründe. Sie fordern ein höchstens halb so großes Gaskraftwerk mit Kraft-Wärme-Kopplung, etwas anderes sei den Anwohnern und der Umwelt nicht zuzumuten.
Der Bau eines Kohlekraftwerks würde einen „Rückfall in überkommene Formen der Energie-Umwandlung“ bedeuten und den „Kampf gegen den Klimawandel über Jahrzehnte hinweg erheblich schwächen“, schreiben die Kritiker in einer gemeinsamen Erklärung.
Trotz der neuen Zugeständnisse bleibe die zusätzliche Belastung weiter bestehen. Der heutige Ausstoß von Kohlendioxid in Krefeld würde sich durch die 820-Megawatt-Anlage nahezu verdoppeln. Neben den 4,3 Millionen Tonnen CO2 verursache ein Kohlekraftwerk in der geplanten Form zudem 400 Tonnen Feinstaub im Jahr. Ein Gaskraftwerk dagegen würde im Vergleich nur ein Viertel Kohlendioxid und überhaupt keinen Feinstaub verursachen.
Steinkohle sei zudem nach der Braunkohle der schmutzigste Brennstoff, durch den Transport entstünden weitere klimaschädigende Abgase, kritisieren die Verbände. Sie halten das Kraftwerk für „völlig überdimensioniert“, durch seine lange Laufzeit von mehr als 40 Jahren würde der Aufbau von umweltschonenden Energieformen behindert.
Die Rheinhauser Bürgerinitiative „Saubere Luft“ trifft sich heute (19 Uhr, Firma Bohres, Moerser Straße 34) das erste Mal im neuen Jahr und berät über die neue Situation im Krefelder Stadtrat. „Nach den zustimmenden Signalen der CDU müssen wir uns hier in Rheinhausen darauf einstellen, dass es schon sehr bald zur Offenlegung der Antragsunterlagen der Firma Trianel kommen wird“, sagte der Vorsitzende Norbert Bömer im Vorfeld und kündigt „massenhafte Einwände“ gegen die Anträge an. (ib)
weitere Informationen: http://www.NUV-Online.de
und http://www.CBGnetwork.de/1885.html