Presse Info vom 9. Mai 2008
Coordination gegen BAYER-Gefahren
Agro-Konzerne gefährden Ernährungssicherheit
12. Mai, 11 Uhr in Bonn: Demonstration gegen Hunger, Artensterben und Gentechnik
Zum Auftakt der 9. UN-Konferenz zur biologischen Sicherheit am Pfingstmontag ruft die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) zusammen mit 80 Bauern-, Entwicklungs- und Umweltorganisationen zu einer Demonstration gegen Hunger, Artensterben und Gentechnik auf. Die CBG fordert ein Verbot hochgiftiger Pestizide, weltweit freien Zugang zu Saatgut, einen Stopp der Agro-Gentechnik, die Förderung des ökologischen Landbaus sowie die Produktion von Nahrungsmitteln statt Agro-Sprit.
Als einer der größten Pestizid-, Gentechnik- und Saatgut-Konzerne gefährdet BAYER massiv die Artenvielfalt und die Ernährungssicherheit. Während es jedoch in vielen Teilen der Erde zu Hunger-Aufständen kommt, heißt es im jüngsten BAYER-Geschäftsbericht: „Wir konnten an der positiven Entwicklung der Welt-Agrarmärkte partizipieren“. Jan Pehrke von der Coordination gegen BAYER-Gefahren nennt dies eine „zynische Formulierung angesichts der drastischen Verteuerung von Grundnahrungsmitteln und der Zunahme des Hungers weltweit. Der Welternährungsrat sieht als eine wesentliche Ursache der Ernährungskrise die rückläufigen Ernten wegen der durch Agrarchemikalien geschädigten Ackerflächen. Als zweitgrößter Pestizid-Produzent hat BAYER einen entscheidenden Anteil daran.“
Agrogifte vergiften Böden und Gewässer in vielen Teilen der Welt und rotten Pflanzen- und Tierarten aus. Das ökologische Gleichgewicht wird durch pestizidresistente Schädlinge gestört. Der massive Einsatz von Pestiziden steht in starkem Kontrast zu den jüngsten Forderungen des Weltagrar-Rats. Die 400 Wissenschaftler drängen auf radikale ökologische Reformen in der Landwirtschaft und auf eine Rückkehr zu traditionellen Anbaumethoden.
In Europa will BAYER gentechnisch veränderte Pflanzen wie Raps, Zuckerrüben, Soja und Mais in den Markt drücken. Aktuell entscheidet die EU über eine Importzulassung für herbizidresistenten Reis von BAYER. Dieser sogenannte Liberty Link-Reis war für den bislang größten Kontaminations-Skandal verantwortlich, als im Jahr 2006 die herbizidresistente Sorte LL601 weltweit in den Handel kam. Amerikanischen Farmern entstand ein Schaden von über einer Milliarde Dollar. BAYER führt die Verunreinigungen auf „höhere Gewalt“ zurück und lehnt eine Entschädigung ab.
Eine europäische Zulassung von Gen-Reis hätte besonders in Asien dramatische Konsequenzen: Der großflächige Anbau von LL-Reis würde unweigerlich zur Kontamination und Verdrängung traditioneller Sorten führen. Hierdurch würde langfristig die Ernährungssicherheit gefährdet. Während die Landwirte ihr Saatgut bislang durch Tausch und Eigenzüchtungen selbst produzieren, würden sie künftig wegen des Patentschutzes in Abhängigkeit der Saatgut-Unternehmen geraten.
In Brasilien versucht BAYER, eine Zulassung für gentechnisch veränderten Mais zu erhalten. Kein einziges EU-Land baut solchen Glufosinat-resistenten Mais an. Studien zeigen, dass Gen-Maisfelder langfristig stärker mit Spritzmitteln besprüht werden als Äcker mit herkömmlichen Mais. Glufosinat ist ein hochgiftiges Herbizid, das die Entwicklung des menschlichen Gehirns beeinträchtigen und Verhaltensstörungen hervorrufen kann. Schwedische Gesundheitsbehörden hatten empfohlen, das Pestizid zu verbieten, konnten sich jedoch nicht gegen die Lobby-Interessen der Pestizidhersteller durchsetzen.
Auch im Bereich Agrardiesel ist BAYER aktiv. Der Konzern will sowohl aus Raps wie auch aus der tropischen Pflanze Jatropha Agrosprit gewinnen. Im Fall von Raps drohen große Monokulturen und ein hoher Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden. Jatropha lässt sich laut BAYER auf „Grenzertragsböden“ anbauen, die sich nicht für die Produktion von Nahrungsmitteln eignen. Tatsächlich werden diese Flächen jedoch intensiv genutzt; nach Angaben der Welternährungsorganisation sind solche Ressourcen für Ernährung und Gesundheit der ärmsten Teile der ländlichen Bevölkerung lebensnotwendig. In Indien kam es schon zu Vertreibung Landloser von solchem „Brachland“. Ein großflächiger Jatropha-Anbau würde Naturlandschaften zerstören, Kleinbauern vertreiben und zu mehr Hungertoten führen.
Mitglieder der CBG treffen sich am Pfingstmontag um 10 Uhr in Bonn (Kleine Blumenwiese, Rheinauen). Weitere Informationen: http://www.planet-diversity.org/de/demonstration.html