17.10.2007, BUND NRW
Landtagsanhörung zur BAYER-Giftgas-Pipeline
BUND fordert Baustopp und Aufhebung des Enteignungsgesetzes
Anlässlich der heutigen Landtagsanhörung zur umstrittenen BAYER-Kohlenmonoxid-Pipeline fordert der nordrhein-westfälische Landesverband des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) einen sofortigen Baustopp. Anstatt eine ganze Region den Gefahren und Risiken einer solchen Giftgas-Leitung auszuliefern, seien die Betreiber in der Pflicht, die existierenden alternativen Produktionsmethoden zu nutzen. Vom Landtag fordert der BUND die Aufhebung des dem Pipelinebau zugrunde liegenden Enteignungsgesetzes. Mit dem BUND treten mittlerweile mehr als 64.000 Bürgerinnen und Bürger für eine Aufhebung des Sofortvollzugs des Pipelinebaus ein. Zahlreiche Betroffene waren vor den Landtag gezogen, um gegen die umstrittene Fernleitung zu protestieren.
Paul Kröfges, BUND-Landesvorsitzender: „Das dem Bau der Giftgasleitung zugrunde liegende Enteignungsgesetz ist verfassungswidrig. Trotz ungelöster Sicherheitsfragen wird eine ganze Region tödlichen Risiken ausgesetzt. Die Pipeline dient nicht dem Allgemeinwohl, sondern allein den betriebswirtschaftlichen Interessen der BAYER AG.“
Kohlenmonoxid (CO) ist ein farb-, geruch- und geschmackloses Atemgift, das zudem hoch entzündlich ist. Daneben wirkt es korrosiv und stellt damit ein Risiko für die Dichtigkeit der Pipeline dar. Selbst rostfreier Stahl wird unter bestimmten Bedingungen von CO angegriffen. Allerdings seien vorliegende praktische und wissenschaftliche Erfahrungen zu den Pipeline-Risiken im Genehmigungsverfahren unberücksichtigt geblieben.
Durch Bau und Betrieb der Kohlenmonoxid-Rohrfernleitung zwischen Dormagen und Krefeld-Uerdingen seien allein im Kreis Mettmann 143.000 Menschen potenziell gefährdet. Dass die Pipeline bereits im Bau ist, obwohl noch Klagen gegen die Genehmigung und gegen Enteignungen anhängig sind, hält der BUND-Chef Kröfges für „einen ausgemachten Skandal“.
Auf der Landtagsanhörung präsentierte der BUND auch mögliche Alternativen. Diplom-Chemiker und BUND-Experte Dr. Wolfgang Roth: „Als Alternative zu der Giftgas-Pipeline durch Wohngebiete regen wir alternative Produktionsmethoden der so genannten „green chemistry“ an. Durch fortschrittliche Syntheseverfahren kann nicht nur das giftige Zwischenprodukt CO sondern auch das Giftgas Phosgen vermieden werden. Diese Alternative macht nicht nur die Pipeline überflüssig, sondern würde auch die Sicherheit in den Werken verbessern.“
Die Einführung dieser Verfahren wäre ein echter Wettbewerbsvorteil für die BAYER AG und würde die Innovationskraft am Standort Nordrhein-Westfalen eindrucksvoll unterstreichen.