28.08.2007, Westdeutsche Zeitung
Auf der Suche nach dem Umweltschutz von morgen
Internationales Treffen: 180 Jugendliche tagen als Gäste der Vereinten Nationen und des Bayer-Konzerns in Leverkusen.
Leverkusen. Da treffen Welten aufeinander: die jungen, meist lässig gekleideten und umweltbewegten Teilnehmer aus aller Welt. Die repräsentative Kraft des Bayer-Konzerns, der sein Erholungshaus in Leverkusen international rausgeputzt hat – roter Teppich inklusive. Die Spitzenvertreter der Vereinten Nationen in Sachen Umweltschutz. Und ein Häuflein Protestierer, die finden, dass das alles nicht zusammengehört.
Seit Sonntag tagen 180 junge Umweltschützer aus 85 Ländern auf Einladung der UNEP, des Umweltprogramms der Vereinten Nationen, in Leverkusen. Gestern wurde offiziell Eröffnung gefeiert. Noch bis Donnerstag wollen sich die Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 15 und 24 Jahren auf ihrer Konferenz über Klimaschutz, erneuerbare Energien und moderne Umwelttechnik informieren.
Der „Coordination gegen Bayer-Gefahren“ (CBG) ist die seit drei Jahren bestehende Partnerschaft zwischen UNEP und Bayer, die gestern um drei weitere Jahre verlängert wurde, ein Dorn im Auge. Vor dem Erholungshaus werden Flugblätter verteilt.
„Lobbyisten von Bayer bekämpften in der Vergangenheit sämtliche Anstrengungen zum Umweltschutz – vom Kyoto-Protokoll bis hin zur EU-Chemikaliengesetzgebung REACH“, kritisiert die CBG. Die Kooperation mit Bayer beschädige die Glaubwürdigkeit der Vereinten Nationen.
„Mit wem denn sonst als den Unternehmen sollten wir uns zusammensetzen?“
Innen im Erholungshaus haben sich derweil Umweltminister Sigmar Gabriel, NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers, Bayer-Vorstandschef Werner Wenning, UNEP-Direktor Achim Steiner und sein Amtsvorgänger Klaus Töpfer eingefunden. Auf Töpfers Anregung geht die Kooperation zurück. Und sein Nachfolger Steiner reagiert auf die Kritik in seiner Begrüßungsrede mit der Gegenfrage: „Mit wem denn sonst als den Unternehmen sollten wir uns zusammensetzen?“
Unterstützung erhält er von Sigmar Gabriel: „In der Zukunft müssen wir Umweltschützer wirtschaftlicher sein und die Wirtschaftler müssen mehr die Umwelt schützen.“ Für die Verbindung von wirtschaftlichem Erfolg und dem Engagement für die Umwelt sei „Bayer eines der besten Beispiele“. Der Konzern unterstützt UNEP jährlich mit 1,2 Millionen Euro.
Die 180 Teilnehmer der internationalen Jugend-Umweltkonferenz wurden von UNEP in einem Online-Verfahren unter mehr als tausend Bewerbern ausgewählt. Sie alle stammen aus Organisationen oder von Schulen, in denen sie sich für den Umweltschutz in ihren Heimatländern engagieren.
Der Begriff Tunza im Konferenztitel („Tunza International Youth Conference 2007“) stammt aus der ostafrikanischen Sprache Kisuaheli und bedeutet: eine Sache „mit Sorgfalt und Hingabe behandeln“. Erstmals findet der Jugend-Umweltgipfel von UNEP in Mitteleuropa statt – und erstmals ist ein Unternehmen Gastgeber.