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[LevAnz UNEP] UNEP Konferenz Leverkusen

Leverkusener Anzeiger, 25. August 2007

Das Kreuz mit dem Umweltschutz

Die Vorfreude ist groß, aber nicht ungeteilt: Ab Montag richtet Bayer mit einigem Pomp die Internationale Jugend-Umweltkonferenz aus und treibt damit die Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen – genauer: mit ihrem Umweltprogramm – noch weiter. Dessen Direktor Achim Steiner kommt, ebenso Umweltminister Sigmar Gabriel und Ministerpräsident Jürgen Rüttgers. Ein großer Rahmen also für die 150 jungen Umweltschützer, die aus 100 Staaten kommen, und unter denen sechs Schüler des Werner-Heisenberg-Gymnasiums sind.

Sie werden fünf Tage in Leverkusen diskutieren und sich durch Bayer-Anlagen führen lassen. Denn das Thema heißt „Technologie im Dienst der Umwelt“. Da hat man unter dem Bayerkreuz nach eigenem Selbstverständnis einiges zu bieten. Es wird aber auch um den Klimawandel gehen und die Rolle der Treibhausgase dabei. Bei letzterem ist Bayer kein unbeschriebenes Blatt. Darüber, was darauf steht, lässt sich streiten.

Während sich der Konzern in seinem Umweltbericht Fortschritte bei der Verringerung der Treibhausgase bescheinigt, sehen Kritiker in den Zahlen nur die halbe Wahrheit: Bayer „exportiere“ seinen Schadstoffausstoß oftmals durch Firmenverkäufe, mäkelt etwa die „Coordination gegen Bayer-Gefahren“ – in Wahrheit könne der Konzern in dieser Hinsicht kaum etwas vorweisen. Bayer reagierte zuletzt mit der Ausweisung indirekter Emissionen, die etwa durch den Strom- und Dampf-Einkauf bedingt sind. Zu Recht. Rechnet man so, verdoppelt sich die Klimabelastung durch Bayer beinahe: Produktions- und Abfallverbrennungsanlagen bliesen 2006 rund 3,8 Millionen Tonnen Kohlendioxid und ähnliche Gase in die Atmosphäre. Weitere 3,6 Millionen Tonnen resultieren aus dem Zukauf von Energie.

Aber das ist nur einer der Gründe, warum die „Coordination“ die Zusammenarbeit zwischen Bayer und dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (Unep) unangemessen findet und ihre Beendigung fordert: „Lobbyisten von Bayer bekämpften in der Vergangenheit sämtliche Anstrengungen zum Umweltschutz – vom Kyoto-Protokoll bis hin zur EU-Chemikaliengesetzgebung Reach“, behauptet Philipp Mimkes von der „Coordination“. Zudem stelle Bayer eine große Zahl hochgefährlicher Produkte her. „Die Kooperation mit einem Umweltsünder wie Bayer beschädigt die Glaubwürdigkeit der Vereinten Nationen“, heißt es in einem Brief an Steiner, Gabriel und Rüttgers. Was die Kooperation bewirke, zeige sich schon daran, dass Unep-Vertreter „irreführende Behauptungen des Konzerns zum Ausstoß von Treibhausgasen ungeprüft wiederholt haben.“ Letztlich nütze die Zusammenarbeit nur Bayer – zu Werbezwecken.

Um darauf aufmerksam zu machen, will die „Coordination“ am Montag am Bay-Komm demonstrieren. Bayer nimmt das ernst und wappnet sich. Man möchte sich als Gastgeber von den Kritikern nicht die Show stehen lassen.