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Hungerstreik

CBG Redaktion

Der Krefelder Umweltaktivist Ulrich Grubert hat einen fünfwöchigen Hungerstreik beendet, mit dem er auf die Umweltrisiken des geplanten Kohlekraftwerks in Krefeld-Uerdingen aufmerksam machte. Das Kraftwerk wird vom BAYER-Konzern gemeinsam mit der Firma Trianel geplant, es würde jährlich über vier Millionen Tonnen CO2 emittieren weitere Infos.
Die Coordination gegen BAYER-Gefahren solidarisiert sich mit den Forderungen Gruberts und dankt ihm für den entschlossenen Einsatz.

Rheinische Post, 18.09.2007

Der Kraftwerks-Konflikt

Weiß waren die T-Shirts der Kraftwerksgegner. Weiß auch jene der Kraftwerksbefürworter. „Nein zum Kraftwerk“ stand auf den einen. „Die Kraft in Nordrhein: Unsere Industrie. Unsere Arbeitsplätze“ war auf den anderen zu lesen.
Genauso gegensätzlich verlief die Diskussion, bei der es CDU-Fraktionschef Wilfrid Fabel hervorragend verstand, den Konflikt der Politik herauszustellen: „Wir haben auf der einen Seite die Umweltbelastungen, auf der anderen Seite die Interessen der Beschäftigten. Das gilt es, abzuwägen. Und das ist ein schwieriger Prozess.“ Wenn die Stadt dem Kraftwerk zustimme, lege sie sich selbst Grenzen auf. Denn dann sei Uerdingen eventuell so stark belastet, dass weitere Ansiedlungen von Firmen in Uerdingen nicht mehr möglich seien.

Werden die alten Kraftwerke abgeschaltet?
Fabel: „Kein vernünftiger Mensch bestreitet, dass wir neue Kraftwerke brauchen. Aber es gibt bisher keine Garantie, dass die alten abgeschaltet werden.“ Dazu erklärte Werksleiter Dr. Stefan Dresely, dass ein neues Kraftwerk wesentlich günstiger zu betreiben sei. Das alte weiterhin zu betreiben sei daher wirtschaftlich unsinnig.

Wie kommt die Kohle in den Hafen?
Laut Fabel werden drei Varianten diskutiert: Die Kohle wird im Duisburger oder im Krefelder Hafen in Züge verladen und dann zum Kraftwerk gebracht. Oder: Sie wird direkt im Industriehafen auf ein Fließband umgeschlagen, das bis zum Kraftwerk führt. Fabel zeigte sich zuversichtlich, dass sich Bayer hier nach den Wünschen Krefelds richten würde.

Gefährdet das Nein zum Kraftwerk den Bayer-Standort?
Hierzu erklärte Dresely, dass Standorte nicht plötzlich sterben. Die Entscheidung heute beeinflusse Entwicklungen in zehn oder fünfzehn Jahren. Werde das Kraftwerk nicht gebaut, dann werde Bayer wahrscheinlich eher an anderen Standorten denn in Uerdingen investieren.

Ist ein Gast- und Dampfturbinen-Kraftwerk (GuD) eine Lösung?
Sehr vehement setzte sich Umweltschützer Ulrich Grubert für diese Lösung ein. Beim GuD liege der Wirkungsgrad bei 90 Prozent, beim geplanten Steinkohlekraftwerk liegt der Wert bei 50 bis 57 Prozent. Zudem sei die Umweltbelastung eines GuD wesentlich geringer. Deshalb plädierte Grubert für ein GuD. Da Grubert den Eindruck hatte, dass die CDU weiterhin zu ihrem Nein zum Kraftwerk steht, gab er bekannt, seinen Hungerstreik zu beenden. Er hatte ihn vor fünf Wochen als Protest gegen das Kraftwerk begonnen.
Den großen Beifall des Publikums zur Rede Gruberts kommentierte Fabel: „Der Beifall ersetzt nicht die Entscheidung der Fraktion. Unser ,So nicht’ zum Kraftwerk steht. Noch nicht entschieden ist die Frage: ,Wie dann?“

Fakten zum Kraftwerk
CO2-Ausstoß: 4,4 Millionen Tonnen pro Jahr. Zum Vergleich: Die CO2-Emission für ganz Krefeld liegt zur Zeit bei 4,2 Millionen Tonnen. Zur Feinstaubbelastung erklärte Werksleiter Dresely, Bayer habe eine schriftliche Garantie abgegeben, dass das Kohlelager eingehaust wird. Ein kleineres Kraftwerk wird von der CDU derzeit nicht diskutiert. Bayer habe kein kleineres nicht beantragt, erklärte Fabel. TEXT VON DIETER HILLA

NRZ, 23. August 2007

Hungrige Entschlossenheit

Ulrich Grubert hat den Widerstand gegen das Kohlekraftwerk auf eine neue Stufe gehoben: Er will nichts mehr essen, bis das Projekt gekippt ist. „Meine Überzeugung gibt mir Kraft“.

„Hier steh´ ich nun und kann nicht anders.“ Ulrich Grubert sagt es mit Luther, um diese felsenfeste Überzeugung auszudrücken, die ihn antreibt. Die ihm Kraft verleiht im Widerstand gegen das geplante Kohlekraftwerk bei Bayer. Diese Kraft benötigt er in diesen Tagen, Grubert hat den Widerstand auf eine neue Stufe gehoben. Er ist wieder in den Hungerstreik getreten. Vor zehn Tagen. Über acht Kilogramm hat er bereits verloren. Wieviele es noch werden? Grubert weiß es nicht. Als er sich für diesen radikalen Weg entschieden hatte, wusste er nicht, wann dieser enden würde.
Grubert, als Gründungsmitglied und 2. Vorsitzender des Niederrheinischen Umweltschutzvereins so etwas wie die zentrale Person im Kampf gegen das Kohlekraftwerk – „und für ein Gas-Dampfkraftwerk“ wie er betont -, hatte sich bereits Anfang des Jahres feste Nahrung untersagt. Vor dem Votum des Krefelder Rates am 8. März. Und selbst nach dem „Nein“ hungerte er weiter. Der Krefelder hatte so eine Ahnung, dass mit diesem „Nein“ nicht das letzte Wort gesprochen war…

„Ich bin gestählt in solchen Auseinandersetzungen“
Diese Entschlossenheit – die man als die Besessenheit eines missionarischen Eiferers missverstehen könnte – hat ihre Geschichte: Grubert war maßgeblich daran beteiligt, eine geplante Giftmüllverbrennungsanlage zu verhindern. Acht Jahre lang erlebte er Höhen und Tiefen eines solchen Kampfes, „ich bin gestählt in Auseinandersetzungen und habe einen langen Atem“. Außerdem beschäftigte er sich während seines Physikstudiums mit der Klimaproblematik, 1974 war das! Ihn kann niemand mit Daten über Schadstoffe beeindrucken, Grubert ist selbst Experte – was in Gesprächen immer durchschimmert, wenn er mit seinem unglaublichen Detailwissen aufwartet.
Bei allem Widerstand: Für ein Ziel zu hungern, das ist ein gewaltiger Schritt. Für Grubert ein notwendiger. Weil all die kleinen Siege in Diskussionen, all die Infotische nicht genug gebracht haben, „wir wurden in der Öffentlichkeit nicht gehört“. Wobei Grubert einen Faktor unverblümt beim vollen Namen nennt: „Eine Krefelder Zeitung hat sich von Anfang an für Bayer und Trianel positioniert und unsere Mitteilungen durch geschicktes Beschneiden bis zur Unkenntlichkeit verfremdet.“ So fühle sich die Bürgerinitiative in die Ecke jener geschoben, die gegen alles sind. „Dabei können wir doch die Wünsche von Bayer und den Stadtwerken nachvollziehen. Wir sagen nur, dass sie aufs falsche Pferd setzen.“

„Unzumutbare Belastung für meine Familie“
Gruberts zweiter Hungerstreik beschert ihm die gewünschte Aufmerksamkeit, allerdings auch zahlreiche unerwünschte Risiken und Nebenwirkungen – und damit sind nicht die angenehmen Gerüche gemeint, die zu den Essenszeiten durchs Haus wehen und Grubert daran erinnern, dass er eigentlich zu genießen weiß.
Den ersten Streik hatte er nach vier Wochen mit massiven Kreislaufproblemen abgebrochen, diesmal hat er sich auf einen deutlich längeren Zeitraum eingerichtet. „Meine Familie ist sehr besorgt. Ich habe mich bei meiner Frau und meinen Kindern entschuldigt und weiß, dass dies eine unzumutbare Belastung ist, die ich auf ihre Schultern geladen habe“, gesteht Grubert. Man spürt: Sein Gewissen plagt ihn – doch eben auch sein Umweltgewissen. Der Streik müsse sein, um dem Widerstand Gewicht zu verleihen – welch Ironie, dass damit ein deutlicher Gewichtsverlust verbunden ist.
Der Krefelder will nichts essen, bis das Projekt beerdigt ist. Und wenn das länger dauert als er vermutet? Egal! Hungerstreik finde ausschließlich im Kopf statt. Wenn man so überzeugt sei wie er, dann stehe man das durch. Notfalls bis über die Herbstferien hinaus, notfalls mit Infusionen.
„Das ist jetzt eine entscheidende Phase. Mein Glaube an Gott und in den gesunden Menschenverstand sagen mir, dass das ganze zu einem guten Ende kommt.“ Das gute Ende: eine Bestätigung des „Nein“ des Rates .
„Ich bin ein unverbesserlicher Optimist.“ TOBIAS BOLSMANN

Rheinische Post, 11. August 2007

Finaler Hungerstreik gegen Kohlekraftwerk

Seit Pfingstmontag hungerten sie – immer im wöchentlichen Rhythmus. Fünf Mitglieder des Niederrheinischen Umweltschutzvereins protestierten auf ihre Art gegen den Bau eines Kohlekraftwerks in Uerdingen.
Ab Montag aber will Ulrich Grubert aus Krefeld-Bockum alleine hungern: „Ich höre erst auf, wenn feststeht, dass das Kraftwerk nicht gebaut wird.“ Er habe sich diesen Schritt reiflich überlegt, sagt der Ehemann und dreifache Familienvater. Und er sei sich der Konsequenzen seines Streiks bewusst: „Ich meine es im wahrsten Wortsinne todernst.“
Eigentlich war ein Ende des Streikes absehbar. Doch neuerdings fürchtet Grubert wieder, dass einige im Rat vertretene Fraktionen das Ruder für das Kraftwerk doch noch einmal rumreißen. Er sieht sein kommendes „Martyrium“ (so bezeichnet er es selbst) als ein Zeichen der Ohnmacht. Ein Hungerstreik bis zum möglichen Sterben sei jedoch sein „letztes und stärkstes Ass“.
Grubert ist gläubig und habe in seiner Pfarre St. Gertrudis in Bockum von vielen Leuten Rückhalt erfahren: „Ich bin fest davon überzeugt, dass wir verpflichtet sind, den nachfolgenden Generationen eine intakte Schöpfung zu hinterlassen.“ Aufhören will er erst, wenn das Kohlekraftwerk vom Tisch ist. Vor seinem am Montag anstehenden Hungerstreik habe er einen „Heidenrespekt“.

Pressemitteilung von: Niederrheinischer Umweltschutzverein e.V. (NUV), Krefeld

Das Finale: Hungern bis zum Ende der Kohlekraftwerksplanung im Bayer-Chemiepark Krefeld-Uerdingen

Aus Protest gegen das geplante Importkohlekraftwerk im Bayer-Chemiepark Uerdingen führt der Niederrheinische Umweltschutzverein (NUV) nun bereits seit Pfingstmontag einen nahezu dreimonatigen Staffel-Hungerstreik lückenlos durch. Nach Martina Grubert, Andrea Nolte, Illona Soyka und Sabine Flecken übernimmt Ulrich Grubert aus Krefeld-Bockum den letzten virtuellen Staffelstab am 13.08.2007.

Ab Montag beginnt für den Umweltschützer Ulrich Grubert das zeitlich unbegrenzte Martyrium unter dem Motto: „Hungern bis zum endgültigen Ende der Kohlekraftwerksplanung“.Sowohl für die Krefelder Bevölkerung als auch für die Menschen auf allen Kontinenten geht es um das „nackte Überleben“, wenn wir nicht in den nächsten Jahren die Wende „Weg vom CO2 “ schaffen! Auch in diesem Jahr überschlagen sich die Klimarekorde: Die UN-Klimabehörde bilanziert extreme Kälte, Niederschläge und Temperaturen. Weltweit wurden die höchsten Temperaturen seit Beginn der Wetteraufzeichnung registriert. In Europa lagen die Temperaturen im April ca. vier Grad (4 Kelvin) über dem langjährigen Durchschnitt. Als Beispiele für die zahlreichen Wetterextreme nennt die WMO (World Meteorological Organisation ) die Überschwemmungen in Großbritannien, die sommerliche Hitzewelle in Südosteuropa, den ungewöhnlich heftigen Schneefall in Südafrika, die schlimmste Flutkatastrophe in Uruguay sowie die größten Überschwemmungen seit Menschen-gedenken in Indien, Nepal und Bangladesch. Neben Millionen Menschen, die obdachlos wurden, starben in diesem Jahr rund 1900 Menschen. Diese Opfer sind für manche geldgierige Stromkonzerne nur Kollateralschäden!

Die Zukunft unserer Kinder wird rücksichtslos auf dem Altar der schnellen Gewinne geopfert!

Mit der Aktion des NUV sollen diejenigen (bundesweit beobachteten) Parteien im Krefelder Stadtrat in ihrer Standfestigkeit bestärkt werden, die sich gegen das geplante Importkohle-Kraftwerk am 8. März. 2007 ausgesprochen haben. Der NUV appelliert an Trianel, Bayer und Stadtwerke Krefeld, eine alternative Kraftwerksplanung auf der Basis von Gas durchzuführen. Ein Gaskraftwerk erzeugt bei der Bereitstellung von Dampf und elektrischer Energie nicht nur weniger als die Hälfte an CO2, sondern erspart den ohnehin stark gebeutelten Menschen im Hafengebiet zusätzlichen Feinstaub durch den Kohleumschlag. CO2, das gar nicht erst erzeugt wird, braucht dann ab 2020 auch nicht mit hohem technischen und kostenmäßigen Aufwand abgeschieden, verflüssigt, transportiert und unterirdisch eingelagert zu werden. Zudem verliert ein nachgerüstetes Kraftwerk noch zusätzlich 13 Prozent von seinem ohnehin geringen Wirkungsgrad. Die Zusatzkosten gegenüber einem Gaskraftwerk (gleicher Leistungsklasse) würden sich dann von den bereits jetzt jährlich ca. 40 Millionen Euro noch weiter erhöhen. Wir Stromkunden müssten die Zeche für das ökologische und ökonomische Desaster dann auch noch zusätzlich bezahlen!
Weitere Informationen finden Sie unter: nuv-online.de

weitere Informationen:
Kampagne „Steinkohlekraftwerk Krefeld verhindern!“
Kampagne zu Treibhausemissionen von Bayer