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Pipeline

18.06.2007, Westdeutsche Zeitung

CO-Pipeline: Friedliche Demo gegen Giftgas

16 000 Unterschriften für „Bau-Stopp der Bayer-Pipeline“ sollen am Donnerstag an Jürgen Rüttgers übergeben werden.

Hilden /Krefeld. Friedlich, fantasievoll und städteübergreifend demonstrierten am Samstag mehr als 2000 Menschen gegen die durch den Kreis Mettmann geplante Kohlenmonoxid-Pipeline der Firma Bayer.

Von der Pipeline-Trasse an der Langenfelder Stadtgrenze zogen sie mit Trillerpfeifen und Transparenten ausgestattet zur Kundgebung vor das Bürgerhaus. Als dort schon längst kein Platz mehr war, stand das Zugende noch vor der Polizeiwache an der Kirchhofstraße.

Zur größten Demonstration in der Geschichte Hildens waren Vertreter aus den Städten entlang der Trasse eingeladen – und gekommen, mit Kind und Kegel. Die Szenerie glich einem Familienausflug und erreichte fast die Ausmaße eines Rosenmontagszuges.

Davon inspiriert texteten die Organisatoren ein Karnevalslied zur Demo-Hymne um: „Die Karawane zieht weiter, die Pipeline muss weg“.

Einen derart großen Zulauf hatten die Organisatoren zwar erhofft, aber nicht erwartet: „Wir hätten vor vier Wochen nie gedacht, dass wir so weit kommen“, sagte Marlis Elsen vom Verein „Familiensiedlung Lehmkuhler Weg“, der den Protest ins Rollen brachte. Dem schlossen sich weitere Vereine an, Rückendeckung gab es vom Kreis Mettmann und den Kreis-Städten entlang der Trasse. Alle Fraktionen im Stadtrat waren bei der Demo dabei.

Protest gegen die Kohlenmonoxid-Pipeline

Transparente: Mit fantasievollen Plakaten und Transparenten (Foto) zeigten die Demonstranten ihren Protest: „Wir wollen die todsichere CO-Pipeline nicht“, „Bayer: Science for a better death“, „Bayer-Pipeline: Highway to hell“, „Sterbehilfe dank Bayer“, „Keine Zwangsenteignung für die Giftgasleitung“, „Giftgas für Profit – das machen wir nicht mit“
Betroffenheit: „57 Meter“ hatte Sebastian Schult (18) auf sein T-Shirt geschrieben: In dieser Entfernung verläuft die Pipeline von seiner Wohnung.
Unterstützung: Nach Ansicht der „Coordination gegen Bayer-Gefahren“ existiert kein öffentliches Interesse am Bau einer Kohlenmonoxid-Pipeline von Dormagen nach Uerdingen. Hierdurch entfalle die Rechtsgrundlage für das Projekt. Durch eine CO-Fernleitung würde zudem ein gefährlicher Präzedenzfall geschaffen.

„Die Pipeline gehört auf keine Rhein-Seite.“
Bei der Abschlusskundgebung unterstrichen Landrat Thomas Hendele, Hildens stellvertretender Bürgermeister Norbert Schreier sowie Vertreter aus Erkrath, Langenfeld und Monheim die Forderungen der Initiative zum Bau-Stopp: „Wir werden mit allen juristischen Mitteln gegen die Pipeline vorgehen“, versicherte der Landrat.

Er erinnerte aber auch daran, dass die Bagger bereits an der Hildener Stadtgrenze stehen, „weil es Leute gibt, die der sofortigen Besitzeinweisung zugestimmt haben“. Enttäuscht waren die Initiatoren, dass keiner der eingeladenen Vertreter von Landes- und Bezirksregierung sowie Bayer gekommen war. Gleichwohl wurde auch ihnen ein Rederecht eingeräumt – mit Schweigeminuten.
Unterstützung erhoffen sich die Gegner nun von den Gerichten, aber auch vom Landtag, der die Sicherheitsdiskussion am Donnerstag in seinen Fachausschuss verwiesen hat. „Wir haben zumindest erreicht, dass das Thema wieder diskutiert wird“, sagte Horst Ferber, Vorsitzender des Vereins vom Lehmkuhler Weg.
Es sei nicht zu erwarten gewesen, so BUND-Sprecher Dieter Donner, dass der Bau-Beschluss durch die inzwischen mehr als 16 000 gesammelten Unterschriften rückgängig gemacht würde.

Dennoch sollen die Listen an Ministerpräsident Jürgen Rüttgers übergeben werden, der am Donnerstag zu einer Radtour in Hilden erwartet wird. Weitere Aktionen seien nicht geplant. Womöglich wird Rüttgers aber entlang der Strecke den Ruf hören, der am Samstag vor dem Bürgerhaus ertönten: „Wir sind das Volk!“
Von Michael Kremer