Die Schweizer Zeitung Der Bund sowie die taz berichten am 7. Juli 2007 über unsere Kritik am Global Compact und dem dort vorgestellten Abkommen „Caring for Climate“
Kraftvolles Signal oder bloss PR?
Global tätige Unternehmen wollen sich stärker für Klimaschutz engagieren – und stossen dabei auf Kritik
Rund 150 global tätige Firmen wie Bayer, Ikea und Coca-Cola wollen sich im Rahmen der Global-Compact-Partnerschaft mit der Uno stärker als bisher für den weltweiten Klimaschutz engagieren. Eine entsprechende Absichtserklärung veröffentlichten die Unternehmen am Freitag in Genf zum Abschluss eines zweitägigen Gipfeltreffens des Global Compact. Beim Uno-Klimarat sowie bei regierungsunabhängigen Organisationen (NGO) stiessen die Klimaschutzinitiative sowie der grundsätzliche Ansatz des Global Compact auf Kritik.
Initiative Kofi Annans
Der Global Compact ist eine 1999 vom damaligen Uno-Generalsekretär Kofi Annan am Rande des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos initiierte freiwillige Vereinbarung, in deren Rahmen sich inzwischen rund 3200 Firmen aus aller Welt auf zehn allgemein gehaltene soziale, ökologische und menschenrechtliche Standards bei der Unternehmensführung verpflichten. Dazu gehört das Verbot von Kinderarbeit, Zwangsarbeit, Diskriminierung und Korruption. Am Genfer Gipfeltreffen des Global Compact nahmen neben Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon rund 1000 Vertreter von Unternehmen, NGO und Regierungen teil, darunter die Regierungschefs von Brasilien und Südafrika, Lula da Silva und Mbeki, sowie aus der Schweiz Bundespräsidentin Calmy-Rey.
Die 150 Unternehmen, die die Klimaschutzinitiative unterzeichnet haben, wollen „die schädliche Kohlendioxid-Emission und den Energierverbrauch drosseln“. Konkrete Reduktionsziele und Fristen werden in dem Dokument allerdings nicht genannt.
Coca-Cola will handeln
Coca-Cola-Chef Neville Isdell erklärte in Genf, sein Konzern wolle in allen Unternehmensbereichen den Klimaschutz fördern. Nur die Firmen, die den Klimaschutz ernst nähmen, hätten in Zukunft Erfolg bei den Verbrauchern. Für Achim Steiner, Leiter des Uno-Umweltprogramms Unep, zeigt die Erklärung, dass sich die Industrie im Aufbruch befinde, und dass sich die Unternehmen heute ihrer Verantwortung für den Klimaschutz bewusst seien. Der Vorsitzende des Uno-Klimarats, Rajendra K. Pachauri, kritisierte hingegen, dass die Initiative zur Bekämpfung der Erderwärmung nicht bindend sei. Die „Coordination gegen Bayer-Gefahren“ bezeichnete die Klimaschutzinitiative der Unternehmen als „reine PR-Aktion und als kontraproduktiv“.
Kritiker vermissen Konkretes
Denn die Firmen würden zwar staatliche Hilfen für ökologische Modernisierungsmassnahmen und Umstrukturierungen fordern, sich aber nicht auf konkrete, verbindliche Ziele verpflichten. Hauptziel dieser Absichtserklärung sei es offensichtlich, verbindliche staatliche Vorgaben für die Reduktion von Kohlendioxyd-Emissionen zu verhindern. Deutlich werde dies am Beispiel des Leverkusener Bayer-Konzerns, einer der Erstunterzeichner der Absichtserklärung. Während der Konzern sich in der Öffentlichkeit gerne als Vorbild in Sachen Klimaschutz präsentiere, plane die Firma zugleich gemeinsam mit dem Krefelder Unternehmen Trianel den Bau eines neuen Kohlekraftwerks, das pro Jahr vier Millionen Tonnen Kohlendioxyd ausstossen werde, kritisierte die „Coordination gegen Bayer-Gefahren“.
Keine unabhängige Evaluation
Bereits zum Auftakt des Genfer Gipfeltreffens hatten namhafte NGO die vage Formulierung der zehn Selbstverpflichtungen des Global Compact und ihre Freiwilligkeit kritisiert sowie den Mangel an Instrumenten, um ihre Einhaltung zu überwachen. „Der Global Compact ist ein zahnloses Instrument, das ablenkt von den dringend notwendigen, verbindlichen Regeln insbesondere für international tätige Konzerne“, monierte Jens Martens Global Policy Forum.
Sieben Jahre nach seiner Gründung gibt es keine unabhängige Evaluation des Global Compact. Stattdessen liegt nur eine von seiner New Yorker Geschäftsstelle selbst in Auftrag gegebene Untersuchung durch McKinsey vor. Diese beruht wiederum ausschliesslich auf Berichten, die die Firmen selber verfasst haben. Selbst nach dieser Untersuchung haben Firmen nur in zehn Prozent aller Fälle infolge ihrer Mitgliedschaft beim Global Compact soziale, ökologische oder menschenrechtliche Standards ihrer Unternehmenspraxis verbessert.