7. Juni 2007, Rheinische Post
Landrat: Pipeline-Bau stoppen
Die von Bayer geplante CO-Leitung steht weiter in der Kritik. Gestern forderte Landrat Thomas Hendele, der Chemie-Konzern solle erst die Entscheidungen der Gerichte abwarten. Er empfahl eine Route an der A57.
Kreis Mettmann/Hilden: Mit klaren Worten wandte sich Landrat Thomas Hendele gestern an die Öffentlichkeit: „Wir sind kein Experimentierfeld für Bayer.“ Er könne nicht nachvollziehen, warum die erste lange Kohlenmonoxid-Pipeline ausgerechnet durch den am dichtesten besiedelten Kreis Deutschlands führe. Gerade Hilden sei nach seiner Auffassung besonders von den Plänen des Chemiekonzerns betroffen, weil die Bevölkerungsdichte hier sehr groß ist.
Keine Synergieeffekte mehr
Weil inzwischen mehrere Eilanträge gegen die Baugenehmigung vorlägen, sei es eigentlich selbstverständlich, dass Bayer die Arbeiten vorerst einstelle. „Wir leben schließlich in einem Rechtsstaat“. Zudem seien die vom Unternehmen angeführten Synergieeffekte durch eine rechtsrheinische Verlegung der Pipeline nicht mehr nachvollziehbar, nachdem die auf der selben Trasse geplante Propylenleitung nun nicht gebaut würde. Statt eines 30 Kilometer langen Umweges solle Bayer die Pipeline linksrheinisch an der A57 entlang zwischen Dormagen und Krefeld-Uerdingen verlegen.
Das Sicherheitskonzept von Bayer, das von der Bezirksregierung akzeptiert wurde, stellte Hendele in Frage. Kreisordnungsdezernent Ekkehard Fabian warnte noch einmal vor den Gefahren: „Kohlenmonoxid ist hochtoxisch, aber geruchlos.“ Jüngst hatte der Bochumer Professor Dr. Gerd Falkenhain in einem Gutachten kritisiert, dass die Leckerkennung mangelhaft sei und in den störanfälligen Schieberstationen keine CO-Melder geplant seien (die RP berichtete).
Am Mittwoch Thema im Rat
Bürgermeister Scheib kritisierte gestern in einem Interview mit Radio Neandertal noch einmal die Informationspolitik des Konzerns. „Bayer hätte intensiver aufklären sollen.“ Nächsten Mittwoch wird sich der Hildener Rat erneut mit der Pipeline befassen. Er soll Scheib beauftragen zu klagen, wenn die Verwaltung angewiesen werde, städtische Flächen an Bayer abzutreten. VON SEBASTIAN BRINKMANN UND OLIVER WIEGAND