Rheinische Post, 23. Januar 2007
„Bayer muss Zusagen halten“
Das Verhältnis zwischen Bayer und der Stadt Monheim bleibt angespannt. Für Ärger sorgt der angedachte Ausgleich fürs geplatzte Gewerbegebiet „Rottfeld“. Bürgermeister schließt Druck über Flächennutzungspläne nicht aus.
Das Verhältnis zwischen Bayer-Konzern und Stadt bleibt angespannt. Nach Ärger um ein Grundstück für den inzwischen geplatzten Playmobil-Spielepark und der noch andauernden Kontroverse um eine Kohlenmonoxid-Pipeline (wir berichten jeweils) sorgen die Verhandlungen um potenzielle Gewerbeflächen an der Alfred-Nobel-Straße weiter für Irritationen.
Wie berichtet hatte Bayer im vergangenen Jahr mit Hilfe einer Erbpacht-Konstruktion die sicher geglaubte Entwicklung des Gewerbegebiets Im Rottfeld (88.000 Quadratmeter Fläche) aus Sicht der Stadt „vereitelt“, dafür jedoch ein Flächen-Angebot in einem anderen Abschnitt der Nobel-Straße in Aussicht gestellt. Doch auf etwas Konkretes wartet man im Rathaus bislang vergebens. Chefplaner Thomas Waters: „Im Dezember hieß es: Wir melden uns in 14 Tagen. Doch es passierte nichts.“ Erneut habe Bayer Crop-Science-Manager Günter Rossdeutscher beim IHK-Neujahrsempfang eine rasche Offerte in Aussicht gestellt. Waters: „Auf einen entsprechenden Anruf warten wir bis heute.“ Ungehalten reagiert auch Bürgermeister Dr. Thomas Dünchheim: „Ich erwarte, dass einmal gemachte Zusagen eingehalten werden. Konstruktive Gespräche, wie wir sie in letzter Zeit durchaus geführt haben, reichen alleine nicht aus.“
200 000 Euro jährliche Erbpacht (statt bislang zirka 12 000 Euro Jahresmiete) zahlt Bayer in den kommenden knapp 100 Jahren einer Monheimer Landwirte-Familie für das ursprünglich als Gewerbegebiet „Im Rottfeld“ konzipierte Gelände an der Grenze zu Hitdorf. Damit nutzte Bayer eine veränderte Gesetzeslage, wonach Erbpacht das ebenfalls vorhandene städtische Vorkaufsrecht „schlägt“.
Bürgermeister Thomas Dünchheim hält den Handel mit Blick auf den Arbeitsplatz-Abbau im Bayer-Konzern für nur schwer zu rechtfertigen.
Besonders bitter für Monheim: Nachdem klar war, dass es im Rottfeld zwischen dem Wellpappen-Hersteller Seyfert und dem südlichen Teil des CropScience-Geländes nun doch kein Gewerbe-Gebiet geben würde, kehrten ansiedlungswillige Unternehmen wie Rossmann und Rhenus der Stadt den Rücken. Sowohl die Drogeriekette als auch der Logistik-Spezialist, der unter anderem für Daimler Chrysler arbeitet, ließen sich, so Waters, nicht länger vertrösten. „Selbst wenn Bayer uns morgen am Tag eine gleichwertige Ausgleichsfläche übergäbe, würde die professionelle Entwicklung eines solchen Geländes zwei oder drei Jahre dauern. Und so lange wartet niemand.“ Ebenfalls keine Alternative: die Platzierung der beiden Interessenten im frisch von Monheim erworbenen Gewerbegebiet Weidental oder im Rheinpark. Dagegen spricht aus Sicht des Bürgermeisters die komplett andere Ausrichtung dieser Areale. Sie seien – schon mit Blick auf das Lkw-Aufkommen – nicht für Logistiker und deren Waren-Umschlag geeignet.
Sollte Bayer in Sachen Ersatz-Gewerbe-Fläche unbeweglich bleiben, könnte das dem Konzern noch bitter aufstoßen. Dünchheim: „Es ist denkbar – ohne Zustimmung der Eigentümer – den Flächennutzungsplan am Rottfeld so zu ändern, dass diese Fläche künftig kein Industriegebiet bzw. Bauerwartungsland mehr ist.“
Sollte dies tatsächlich so eintreten, hätte Bayer ein Rechtfertigungsproblem: Denn die künftig fürs Rottfeld gezahlte Erbpacht von jährlich 200 000 Euro wäre für eine Ausgleichsfläche, die allenfalls noch landwirtschaftlich genutzt werden dürfte, massiv überhöht.
Soweit muss es freilich nicht kommen. Bayer-Crop-Science-Sprecher Utz Klages auf RP-Anfrage: „Wir prüfen zurzeit denkbare Optionen und sind zuversichtlich, Monheim Ende Februar/Anfang März ein Angebot machen zu können.“ Zur Größe eines möglichen Ersatz-Areals wollte sich Klages allerdings ebenso wenig äußern, wie zu der Frage, ob die Stadt dafür etwas bezahlen soll. VON JÖRG JANSSEN