Presse-Information vom 8. Dezember 2006
Coordination gegen BAYER-Gefahren
Philippinen: 79 Kinder durch Pestizid Mocap vergiftet
Wirkstoff wird von BAYER CropScience produziert / Verkaufs-Stopp gefordert
In der philippinischen Provinz Davao del Norte mussten nach einer Pestizid-Vergiftung 79 Kinder stationär behandelt werden. Der Zwischenfall ereignete sich in einer Schule, die sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu einer Bananen-Plantage befindet. In der Plantage war zuvor das von der Firma BAYER CropScience produzierte Agrogift Mocap ausgebracht worden. Unklar blieb zunächst, ob es sich um einen Unfall oder einen geplanten Einsatz des Pestizids handelt. Die Kinder hatten sich auf dem Schulhof befunden, als sie von der Giftwolke eingehüllt wurden. Rund 30 Schüler fielen in Ohnmacht, andere litten unter Brechreiz, Schwindelanfällen und Atemproblemen.
Die Plantage gehört zur Firma Tadeco, die mit einer Anbaufläche von 55.000 Hektar zu den größten philippinischen Agro-Unternehmen gehört. Tadeco übernahm die Verantwortung für den Zwischenfall und ließ die Kinder in einem firmen-eigenen Krankenhaus behandeln. Angehörigen der staatlichen Gesundheitsbehörde, die Blutproben der Betroffenen nehmen wollten, wurde der Zutritt zum Hospital jedoch verweigert.
Kritiker werfen dem Unternehmen vor, den Tathergang verschleiern zu wollen. Die Asian Peasant Coalition sowie die Landarbeiter-Organisation Kilusang Magbubukid ng Pilipinas (KMP) fordern eine Schließung der Plantage bis zur vollständigen Klärung des Vorgangs. „Offenbar wollen die Verantwortlichen von Tadeco Dauer und Ausmaß der Vergiftung verschleiern. Unabhängige Experten müssen die Opfer sofort untersuchen. Es geht um Menschenleben – zudem sehr junge Leben“, so Danilo Ramos, Vorsitzender der KMP.
Uwe Friedrich, Vorstandsmitglied der Coordination gegen BAYER-Gefahren, fordert den BAYER-Konzern auf, alle Wirkstoffe der Gefahrenklassen 1 und 2 sofort vom Markt zu nehmen. „Pestizide wie Mocap können nicht sicher angewandt werden – schon gar nicht in tropischen Ländern oder unter Armutsbedingungen. BAYER trägt eine Mitverantwortung für Tausende von Pestizid-Vergiftungen Jahr für Jahr, viele davon tödlich“. BAYER CropScience ist nach eigenen Angaben Marktführer für Agrochemikalien. In vielen Teilen der Welt verkauft das Unternehmen Pestizide der WHO-Gefahrenklasse Ia (extrem gefährlich) und Ib (hoch gefährlich), darunter Thiodicarb, Parathion, Fenamiphos, Azinphos-Methyl und Methamidophos. Vor zehn Jahren hatte BAYER angekündigt, alle Pestizide der Gefahrenklasse I vom Markt zu nehmen. Das Versprechen wurde jedoch nicht eingehalten. Schon mehrfach kam es zu Vergiftungen in der Umgebung philippinischer Plantagen (s.u.).
Der Wirkstoff von Mocap, Ethoprop, gehört zur Substanzklasse der Organophosphate und ist chemisch mit E 605 verwandt. Die WHO bezeichnet Ethoprop als „extrem gefährlich“ (Gefahrenklasse 1) und krebserregend. Das Pestizid wird gegen Würmer und Insekten eingesetzt, BAYER bietet Mocap seit den 60er Jahren an. Ethoprop wird in der Umwelt nur langsam abgebaut und wird häufig in Gewässern und im Grundwasser nachgewiesen.
Weitere Informationen:
Bayer´s Mocap: Pesticide poisons Students and Teachers in the Philippines
Kampagne „BAYER-Pestizide im philippinischen Bananen-Anbau“