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Genverschmutzung

Pressemitteilung des Vereins zum Schutze des Rheins und seiner Nebenflüsse

Egmondstraße 5
47608 Geldern
Tel. 02831-980281
0177-3561237
Fax 02831-980290

Bayerwerk Wuppertal-Elberfeld belastet Wupper mit gentoxischen Stoffen

Abwasser des Bayerwerkes in Wuppertal-Elberfeld ist gentoxisch und belastet die Wupper extrem. Es enthält Stoffe, die in der vorhandenen Zusammensetzung krebserregend, fruchtschädigend und erbgut­verändernd sein können. Dem Verein zum Schutze des Rheins und seiner Nebenflüsse (VSR) liegen offizielle Meßprotokolle vor, die das gesamte Ausmaß der Belastungen erahnen lassen. Die Umweltschützer können nur alle Angler, Kanuten und Anwohner raten die Wupper unterhalb der Einleitung des Bayerklärwerks in Rutenbeck zu meiden. Es besteht das Risiko eine langfristige Schädigung durch den Kontakt mit dem Wupperwasser zu bekommen. Diese hohe Gentoxizität erfordert sofortige Sanierungsmaßnahmen im Abwassersystem von Bayer.

Durch die ständige Weiter- und Neuentwicklung von Substanzen verändert sich stetig die Zusammensetzung der Industrieabwässer. Somit steigt auch die Gefahr der Einleitung krebserregender, fruchtschädigender und erbgutverändernder Stoffe in unsere Gewässer. Daher werden zunehmend Verfahren entwickelt die es gestatten, entweder schadhafte Veränderungen der Erbinformation (DNA) zu messen oder die möglichen Folgen von DNA-Schädigungen auch für höhere Organismen nachweisbar zu machen oder abzuschätzen. Die Desoxyribonukleinsäure (DNA) ist als Informationsträger für die Steuerung sämtlicher Lebensfunktionen verantwortlich. Gentoxische Substanzen verursachen Schädigungen der Erbsubstanz bei allen Lebewesen.

Das gentoxische Potential beim umu-Test wird in GEU-Werten gemessen. Bereits bei einem GEU-Wert von größer als 1,5 werden die untersuchten Wasserproben als gentoxisch bewertet. Die Werte im Abwasser des Bayerwerkes liegen aber wesentlich höher. Im letzten Sommer wurden mehrmals GEU-Werte von 768 nachgewiesen. Deutlich ist das stetige Ansteigen der Werte zu erkennen. Lagen 1997 und 1998 nur jeweils 17% der durchgeführten Messungen bei einem GEU-Wert von 384 oder höher, so stieg diese Zahl 1999 auf fast 50%. Bei Messungen durch das Landesumweltamt Nordrhein-Westfalen und dem Landesamt für Umweltschutz Baden-Württemberg konnte kein weiterer Betrieb mit einer derart hohen Belastung im Abwasser gefunden werden. Durch die Einleitung von Bayer ist auch die Wupper gentoxisch belastet. Untersuchungen mit dem gleichen Verfahren führten bei Lippe, Ruhr, Emscher, Neckar, Donau und Rhein zu keinen kritischen Ergebnissen. Die Wupper ist daher der einzige Nebenfluß des Rheins mit einer so hohen Gentoxizität.

Durch das Eindringen von Wasser aus der Wupper in die Grundwasserleiter kann es zu einem gentoxischen Potential im Grundwasser kommen. Dies zeigt sich am Beispiel der Arzneimittelrückstände im Grundwasser. Auch diese traten zuerst im den Flüssen und erst später im Grundwasser auf. In der Regel sind die Konzentrationen in den oberirdischen Gewässer eine Größenordnung höher als in den entsprechenden Grundwässern. Damit stellt die Wupper ein erhebliches Belastungspotential für das Grundwasser dar.

In Wuppertal-Elberfeld werden im wesentlichen Wirkstoffe für Pharmazeutika und für Pflanzenschutz-Produkte hergestellt. Außerdem gehört zum Bayerwerk auch ein Pharma-Forschungszentrum, in dem Forschung und Entwicklung der pharma­zeutischen Präparate von Bayer in Europa konzentriert sind. Im Abwasser der chemischen/pharmazeutischen Produktion fallen immer unerwartete Abbauprodukte von chemischen Substanzen an. Hier im Wuppertaler Werk von Bayer kommen zusätzlich noch die Abfälle der Forschung und Entwicklung neuer Produkte hinzu. Während die Produkte der chemischen Industrie in der Regel hinsichtlich ihrer Toxizität und ihres Umweltverhaltens gut untersucht sind, fehlen entsprechende Angaben für Abbauprodukte oft vollständig. Noch weniger weiß man über die Reaktionen und Wirkungen dieses extrem komplexen Abwassergemisches.
Direkteinleitungen von gentoxischen Abwässern in Oberflächen­gewässer müssen unter dem Gesichtspunkt der Risiko­vermeidung unterbleiben. Die Verantwortlichen von Bayer müssen umsetzen, was sie selbst auf ihrer Internetseite vertreten: "Wenn es die Vorsorge zum Schutz vor Gefahren für Gesundheit und Umwelt erfordert, ist - ungeachtet wirtschaftlicher Interessen - die Vermarktung von Produkten einzuschränken oder die Produktion einzustellen."

Geldern, im März 2000
Dipl.-Phys. Harald Gülzow