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IG Farben

7. März 2013

Wissenschafts-Auszeichnung nach Ex-Nazi benannt

BAYER vergibt Familie-Hansen-Preis 2013 in Berlin / „symptomatisch für Umgang mit der Geschichte im Dritten Reich“

Der BAYER-Konzern hat gestern den Familie-Hansen-Preis 2013 an Prof. Hans-Georg Rammensee von der Universität Tübingen vergeben. Der BAYER-Vorstandsvorsitzende Marijn Dekkers und das Vorstandsmitglied Wolfgang Plischke überreichten den mit 75.000 Euro dotierten Preis im Rahmen eines Festaktes in Berlin.

Die Auszeichnung ist nach Kurt Hansen benannt, der den Preis 1999 stiftete. Kurt Hansen war von 1961 bis 1974 Vorstandsvorsitzender von BAYER. Später wurde er Vorsitzender des Aufsichtsrats sowie Ehrenvorsitzender.

Hansen war bereits frühzeitig, im Jahr 1931, in die NSDAP eingetreten. Bei den IG FARBEN war er Leiter der kriegswichtigen „Zentralstelle für Rohstoffbeschaffung“. Wegen seiner Mitverantwortung für Kriegsverbrechen war Kurt Hansen 1945 von den Alliierten interniert worden.

Die IG FARBEN waren eng in den Eroberungskrieg des Dritten Reichs eingebunden. Der Konzern folgte der Wehrmacht in die eroberten Länder Europas und übernahm meist innerhalb weniger Wochen die dortige Chemie-Industrie. Die von Hansen geleitete Abteilung spielte hierbei eine zentrale Rolle. Auch Kohlegruben, Ölförder-Einrichtungen und andere Rohstoff-Quellen gehörten zur Beute des Konzerns, der zudem Zehntausende von Zwangsarbeitern ausbeutete.

Philipp Mimkes vom Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG): „In der Person von Kurt Hansen wird der bruchlose Übergang der IG FARBEN zum BAYER-Konzern deutlich. Selbst die in den Nürnberger Prozessen verurteilten Kriegsverbrecher konnten nach kurzer Zeit wieder in den Vorstand aufrücken – symptomatisch für den Umgang deutscher Konzerne mit ihrer unseligen Vergangenheit“. Mimkes fordert BAYER auf, den Preis umgehend umzubenennen oder auf künftige Verleihungen zu verzichten.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren hat anlässlich des 150. Jubiläums von BAYER eine Kampagne gestartet, mit der auf die Schattenseite der Konzerngeschichte aufmerksam gemacht wird