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STICHWORT BAYER 02/2008

Fähren als Agrogift-Transporter

Die Pest an Bord

Am 21. Juni dieses Jahres geriet das philippinische Schiff „Princess of the Stars“ in den Wirbelsturm „Frank“ und sank. 800 Menschen starben. Bei den Bergungsarbeiten stießen die ArbeiterInnen zu allem Unglück auch noch auf Massen von BAYER-Pestiziden, obwohl die staatlichen Behörden einen solchen Transport auf Fähren untersagen.

Von Philipp Mimkes

Die Philippinen hatten sich von dem Schock über den Verlust von 800 Menschenleben nach dem Kentern der Fähre „Princess of the Stars“, das in den Wirbelsturm „Frank“ geraten war, noch nicht ganz erholt, da versetzte sie ein Fund bei der Bergung erneut in Schrecken: Das Schiff hatte 10 Tonnen Endosulfan sowie Ackergifte des Leverkusener Multis geladen. Die Arbeiten mussten sofort unterbrochen werden, zu groß war das Risiko, dass die Agrochemikalien ins Meer gelangen und eine ökologische Katastrophe auslösen könnten.

Die Reederei-Unterlagen weisen das Endosulfan als Eigentum des Frucht-Multis DEL MONTE aus, er könnte es jedoch von BAYER gekauft haben. Endosulfan ist in der Bundesrepublik wegen seiner Gefährlichkeit verboten. Unter Auflagen darf ihn der Leverkusener Multi jedoch noch in Länder der „Dritten Welt“ exportieren. Im Juli 2007 hat sich die Europäische Kommission dafür ausgesprochen, das Mittel auf die Liste der Stockholmer Konvention für besonders giftige Substanzen zu setzen und damit sein Verschwinden von allen internationalen Märkten einzuleiten. Aufforderungen der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) an die Adresse BAYERs, den Wirkstoff nicht mehr zu vertreiben, kam der Agro-Riese trotz gegenteiliger Versprechungen bisher nicht nach. Aber auch die andere Pest an Bord, die 500 kg ANTRACOL, TRAP, FUERZA und TAMARON, ist nicht ohne. Besonders risikoreich ist Methamidophos, der Wirkstoff von TAMARON, der von der Weltgesundheitsorganisation WHO als „hoch gefährlich“ eingestuft wird.

Nach Informationen des philippinischen Senders ABS-CBN war BAYER Auftraggeber des Transports. Träfen diese Angaben zu, hätte der Global Player einen Rechtsbruch begangen, denn die philippinische Regierung erlaubt den Transport von Pestiziden auf Personenfähren wegen des Gefahrenpotenzials nicht. Allerdings scheint es trotzdem gängige Praxis zu sein. Die Firmen scheuen nämlich die bei gefährlicher Ware fälligen Behördengänge und Genehmigungsverfahren und deklarieren ihre Ladung lieber um. „Es geht so schneller für sie und außerdem zahlen sie so weniger als sie eigentlich müssten“, sagte Elena Bautista vom philippinischen Transportministerium.

Die CBG drang in ihrer Presseerklärung auf Klärung der Verantwortlichkeiten: „Die Begleitumstände des schrecklichen Unglücks auf den Philippinen werfen zahlreiche Fragen auf: Wer wusste davon, dass hochgefährliche Pestizide auf Fährschiffen transportiert werden? War den Pestizid-Herstellern diese illegale Praxis bekannt? Wer ist der Hersteller des an Bord befindlichen Endosulfans? Werden sich die Produzenten an den Bergungskosten beteiligen?“ Antworten darauf blieb BAYER bislang schuldig.