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Störfall Dormagen

19. März 2008, Neues Deutschland

Großfeuer in Köln

Leicht erhöhte Giftwerte nach Chemieunfall

Nach dem Großfeuer in dem Kölner Chemiewerk Ineos sind bei Messungen in den frühen Morgenstunden des Dienstag an drei Stellen in der Umgebung der Fabrik Grenzwerte für das giftige Acrylnitril leicht überschritten worden.
Am Montagnachmittag gegen 14.30 Uhr war in einem Chemiewerk an der nördlichen Stadtgrenze zu Köln eine undichte Pipeline in Brand geraten. Die etwa 15 Meter hohe Stichflamme entzündete einen in der Nähe der Unglücksstelle befindlichen Gastank. So mussten die etwa 1200 im Einsatz befindlichen Feuerwehrkräfte zwei Brandherde bekämpfen.
Die von Antwerpen kommende Rohrleitung konnte im Stadtgebiet von Köln abgesperrt werden, so dass das in der Pipeline verbleibende Gas kontrolliert verbrennen konnte. Ethylen gilt als relativ ungiftig. Mehr Gefahr ging von dem brennenden Gastank aus. Das darin gelagerte Acrylnitril reizt Haut, Schleimhäute und Augen, kann in höheren Konzentrationen Nerven, Lungen und Verdauungsorgane schädigen und sogar tödlich wirken.
Die Einsatzleitung der Feuerwehr teilte aber mit, dass keine Grenzwerte überschritten worden seien. Acrylnitril verbrenne, so teilte das von der Feuerwehr Köln eingerichtete Bürgertelefon mit, völlig rückstandsfrei. Um die Giftkonzentrationen in der Rauchwolke zu messen, kreiste während des Brandes ein Hubschrauber über der Unglücksstelle. Bis in die Nacht war der flackernde Schein des Feuers bis Düsseldorf zu sehen. Erst gegen Mitternacht konnte durch den massiven Einsatz von Löschschaum das Feuer an dem Gastank fast völlig gelöscht werden. Allerdings sei durch die entstandene Hitze der zuvor geschlossene Tank nun oben offen. Nur eine dicke Schaumdecke deckt das verbleibende Acrylnitril ab.
Im Laufe des Dienstags sollte das giftige und leicht entzündliche Gas abgepumpt werden. Menschen seien bei dem Brand nicht verletzt worden, teilte die Firma Ineos, auf deren Werksgelände der Unfall geschah, mit. Zwei Mitarbeiter eines nahegelegenen Supermarktes sind allerdings wegen Hautreizungen in einem Krankenhaus behandelt worden. Während des Brandes wurden die A 57 und eine Bahnlinie gesperrt. Für die Anwohner bestehe, so ein Sprecher der Feuerwehr Köln, keine Gefahr. Nachdem allerdings am Dienstagmorgen bei Messungen die Grenzwerte von Acrylnitril überschritten worden sind, wurden alle Anwohner aufgefordert, auch am Dienstagvormittag Türen und Fenster geschlossen zu halten.
Damit bestätigte sich auch die Einschätzung von Philipp Mimkes von der »Coordination gegen BAYER-Gefahren«, der gewarnt hatte, dass es durchaus möglich sei, dass das freigesetzte Acrylnitril nicht vollständig verbrenne. Dies sei zumindest bei ähnlichen Unfällen in den USA zu beobachten gewesen. Der Vorfall am Montag war, so erklärt Mimkes, nur der letzte einer Reihe von Chemieunfällen in den letzten Wochen in NRW. Die Brandursache und die Höhe des Schadens stehen noch nicht fest.