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Doping

Die zu BAYER gehörene Pharmafirma JENAPHARM versorgte in der DDR viele SportlerInnen mit Doping-Präparaten. Unlängst leistete JENAPHARM - nicht ganz freiwillig - eine Entschädigung der oftmals unter schweren Nebenwirkungen leidenden Ex-Aktiven (siehe BAYER büßt für JENAPHARM). Von dem schlechten Ruf profitiert das Unternehmen immer noch. Gestern gab der Radprofi Patrik Sinkewitz zu, seinen Testosteron-Spiegel mit JENAPHARMs TESTOGEL in ungeahnte Höhen getrieben zu haben. Ein solcher Medikamentenmissbrauch zur Renegation oder auch zum Aufbau von Muskelmasse oder zur Stärkung der Potenz dürfte öfter vorkommen als der ordnungsgemäße Gebrauch, denn ein medizinisch bedenklicher Testosteronmangel, der eine Therapie mit der Nebenwirkung Krebs rechtfertigte, tritt nicht allzu häufig auf.

1.08.2007 , Thüringer Allgemeine

Beichte eines Sünders

Schluss mit den Ausreden - Radprofi Patrik Sinkewitz ist nach seinem Geständnis endgültig als Doping-Sünder entlarvt und wird vom Team T-Mobile entlassen.

HAMBURG/JENA. "Ich will für mein Fehlverhalten einstehen. Ich will nicht taktieren, sondern zur Wahrheit zurückfinden", sagte der 26-Jährige nach seinem Verzicht auf die Öffnung der B-Probe. Der Entlassung von T-Mobile folgte prompt die Kündigung von Sponsor Förstina. Sinkewitz droht zudem eine zweijährige Sperre und die Rückzahlung seines Jahresgehalts.
Sinkewitz ließ über seinen Anwalt Michael Lehner mitteilen: "Ich hatte mir Testo-Gel besorgt, das von der Firma Jenapharm als Mittel zum Ausgleich von Testosteron-Defiziten angeboten wird." Es soll gerade bei harten Trainingseinheiten der besseren Erholung dienen. "Ohne nachzudenken bzw. schlichtweg in großer Dummheit hatte ich mir im Trainingslager in Frankreich am Abend vor der Dopingkontrolle heimlich Testogel auf den Oberarm aufgetragen. Dies tat ich instinktiv und ohne an die möglichen Folgen zu denken", sagte Sinkewitz. Das Medikament der Firma Jenapharm, die zum Bayer-Konzern gehört, ist rezeptpflichtig, wird aber im Internet für 60 Euro pro Packung angeboten. Jenapharm, das vor kurzem Verstrickung ins DDR-Dopingsystem vor allem über Oral-Turinabol eingestand, stellte bereits seit Ende der 60er-Jahre mehrere Testosteron-Medikamente her.
Sinkewitz gestand ein: "Es war ein großer Fehler und dem Team, meinen Kollegen, dem Sponsor und dem gesamten Radsport gegenüber verantwortungslos, das Testogel anzuwenden. Ich hätte meine Leistung auch ohne schaffen können. Ich bedauere dies zutiefst."
Das Eingeständnis solle ein "erster Schritt zur Wiedergutmachung sein". Er werde dem Bund Deutscher Radfahrer zur Verfügung stehen. "Ich bin bereit, nach meiner Sperre in einem neuen Radsport mitzumachen." In einer ersten Reaktion auf die positive A-Probe hatte Sinkewitz noch erklärt: "Ich? Wieso ich? Davon weiß ich nichts. Das kann nicht sein." Sinkewitz war vor der Tour de France bei einer Trainingskontrolle in den Pyrenäen am 8. Juni positiv getestet worden.
"Die Tatsache, dass Herr Sinkewitz auf die Öffnung der B-Probe verzichtet, bedeutet, dass er die A-Probe anerkennt. Somit haben wir einen Dopingfall", erklärte Christian Frommert, Leiter der Kommunikationsabteilung von T-Mobile, das weiter über einen Rückzug als Sponsor aus dem Profi-Radsport nachdenkt und sich bis 10. August entscheiden will.
Der spanische Radprofi Iban Mayo ließ gestern seiner positiven A-Probe erst einmal ein Dementi folgen. "Es ist unmöglich, einfach unmöglich", sagte er. Sinkewitz hatte nach der A-Probe genauso reagiert. TA, dpa