deutsch
english
francais
espanol
italiano
Spenden
Photo
Ticker 04/2022

AKTION & KRITIK

CBG in Berlin bei Friedensdemo
Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) hatte gemeinsam mit rund 150 anderen Organisationen zu der Friedensdemonstration aufgerufen, die am 2. Juli 2022 in Berlin stattfand. Selbstverständlich war sie dann auch vor Ort. Während der BAYER-Konzern sich nämlich auf dem kurzen Dienstweg schon einmal einen privilegierten Zugang zu Gas sichert, den Ukraine-Krieg von der Steuer absetzen will und die drohende Hungerkrise als einen willkommenen Anlass zur Promotion der Gentechnik nutzt, können große Teile der Gesellschaft nicht von dieser priviligierten Position aus agieren. Sie leiden jetzt schon unter der Inflation und werden die sozialen Härten in vollem Umfang erst zu spüren bekommen, wenn aus dem Sondervermögen Bundeswehr ein ganz normaler Haushaltsposten zur Aufrüstung wird. Damit nicht genug, droht durch die Folgen des russischen Überfalls zudem eine Forcierung der Klima-Krise. Aus all diesen Gründen gingen die CBG-Aktiven an diesem Tag zusammen mit 3.000 bis 4.000 Gleichgesinnten auf die Straße und unterstützten die Forderung: „Wir zahlen nicht für eure Kriege! 100 Milliarden für eine demokratische, zivile und soziale Zeitenwende statt für Aufrüstung.“

CBG beim UZ-Pressefest
Vom 27. bis zum 28. August 2022 fand in Berlin das Pressefest der DKP-Zeitung Unsere Zeit (UZ) statt, das rund um den Rosa-Luxemburg-Platz ein reichhaltiges Politik- und Kulturangebot bereithielt. Auf der Hauptbühne traten unter anderem die Microphone Mafia, Attila The Stockbroker und die Zöllner Bigband auf, in der Volksbühne gab es eine szenische Lesung von Peter Hacks’ Bearbeitung der Jacques-Offenbach-Operette „Orpheus in der Unterwelt“ und in den Debatten-Zelten drehte sich alles um die aktuellen Fragen der Zeit. Natürlich stand hier der Ukraine-Krieg im Mittelpunkt, aber auch die Wohnungsnot, die Situation in den Krankenhäusern, der Nahost-Konflikt, die neue Seidenstraße und – last not least – linke Perspektiven in heutiger Zeit gehörten zu den diskutierten Themen. Wie immer war die COORD-INATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) beim Pressefest mit von der Partie. An ihrem Stand konnte sie viele Menschen für die konzern-kritische Arbeit der Coordination interessieren und UnterstützerInnen für ihre Glyphosat-Kampagne gewinnen. Überdies tauschte sie sich mit zahlreichen anderen Organisationen aus und erhielt so manch wertvolle Information. Und nicht zuletzt bot sich die Gelegenheit, alte Bekannte und langjährige Mitglieder wiederzutreffen. Am Ende zogen auch die VeranstalterInnen eine positive Bilanz und freuten sich über mehr als 10.000 BesucherInnen.

CBG bei ATTAC-Sommeruniversität
Nach Paris und Toulouse war 2022 die Mönchengladbacher Hochschule Niederrhein der Gastgeber der von ATTAC ins Leben gerufenen „Europäischen Sommeruniversität der sozialen Bewegungen“. Vom 17. bis zum 21. August gab es Diskussionsforen zu „Krieg und Frieden“, „Klima“, „Kapitalismus“, „Arbeitswelt“ und „Rechtsextremismus“ sowie unzählige Workshops zu diesen und anderen Themen. Daneben hatte ATTAC ein umfangreiches Kulturprogramm mit Konzerten und Lesungen organisiert. Und auch die politische Praxis kam nicht zu kurz: Am 20.08 ging es ins Braunkohle-Revier zu einer Lützerath-Solidaritätsaktion. Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) war in Mönchengladbach ebenfalls zur Stelle und konnte an ihrem Stand viele neue Kontakte zu in- und ausländischen AktivistInnen knüpfen.

CBG beim Dachverband
BAYER & Co. können ihre AktionärInnen-Treffen jetzt auch unabhängig von Pandemie-Lagen dauerhaft online abhalten. Ein entsprechendes Gesetz verabschiedete der Bundestag im Juli 2022 (siehe POLITIK & EINFLUSS). Aus gegebenem Anlass widmete sich der DACHVERBAND DER KRITISCHEN AKTIONÄRINNEN UND AKTIONÄRE auf seiner Jahrestagung am 10. September 2022 in einem Panel der Frage, was das für Gruppen und Initiativen bedeutet, für die politische Interventionen auf Hauptversammlungen zu einer wichtigen Aktionsform gehören. „Virtuelle Hauptversammlungen: Konzern-Kritik in Gefahr“ war die Diskussionsrunde überschrieben, an der neben Gesa Vögele vom CORPORATE RESPONSIBILITY INTERFACE CENTER und Mauro Meggiolaro von SHAREHOLDER FOR CHANGE aus Italien auch Jan Pehrke von der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN teilnahm. Die PanellistInnen berichteten über ihre bisherigen Erfahrungen mit den Online-HVs und ihre Versuche, kreativ mit der neuen Situation umzugehen. Einig waren sich alle darin, dass trotz aller Anstrengungen wesentliche Elemente verloren gehen, wenn sich die Vorstände nicht mehr direkt mit den Risiken und Nebenwirkungen ihrer Profit-Jagd konfrontiert sehen und sie den Geschädigten ihrer Geschäftspolitik nicht mehr vis-à-vis gegenüberstehen müssen. Aber wie immer sich die Zukunft der HVs auch ausgestalten mag, klar blieb für die DiskutantInnen das, was der Dachverband schon kurz nach der Verkündung des Gesetzes zum Ausdruck gebracht hatte: „Wir werden weiter in der Praxis dafür sorgen, dass zivilgesellschaftliche Konzern-Kritik nicht verstummt – ob virtuell oder in Präsenz.“

Turbulenter Viehmarktsumzug
Die BI TWISTE nutzte am 5. August 2022 den Viehmarktsumzug in Bad Arolsen zu einer BAYER-kritischen Performance mit dem Titel „Last Exit für Biene Maja & Co.“. Standesgemäß führte ein Porsche mit dem Logo „GAYER und BONZANTO“ auf dem Kühler den Trupp an. „Kein Charakter, viel Karat – stinkend reich dank Glyphosat“ war auf der einen Seite des Wagens zu lesen und „Was das Öl im Emirat, ist für uns das Glyphosat“ auf der anderen. Die ZuschauerInnen konnten auch gleich einem Praxis-Einsatz des Herbizids beiwohnen. „Glyphobooster“ strömten zum Soundtrack des bekannten Geisterjäger-Films mit dem Pestizid im Huckepack aus und nahmen sich die Biene Maja und ihren FreundInnen vor. Aber diese zeigten sich kämpferisch, setzten sich zur Wehr und summten: „Steh auf, wenn Du ein Bienchen bist/Steh auf, wenn Umwelt für dich wichtig ist/Steh auf, sei Heldin oder Held/steh auf für eine bess’re Welt/Zusammen gegen Glyphosat/Zusammen für den Bienenstaat/Zusammen für den Lebensraum/Zusammen, ja das wär’ ein Traum.“ Und zum Schluss platzierte das Aktionstheater, dessen Ensemble sich auch UnterstützerInnen von der AKTIONSGEMEINSCHAFT AGRARWENDE NORDHESSEN und von GREENPEACE zugesellt hatten, auch noch in dem Wettbewerb um den originellsten Aufzug und erhielt ein kleines Preisgeld.

BAYERs Abriss-Pläne bleiben geheim
Der BAYER-Konzern beabsichtigt im Berliner Stadtteil Wedding Wohnraum en masse zu vernichten. Nicht weniger als 18 Häuser in unmittelbarer Nähe seines Werksgeländes will er abreißen und damit nicht nur 140 Wohnungen, sondern auch noch eine Kindertagesstätte, Gewerbebetriebe, Büroräume und KünstlerInnen-Ateliers dem Erdboden gleichmachen. Wegen „nichtwirtschaftlicher Verwertbarkeit“ der Immobilien stellte der Leverkusener Multi den MieterInnen die Kündigungen aus. Mit seinen Vorstellungen für „wirtschaftlichere Verwertbarkeiten“ hält er jedoch hinterm Berg. Immer wieder pochte die INTERESSENSGEMEINSCHAFT DER BEWOHNERINNEN DES METTMANNKIEZES, die sich gegen die Entmietungen wehrt, auf Offenlegung der Pläne. Aber BAYER blockte. Ende Juli 2022 informierte der Global Player schließlich die Politik – allerdings fand die Sitzung des zuständigen Stadtentwicklungsausschusses unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Die IG METTMANNKIEZ protestierte scharf gegen die Mauschel-Runde und forderte eine transparente Diskussion „im Einklang mit den Statuten unserer rechtsstaatlichen Demokratie mit zwingendem Öffentlichkeitsprinzip, Durchsichtigkeits- und Nachvollziehbarkeitsgebot“.

BAYER & Co. bremsen ZüchterInnen aus
Die Agro-Riesen melden immer mehr Patente auch auf solche Pflanzen an, die nicht mit Hilfe der Gentechnik, sondern mittels konventioneller Verfahren oder zufälliger Mutationen entstanden sind. Dabei umfassen die Schutzrechte bis zu 5.000 Gen-Varianten. Das setzt kleine Zuchtbetriebe der Gefahr aus, bei ihrer Arbeit eine dieser Varianten zu erwischen und in langwierige und teure Gerichtsverfahren mit BAYER & Co. zu geraten, warnt die Initiative NO PATENTS ON SEEDS. So liegen bespielsweise allein für das Chromosom 11 einer bestimmten Tomaten-Art zehn Patentanträge von BAYER und vier weiteren Firmen vor, da dieses – natürlicherweise und vor allem in wilden Sorten vorkommende – Zell-Bestandteil die Früchte vor dem Jordan-Virus schützt. Wenn nun konventionelle ZüchterInnen Tomaten mit einer solchen Virus-Resistenz züchten wollen, müssen sie erst einmal Grundlagen-Forschung betreiben und Patent-Anträge durchforsten. Das allerdings werden NO PATENTS ON SEEDS zufolge die wenigsten tun und stattdessen BAYER & Co. das Feld überlassen. „In den meisten Fällen werden die ZüchterInnen zu der Erkenntnis kommen, dass sie keine derartigen Tomaten züchten können, ohne teure Patentanwälte und umfassende Laboranalysen zu finanzieren“, prognostiziert die Organisation. Deshalb fordert sie: „Der Zugang zur biologischen Vielfalt, die für weitere Züchtung benötigt wird, darf durch Patente nicht kontrolliert, behindert oder blockiert werden.“

Kaum höhere Erträge durch Gentechnik
Nach Einschätzung der unabhängigen US-amerikanischen Saatgut-Produzenten hat die grüne Gentechnik kaum zu besseren Ernten geführt. Bei Mais etwa läge der gentechnische Mehrwert lediglich bei 1,8 Prozent, so die „Independant Professional Seed Association“ (IPSA). „Wenn wir uns die Durchschnittserträge der letzten 15 Jahre anschauen, haben wir diesen (den gentechnischen Mehrwert, SWB) nicht gesehen. Zugegeben, es gibt Wetteranomalien und andere Faktoren, die eine Rolle spielen, aber wenn wir in Feldversuchen einen gentechnischen Mehrwert erzielen, sollte sich dieser auch in den Durchschnittserträgen niederschlagen“, erklärte IPSA-Präsident Todd Martin.

Kritik am Agro-Oligopol
In ihrem Programm zur US-Wahl im Jahr 2020 hatte sich die demokratische Partei der Vereinigten Staaten besorgt über „die Zunahme des Konzentrationsprozesses in einer Vielzahl von Branchen, von Krankenhäusern und Pharma-Firmen bis hin zur Agrar-Industrie und zum Lebensmittelhandel“ gezeigt und Abhilfe versprochen. Die Lage auf dem Gebiet der Landwirtschaft betreffend, hat die Biden-Administration nun FarmerInnen, ZüchterInnen und andere aus der Branche aufgefordert, Stellungnahmen zu den Problemen in dem Sektor abzugeben und dabei vor allem das geltende Patent-Reglement zu bewerten. Im Zuge dessen übte die IPSA, die Organisation der unabhängigen Saatgut-Produzenten der Vereinigten Staaten (s. o.), scharfe Kritik an den monopolistischen Tendenzen im Landwirtschaftsbereich. So hätten sich die Multis etwa einen umfassenden Zugriff auf das Erbgut von Mais, genauer: das Keimplasma der Gewächse, gesichert. „Etwa 90 Prozent der kommerziellen Sorten befinden sich – direkt oder indirekt durch Lizenzvergabe – im Besitz von zwei Unternehmen. BAYER CROPSCIENCE hat vor kurzem seinen Anteil am Keimplasma mit 55 Prozent angegeben und 35 Prozent entfallen auf CORTEVA – eine Konzentration, die weit höher ist als in jedem anderen Land“, so die IPSA. Von den zwölf multi-nationalen Konzernen, die es 1992 noch gab, seien heute nur noch vier übrig, und diese dominierten 85 Prozent des Marktes für Gen-Mais und 76 Prozent des Marktes für Gen-Soja, heißt es in dem Statement weiter. Die Vereinigung spricht von einem beispiellosen Konsolidierungsprozess „seit der biotechnologischen Revolution in den 1990er Jahren“ und führt als eine der Folgen Preiserhöhungen von über 700 Prozent für Gen-Saatgut im Zeitraum von 2000 bis 2015 an. Als einen Ansatzpunkt für Reformen nennt die IPSA das strenge Patent-Gesetz, das ihre Mitgliedsfirmen zu hohen Lizenz-Gebühren zwänge und Innovationen verhindere.

Protest gegen Gentech-Eukalyptus
In Brasilien hat das Unternehmen SUZANO die Genehmigung zur Aussaat von gen-manipulierten Eukalyptusbäumen erhalten. Das Unternehmen will die gegen das Herbizid Glyphosat resistent gemachten Gewächse zur Holz-Produktion nutzen. Dagegen jedoch erhebt sich Widerspruch, nicht nur wegen der Risiken und Nebenwirkungen von Glyphosat, sondern auch wegen der Geschäftspraktiken des SUZANO-Konzerns. Als weltweit größter Produzent von Papier- und Zellstoff aus Eukalyptus-Holz fressen sich dessen Plantagen nämlich immer weiter in das Land hinein. Eine Fläche von rund 1,3 Millionen Hektar – das entspricht etwa der Größe Schleswig-Holsteins – nehmen die Monokulturen bereits ein. RETTET DEN REGENWALD und über 50 weitere Organisationen haben deshalb einen Appell mit der Aufforderung, die Entscheidung zurückzunehmen, an die „Kommission für biologische Sicherheit“ (CTNBio), gerichtet. „Die von CTNBio erteilte Genehmigung auf brasilianischem Gebiet ist übereilt und fehlgeleitet. Die Freisetzung von GV-Eukalyptus stellt eine ernsthafte Bedrohung für Leben, Gesellschaft und Natur dar und erfordert weitere Vorsicht“, heißt es in dem Schreiben.

POLITIK & EINFLUSS

Für immer Online-HVs
Schon lange vor Corona hatten die Konzerne mit Online-Hauptversammlungen geliebäugelt, um sich kritische AktionärInnen besser vom Leib halten zu können. Die Pandemie bot ihnen dann die Gelegenheit zu einem Testlauf, mit dessen Ergebnissen die Politik sich zufrieden zeigte. Im Sommer 2022 beschloss die Ampelkoalition, den Aktiengesellschaften die Option zu virtuellen AktionärInnen-Treffen dauerhaft einzuräumen und änderte das Aktienrecht entsprechend. Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) kritisierte das scharf: „Es ist nicht einzusehen, warum BAYER & Co. nun auch ohne pandemische Not die Möglichkeit erhalten sollten, vor der Konzernkritik ins Internet zu fliehen und AktionärInnen-Rechte generell zu schwächen“, so CBG-Geschäftsführer Marius Stelzmann in der gemeinsam mit dem DACHVERBAND DER KRITISCHEN AKTIONÄRINNEN UND AKTIONÄRE veröffentlichten Presseerklärung. Auch wenn das Gesetz nun die Möglichkeit bietet, in die Hauptversammlung Live-Reden zuzuschalten, und nicht nur Nachfragen, sondern auch Fragen zu neuen Sachverhalten und sogar zu denen anderer AktionärInnen zulässt, bestehen noch gravierende Unterschiede zu den Präsenz-Veranstaltungen. Zudem nimmt es im Kleingedruckten viele Einschränkungen vor. So erlaubt das Paragrafen-Werk den VersammlungsleiterInnen, die Anzahl der Fragen oder Nachfragen zu limitieren, ohne dass es dafür eindeutige Kriterien festlegt. BAYERs Aufsichtsratschef Norbert Winkeljohann hat von diesem Recht in diesem Jahr schon Gebrauch gemacht: Just als es an die Beantwortung der CBG-Fragen ging, schloss er mit Verweis auf die fortgeschrittene Zeit Nachfragen aus. Den Multis geht das alles jedoch noch nicht weit genug. So hatte der „Verband der Chemischen Industrie“ etwa verlangt, „eine angemessene Auswahl an Rednern unter Berücksichtigung der Aktionärsstruktur treffen“ zu können, sprich: BLACKROCK & Co. den Vortritt zu lassen. Überdies zeigten BAYER & Co. sich unzufrieden mit der Regelung, auf Fragen schriftlich antworten zu müssen, wenn sie diese schon drei Tage vor der Hauptversammlung einfordern.

Biden will Arznei-Preise senken
Nicht nur im Agrar-Bereich möchte die US-Regierung gegen die Macht derjenigen Konzerne vorgehen, welche die Märkte dominieren (siehe auch AKTION & KRITIK). Präsident Joe Biden kündigte in einem Dekret neben Maßnahmen im Banken- und Transport-Wesen sowie dem Krankenhaus-, Technologie-, Internet- und Lebensmittelbereich auch Schritte im Pharma-Sektor an. Der Konzentrationsprozess auf diesem Gebiet führt der „Executive Order“ zufolge nämlich zu massiven Preis-Steigerungen. „Als Folge davon berichtet fast jeder vierte Amerikaner von Zahlungsschwierigkeiten bei Medikamenten, und fast jeder dritte Amerikaner gibt an, die Medikamente, die ihm verschrieben worden sind, nicht einzunehmen“, konstatiert diese. Darum plant die Biden-Administration neben den im „Inflation Reduction Act of 2022“ vorgesehenen Maßnahmen (siehe SWB 4/22) unter anderem, kartell-artige Abmachungen der Multis wie das „Pay for delay“ zu verbieten, mit dem sich etwa der BAYER-Konzern in der Vergangenheit den zeitweiligen Verzicht des Unternehmens BARR erkauft hatte, die Apotheken mit einer billigeren Version seines Antibiotikums CIPROBAY zu beliefern. Auch beabsichtigen die Demokraten, die USA von Kanada aus mit Pharmazeutika zu versorgen, da viele Mittel im Nachbarstaat billiger sind. Zudem sollen die Gesundheitsbehörden nach dem Willen der Regierung eine aktivere Rolle bei der Entwicklung von Nachahmer-Präparaten spielen. Erwartungsgemäß kritisierte BAYERs US-amerikanischer Branchen-Verband PhRMA das Vorhaben von Biden & Co. massiv.

EU-Entwurf zur Pestizid-Reduzierung
Im Rahmen ihrer 2020 veröffentlichten „Farm to Fork“-Strategie beschloss die Europäische Union, den Pestizid-Verbrauch bis 2030 um die Hälfte zu senken. Und sie wollte dies auch verbindlicher als nur mit einer Richtlinie, nämlich mit einer Verordnung regeln. Der entsprechende Entwurf sollte eigentlich schon im März 2022 vorliegen, aber wegen des Krieges in der Ukraine und dessen Auswirkungen auf die Lebensmittel-Produktion kam es zu einer dreimonatigen Verschiebung. Ende Juni 2022 präsentierte die EU das Dokument nun. Allerdings überlässt die Kommission es den einzelnen Staaten, nationale Regelungen zur Umsetzung des 50-Prozent-Ziels zu treffen und erklärt eine rechtliche Bindung an diese Vorgabe lediglich zur „präferierten Option“. Als eine konkrete Maßnahme sieht das Paragrafen-Werk etwa vor, die Verwendung von Agro-Chemikalien nicht nur in Schutzgebieten, sondern auch in öffentlichen Bereichen wie städtischen Grünanlagen, Parks, Sportplätzen und Wegen zu verbieten. Das Umweltbundesamt begrüßte die Vorlage, machte jedoch „deutlichen Nachbesserungsbedarf“ aus. Es fordert eine finanzielle Unterstützung der LandwirtInnen sowie eine Steuer auf besonders gefährliche Ackergifte, um dafür Geld zu generieren und gleichzeitig Anreize für einen Verzicht auf die Mittel zu schaffen. Zudem verlangt die Behörde die Einführung geeigneter Indikatoren zur Überprüfung der Reduktionsmaßnahmen. Den LandwirtschaftsministerInnen der Mitgliedsstaaten hingegen geht die Verordnung schon jetzt zu weit. Sie stellten sich gegen die Pläne und brachten dabei die gleichen Argumente in Anschlag wie BAYER & Co. Die PolitikerInnen verwiesen auf den Ukraine-Krieg und die Klima-Krise, welche die Nahrungsmittelsicherheit gefährdeten und deshalb keine Agrochemie-Reduktion erlaubten. Es bleibt also abzuwarten, was am Ende von dem Vorhaben übrig bleibt.

Baumann bei Obrador
Am 9. August 2022 traf sich BAYERs Vorstandsvorsitzender Werner Baumann mit dem mexikanischen Präsidenten Andrés Manuel Lopéz Obrador. Der Konzern-Chef unternahm die Reise aus Anlass der 100-jährigen Präsenz des Leverkusener Multis in dem Land, allerdings dürfte sich seine Feierlaune in Grenzen gehalten haben. Der Staat hat nämlich ab 2024 ein Glyphosat-Verbot verhängt, gegen das der Global Player gerichtlich vorgeht (siehe RECHT & UNBILLIG). Ob Baumann dieses Thema bei dem Gespräch angesprochen hat, drang nicht nach außen. Über die Inhalte der Unterredung äußerte sich Obrador nur kurz auf Twitter. „Er hat mir gegenüber den Wunsch des Unternehmens geäußert, weiterhin in Mexiko zu investieren, sowohl im pharmazeutischen als auch im Lebensmittelbereich“, hieß es in dem Tweet. In einem Interview mit der Nachrichten-Agentur EFE jedoch nahm der Ober-BAYER zu der Auseinandersetzung Stellung. „Wenn es um regulatorische Entscheidungen geht, sind dogmatische Ansätze, politische Ansätze auf lange Sicht nicht unbedingt sinnvoll“, ließ Baumann sich vernehmen, bevor er in einen etwas verbindliche-ren Ton wechselte. Da bekannte sich der Manager im Prinzip zu Regulierungen, weil diese dafür sorgten, „sichere Produkte in die Hände der Verbraucher geben“ und äußerte auch Verständnis dafür, dass jedes Land „im Rahmen seiner politischen Programme und der Wünsche der Wähler“ reguliere. Ansonsten wolle BAYER bei dem allen nur ein bisschen mitreden. „Natürlich akzeptieren wir die Entscheidungen der Regulierungsbehörden und halten uns an sie, aber als Beteiligte an dieser Diskussion werden wir uns einbringen“, kündigte er an.

PROPAGANDA & MEDIEN

Carey Gillam im Visier
Bereits seit Langem hat BAYERs jetzige Tochter-Gesellschaft MONSANTO die US-amerikanische Journalistin Carey Gillam im Visier. Nach einem Artikel über einen Farm-Arbeiter, der die Firma wegen seiner Glyphosat-Vergiftung verklagte, versicherte ein MONSANTO-Öffentlichkeitsarbeiter seinen KollegInnen in einer E-Mail: „Wir machen ihrem Arbeitgeber weiter Druck bei jeder Gelegenheit, die sich uns bietet.“ Als die Reporterin ihre Recherchen dann in einem Buch über Glyphosat bündelte, packte der „fusion center“ der PR-Abteilung seinen ganzen Instrumenten-Kasten aus. Er investierte in Suchmaschinen-Manipulationen, die das „Whitewash“ betitelte Werk in schlechtem Licht zeigten und engagierte Trolle für Verrisse auf den AMAZON-Seiten. Den neuesten Großeinsatz provozierte ein im Guardian publizierter Text Gillams über Glyphosat-Rückstände im Urin (siehe AGRO & CHEMIE), der viral ging. Den dreckigen Job übernahmen dabei die üblichen Verdächtigen wie den Gartenwissenschaftsprofessor Kevin Folta, der sich MONSANTO einst mit den Worten „Ich setze meinen Namen unter alles, was Sie wollen und schreibe, was immer Sie wollen“, angedient hatte. Seine einträglichen Zweifel an der Seriosität der Urin-Studie platzierte er auf der Website des vom Leverkusener Multi jährlich mit 100.000 Dollar alimentierten Genetic Literacy Projects. Für deren Weiterverbreitung sorgte dann BAYERs Chef-Propagandist Christian Maertin auf Twitter. „Seit Jahren gibt der @guardian der Journalistin Carey Gillam Raum für ihre unwissenschaftlichen und alarmistischen Beiträge über Pflanzenschutzmittel. Gut, dass Wissenschaftler wie @kevinfolta nicht aufhören, dass immer wieder geradezurücken“, schrieb der „Leiter der Unternehmenskommunikation“. Beim Genetic Literacy Project sprang Folta zusätzlich noch Geoffrey Kabat zur Seite, der für den Agro-Riesen weitere nützliche Arbeit beim von MONSANTO gegründeten „American Council on Science and Health“ (ACSH) leistet. Nur das Magazin Forbes bietet ihm kein Forum mehr. Nachdem die Redaktion von den Verbindungen Kabats zur BAYER-Tochter erfuhr, zog sie dessen Text zurück. Trotz des 2019 aufgedeckten Skandals um die MONSANTO-Dossiers mit den generalstabsmäßig geplanten Kampagnen gegen Konzern-KritikerInnen schreckt der Agro-Riese offenbar immer noch nicht davor zurück, den Ruf von Glyphosat & Co. mit allen nur erdenkbaren Mitteln retten zu wollen.

Verdeckte Glyphosat-PR in der Presse
„Jede Form verdeckter PR lehnen wir strikt ab“, erklärt der BAYER-Konzern. Aber auf irgendwelchen verschlungenen Wegen erreichte vor ein paar Jahren doch ein Artikel, der Glyphosat vor der Krebsforschungsforschungsagentur IARC der Weltgesundheitsorganisation in Schutz nahm, die das Herbizid als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft hatte, die französische Wirtschaftszeitung Le Journal Economique. „Panikmache“ und „zweifelhafte Informationen“ unterstellte der Autor dem IARC, von „bruchstückhaften Ergebnissen“ sprach er. Auch die Portale von Presseorganen wie L’Express, Huffington Post, Les Échos und Mediapart bestückte der Journalist mit Texten, wobei die Themen von afrikanischen PolitikerInnen bis hin zu Atomkraftwerken reichten. Die Aufträge dazu erteilten Agenturen wie ISTRAT, MAELSTROM MEDIA oder AVISA PARTNERS. Mit AVISA PARTNERS unterhält der Leverkusener Multi Geschäftsbeziehungen, diese hatten 2016 und 2017 nach Angaben des Agro-Riesen jedoch nur den „Bereich Tiergesundheit“ zum Gegenstand. Ob seine jetzige Tochter-Gesellschaft MONSANTO damals mit AVISA zusammenarbeitete, wusste er nicht zu sagen.

Wikipedia verharmlost Glyphosat
„Erstaunlich, was bei Wikipedia zu Glyphosat steht“ – unter diesem Titel veröffentlichte die Frankfurter Allgemeine Zeitung am 20. Juli 2022 eine Recherche des Autoren Marvin Oppong. Der Journalist deckte auf, dass aus dem Eintrag zu dem Herbizid immer wieder kritische Passagen verschwanden. Insgesamt 144 Änderungen nahm der Admininstrator „Leyo“ zwischen April 2007 und April 2021 vor. „‚Leyo’ entfernte mehrfach Informationen, welche die mögliche krebserzeugende Wirkung von Glyphosat betreffen“, konstatiert Oppong. Stattdessen fügte der Admin Entlastungsstudien aus dem Hause MONSANTO ein. Zudem entfernte er Hinweise auf Untersuchungen zu anderen Risiken und Nebenwirkungen der Agro-Chemikalie wie eine solche zu den Effekten auf Kaulquappen und Wasseralgen. Überdies nahm er „Schönheitskorrekturen“ vor. So ersetzte er beispielsweise das böse Wort „Pflanzenvernichtungsmittel“ durch das neutralere „Herbizid“. All das blieb auf der Diskussionsseite nicht unbemerkt. „Was für ein schlechter Wikipedia-Eintrag. Hat MONSANTO auch Wikipedia-Schreiber beauftragt, Glyphosat auf Wikipedia schönzuschreiben?“, hieß es dort etwa. Diesen Vorwurf weist „Leyo“ jedoch zurück: „Ich arbeite(te) weder für Unternehmen noch für NGOs, welche etwas mit Glyphosat (oder Pestiziden allgemein) zu tun haben.“ Er sei lediglich eine „an chemischen/naturwissenschaftlichen und Umwelt-Themen interessierte Person“. Und die hat offenbar viel Freizeit: Auf 212.698 Bearbeitungen von Wikipedia-Artikeln kommt sie laut Oppong. Der Leverkusener Multi stritt ihm gegenüber ab, „Leyo“ auf der Gehaltsliste zu haben. Nach einigem Bekunden regelt der Agro-Riese Angelegenheiten dieser Art selbst mit Wikipedia. Konkret nennt er dabei den Artikel zu bienengefährlichen Pestiziden. „BAYER hat in vereinzelten Fällen Kontakt mit der deutschen Pressestelle von Wikipedia aufgenommen, um wissenschaftlich falsche Aussagen zu insektiziden Wirkstoffen des Unternehmens durch die Redaktionen prüfen und ggfs. korrigieren zu lassen“, schrieb der Global Player dem Journalisten.

Medizinische Landschaftspflege
Die Pharma-Riesen haben sich die Pflege der medizinischen Landschaft im Jahr 2021 rund 558 Millionen Euro kosten lassen. Der BAYER-Konzern war mit 38,4 Millionen dabei. Für die Doctores gab er 2,74 Millionen Euro aus. Das meiste Geld – rund 2,4 Millionen – ging laut Transparenzbericht für Beratungs- und Dienstleistungshonorare drauf. Mit dem übrigen kam das Unternehmen für Tagungskosten auf. Rund 650.000 Euro überwies der Pharma-Riese den Universitätskliniken für Medikamenten-Versuche und andere Dienstleistungen. Normale Krankenhäuser mussten sich mit kleineren Summen begnügen. Traditionsgemäß bedenkt die Aktien-Gesellschaft auch ÄrztInnen-Vereinigungen und medizinische Fachgesellschaften üppig, wenn diese Krankheiten abdecken, für die BAYER ein Mittel im Angebot hat. So erhielt etwa die „Deutsche Gesellschaft für Kardiologie, Herz- und Kreislaufforschung“ 392.500 Euro, die „Deutsche Gesellschaft für Urologie“ 132.700 Euro, die „Deutsche Röntgen-Gesellschaft“ 70.000 Euro und die „Gesellschaft für Thrombose und Hämostase-Forschung“ 32.000 Euro.

Viel Geld für PatientInnen-Verbände
Der BAYER-Konzern darf hierzulande keine direkte Werbung für seine Pharmazeutika machen, darum geht er andere Wege und pflegt die medizinische Landschaft nach Kräften. Neben ÄrztInnen, Krankenhäusern und Fachgesellschaften bedenkt der Pharma-Riese auch PatientInnen-Organisationen mit erklecklichen Summen, wenn diese Kranke repräsentieren, für die er eine passende Arznei in seinem Angebot wähnt. Im Jahr 2021 sponsorte er unter anderem die „Interessensgemeinschaft Hämophiler“, die „Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft“, den „Deutschen Blinden- und Sehbehinderten-Verband“ und das „AMD-Netz NRW“ (AMD ist die Abkürzung für das Augenleiden „altersbedingte Makula-Degeneration“, Anm. Ticker) mit Beträgen von bis zu 45.000 Euro.

BAYER, GATES & Co. gründen AIM
Da haben sich wieder welche gefunden: Die „Bill and Melina Gates Foundation“, BAYER nebst anderen Agro-Riesen sowie die Vereinigten Arabischen Emirate und die Vereinigten Staaten haben die „Agriculture Innovation Mission for Climate“ (AIM) aus der Taufe gehoben und mit einem Anfangskapital von acht Milliarden Dollar ausgestattet. Die Organisation hat sich zum Ziel gesetzt, Anstöße für eine Landwirtschaft zu entwickeln, die sich dem Klimawandel besser gewachsen zeigt. Die Mittel der Wahl hierzu sind, wie es sich bei Bill Gates geziemt, mal wieder die avanciertesten. „Nanotechnologie, Biotechnologie, Robotik und AI“ sollen es richten. Der Milliardär hält nämlich die Technik für den Schlüssel zur Lösung aller Probleme der Welt.

AGRO & CHEMIE

Ampel gegen doppelte Standards
53.020 Tonnen Pestizide exportierten BAYER & Co. zuletzt in andere Länder, 8.525 Tonnen dieser Agro-Chemikalien hatten innerhalb der EU keine gültige Zulassung (mehr). Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) und andere Gruppen kritisieren diese Geschäftspraxis der doppelten Standards seit Langem. Endlich hat jetzt auch die Politik Handlungsbedarf erkannt. „Es geht nicht an, dass wir nach wie vor Pestizide produzieren und exportieren, die wir bei uns im Hinblick auf die Gesundheit der Menschen zurecht verboten haben“, sagte Landwirtschaftsminister Cem Özdemir und kündigte eine Verordnung gemäß Paragraf 25 des Pflanzenschutzgesetzes an. Allerdings gilt dieser Vorstoß nur Ackergiften, die Krebs oder andere Krankheiten auslösen können, nicht aber solchen, die Tieren oder der Umwelt zu schaden vermögen. Ein Gutachten, das die „Rosa-Luxemburg-Stiftung“, das PESTIZID AKTIONS-NETZWERK und andere Organisationen in Auftrag gegeben hatten, sieht zudem Schwierigkeiten, über die entsprechende Verordnung nicht nur die Ausfuhr der Produkte selbst, sondern auch die der Wirkstoffe zu untersagen. Darum plädieren die beiden Autorinnen Mirka Fries und Ida Westphal für ein Gesetz. Ein solches hätten ihnen zufolge auch juristisch einen besseren Stand, da Anfechtungen nicht so leicht möglich sind und es nur das Bundesverfassungsgericht fürchten muss. BAYER & Co. geht das Vorhaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums erwartungsgemäß schon zu weit. „Denn es würde die importierenden Länder wichtiger Hilfsmittel zum Schutz ihrer Ernten und damit der Ernährungssicherheit berauben“, wie ein Sprecher des „Industrieverbandes Agrar“ gegenüber der taz erklärte.

Vergiftungen in Presidencia Roca
In dem argentinischen Ort Presidencia Roca führte das Versprühen von Pestiziden aus der Luft am 22. Oktober 2021 bei zahlreichen der 5.000 BewohnerInnen zu akuten Vergiftungssymptomen. Unter anderem klagten sie über Magenkrämpfe, Haut-Reizungen und Haut-Ausschläge. Über 700 Menschen mussten im Krankenhaus behandelt werden, wie die taz berichtete. Unter anderem brachten die Flugzeuge des Agrar-Unternehmens MARFRA das BAYER-Ackergift HARNESS mit dem Wirkstoff Acetochlor aus, eine krebserregende, keimzell-schädigende, reproduktionstoxische – und innerhalb der EU verbotene – Substanz. MARFRA machte die starken Winde für die Katastrophe verantwortlich und sprach von höherer Gewalt. Der Leverkusener Multi bestritt auf taz-Nachfrage zunächst, geschäftliche Verbindungen zu der argentinischen Firma zu haben und erklärte später: „Wir gehen derzeit Hinweisen auf den Vorfall vom Oktober vergangenen Jahres nach.“

Kranke LandwirtInnen
LandwirtInnen und andere Menschen, die mit Agro-Chemikalien arbeiten, sind einem hohen Vergiftungsrisiko ausgesetzt. Dennoch haben bisher nur Italien und Frankreich pestizid-induzierte Gesundheitsstörungen wie z. B. Parkinson als Berufskrankheit anerkannt, wie die JournalistInnen Stéphane Horel und Staffan Dahllöf in Le Monde berichteten. Die EU sieht Horel und Dahllöf zufolge dafür keine ausreichenden Belege, und in Deutschland beschäftigt sich der beim „Bundesministerium für Arbeit und Soziales“ angesiedelte „Ärztliche Sachverständigenbeirat Berufskrankheiten“ bereits über zwölf Jahre lang mit der Causa, ohne ein Ergebnis vorweisen zu können. Darum hat die zuständige „Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau“ (SVLFG) bisher keinen der 61 seit 2010 eingegangenen Anträge von Parkinson-PatientInnen positiv beschieden und lediglich vier Anträge als wenigstens teilweise berechtigt eingestuft. Andere Branchen miteingerechnet, gibt es in Deutschland nach Informationen des PESTIZID AKTIONS-NETZWERKS (PAN) 40 anerkannte Fälle. Zum Vergleich: In Frankreich sind es 278. Aber auch dort gibt es weitaus mehr Betroffene. Allein die französische Organisation PHYTO-VICTIMES bekam zwischen 2012 und 2020 über 540 Hilfeersuchen von LandwirtInnen und LandarbeiterInnen. 25 Prozent von ihnen hatten Parkinson, 18 Prozent das Non-Hodgkin-Lymphom (eine bekannte Glyphosat-Nebenwirkung) oder andere Erscheinungsformen von Blutkrebs, die übrigen Prostata-, Blasen- oder Lungenkrebs, eine multiple Chemikalien-Sensitivität oder aber Erkrankungen des Nervensystems. Belastbare Daten über das ganze Ausmaß der berufsbedingten Pestizid-Vergiftungen liegen jedoch in keinem Land vor.

FOLICUR noch immer auf dem Markt
Im Jahr 2011 hat die Europäische Union zahlreiche hochgefährliche Pestizide als „Substitionskandidaten“ ausgewiesen und die Mitgliedsländer aufgefordert, die Stoffe schrittweise vom Markt zu nehmen. Die meisten dieser Mittel landen jedoch immer noch auf den Äckern. In der Bundesrepublik sind es 35 Stoffe. Darunter befinden sind auch BAYERs FOLICUR (Wirkstoff: Tebuconazole) und zehn weitere der zwölf Substanzen, die das PESTIZID AKTIONS-NETZWERK (PAN) unter dem Sammelbegriff „dreckiges Dutzend“ fasst.

14 Substitionskandidaten weniger
Mitte Juli 2022 wurde die Liste der hochgefährlichen Pestizide, welche die EU als Substitionskandidaten einstuft und ersetzt wissen möchte (s. o.), um einiges kürzer. Das geschah aber nicht etwa, weil die Agro-Multis die Produkte durch weniger giftige Mittel ersetzt haben, sondern weil die Europäische Union die Zulassung für 14 Substanzen verlängert hat. Darunter befinden sich mit Lenacil und Flufenacet auch zwei Wirkstoffe, die in BAYER-Produkten Verwendung finden.

EU will mehr Bienenschutz
Pestizide stellen eine große Bedrohung für Bienen dar. Die Ackergifte aus der Gruppe der Neonikotinoide wie BAYERs GAUCHO (Wirkstoff: Imidacloprid) hat die EU im Jahr 2018 bereits verboten. Aber auch generell will sie dieser Nebenwirkung der Substanzen mehr Beachtung schenken. Darum überarbeitet die „Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit“ (EFSA) derzeit ihre Leitlinien zur Risiko-Bewertung von Agro-Chemikalien „im Hinblick auf Honigbienen, Hummeln und Solitär-Bienen“.

EPA veröffentlicht Dicamba-Bericht
Das Pestizid Dicamba, das BAYER & Co. hauptsächlich in Kombination mit ihren gen-manipulierten Pflanzen vermarkten, hinterlässt in den USA eine Spur der Verwüstung. Zahlreiche LandwirtInnen machen das Herbizid für Ernte-Schäden verantwortlich. Es bleibt nämlich nach dem Ausbringen nicht einfach an Ort und Stelle, sondern verflüchtigt sich und treibt zu Ackerfrüchten hin, die gentechnisch gegen den Stoff nicht gewappnet sind und deshalb eingehen. Allein bei Soja war das auf einer Fläche von mehr als zwei Millionen Hektar der Fall. Darum gab ein US-Gericht im Juni 2020 der Klage eines FarmerInnen-Verbandes statt und untersagte den Gebrauch des Mittels. Die von Donald Trump auf Linie gebrachte Umweltbehörde EPA ließ Dicamba im Herbst des Jahres aber unter Auflagen wieder zu. So durften die FarmerInnen die Produkte nun nur noch bis zu einem bestimmten Stichtag verwenden. Zudem mussten sie der Agro-Chemikalie vor dem Ausbringen Substanzen beimengen, die sie auf dem Boden halten sollten, und auf größere Abstände zu anderen Feldern achten. Genutzt hat das alles dem Risiko-Bericht zufolge, den die seit dem Regierungswechsel unter neuer Leitung stehende EPA im August 2022 publizierte, allerdings nicht viel. 3.500 Schadensmeldungen gingen bei ihr ein. Nun rief die Behörde FarmerInnen, Agrar-Verbände sowie die Industrie auf, Stellung zu dem Report zu nehmen. Anschließend will Agency eine Entscheidung über den weiteren Umgang mit dem Pestizid fällen.

Glyphosat im Urin
Die US-amerikanischen „Centers of Disease Control and Prevention“ (CDC) untersuchten Urin-Proben nach Spuren von Glyphosat und wurden in 80 Prozent der Fälle fündig. Studien-Leiter Paul Mills sah es daher als „dringend notwendig“ an, den Einfluss des BAYER-Herbizids auf die menschliche Gesundheit genauer zu untersuchen. Phil Landrigan, der Direktor des „Global Public Health“-Programms am Boston College, sorgt sich dabei vor allem um die Kinder. „Kinder sind Pestiziden stärker ausgesetzt als Erwachsene, weil sie bezogen auf ihr Körpergewicht mehr Wasser und Nahrung zu sich nehmen und mehr Luft einatmen“, so der Mediziner.

Keine Blut/Hirnschranke für Glyphosat
Als wäre die Kranken-Akte von Glyphosat nicht schon dick genug, um nicht noch mehr Tiere neuen Befunden opfern zu müssen, erscheinen regelmäßig weitere Untersuchungen zu den Risiken und Nebenwirkungen des Herbizids. So kann Glyphosat Forscher-Innen der Universität von Arizona zufolge die Blut/Hirnschranke überwinden und auf diese Weise ins zentrale Nervensystem gelangen. Und dort bleibt es nicht ohne Wirkung: Die WissenschaftlerInnen stießen auf erhöhte Werte für den Tumor-Nekrosefaktor Alpha, was ein Indikator für Entzündungserscheinungen ist. Findet sich ein solcher Anstieg des TNFα-Spiegels im Gehirn, so kann dies auf eine Alzheimer-Erkrankung hindeuten.

Glyphosat schädigt das Nervensystem
Immer wieder müssen Versuchstiere sterben, um doch nur wieder das allzu bekannte Ergebnis zu liefern: Glyphosat ist lebensgefährlich. So fanden WissenschaftlerInnen der „Nova Southeastern University“jetzt noch einmal Belege für die schädlichen Effekte, die Glyphosat auf das Nervensystem haben kann. Bei Spülwürmern, die eine wichtige Rolle im Ökosystem der Ackerböden spielen, beobachteten sie Krämpfe (zuweilen mit Todesfolge) und andere motorische Störungen des Bewegungsapparats. Sogar Dosen, die „exponentiell unter neurotoxischen Werten“ lagen, sorgten für gravierende Gesundheitsstörungen. „Ein wichtiges Ergebnis unserer Studie ist, dass nur 0,002 Prozent Glyphosat, also etwa 300 Mal weniger als die niedrigste für den Verbraucher empfohlene Konzentration, besorgniserregende Auswirkungen auf das Nervensystem hat“, konstatierten die ForscherInnen. Wobei das Endprodukt ROUNDUP mit all seinen Zusatzstoffen noch einmal mehr Probleme machte als das Glyphosat allein. Dr. Ken Dawson-Scully und seinem Team zufolge liefern die Resultate „Anhaltspunkte, um weiter zu untersuchen, wie chronische Exposition und Akkumulation zu neuro-degenerativen Erkrankungen wie der Parkinson-Krankheit führen können“. BAYER streitet den Befund mit Hinweis auf Studien an Säugetieren hingegen ab. „Die Wissenschaftler, die alle verfügbaren Daten geprüft haben, sind zu dem Schluss gekommen, dass weder Glyphosat noch die anderen Inhaltsstoffe von Herbiziden auf Glyphosat-Basis das Nervensystem bei Dosen schädigen, die weit über dem liegen, dem ein Mensch ausgesetzt wäre“, erklärte ein Unternehmenssprecher.

Glyphosat lässt Orchideen eingehen
Das BAYER-Pestizid Glyphosat zählt zu den Breitband-Herbiziden und sorgt folglich für einen umfassenden Wildpflanzen-Kahlschlag. In einem Auenwald bei Oberndorf wurde das der streng geschützten Orchideen-Art „Frauenschuh“ zum Verhängnis. Nach der Ausbringung des Pestizids gingen 100 dieser Gewächse ein, 20 bis 50 von ihnen trugen ernsthafte Schäden davon. NaturschützerInnen haben Strafanzeige gegen den Wald-Besitzer gestellt, der die Agro-Chemikalie versprüht und damit gegen das Bundesnaturschutz-Gesetz verstoßen hat.

Nährstoff-Entzug durch Glyphosat
Glyphosat bindet die Spuren-Elemente Mangan und Kobalt und verhindert so, dass sich Pflanzen ausreichend mit diesen Nährstoffen versorgen können. Und dieser Mangel überträgt sich auf die gesamte Nahrungskette, wenn diese Ackerfrüchte als Tierfutter dienen, wie WissenschaftlerInnen der Universität Leipzig schon vor Jahren bei einer Untersuchung von Kühen herausgefunden haben. „In allen Ställen lagen die Durchschnittswerte der lebensnotwendigen Spuren-Elemente Mangan und Kobalt weit unter dem Referenz-Wert“, meldete das Portal agrarheute.

Glyphosat im Bier
Die Zeitschrift Öko-Test nahm sich im Mai 2022 Biere vor und fand in 12 von 50 Sorten Glyphosat-Spuren. Diese lagen zwar unter den EU-Grenzwerten für Brau-Gerste, bewogen die Publikation aber „aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes“ dennoch zu einer Abwertung. Öko-Biere wiesen hingegen keine Rückstände des Herbizids auf.

Glyphosat setzt Hummeln zu
Das BAYER-Pestizid Glyphosat hat schädigende Effekte auf die Fortpflanzungsfähigkeit von Hummeln. Das ergab eine Untersuchung der Universität Konstanz. Die Tiere, die bei Fütterungsversuchen kein reines Zuckerwasser, sondern mit Glyphosat versetztes erhielten, konnten ihre Nester nicht warm genug halten, was den Brut-Erfolg minderte. Eine genaue Erklärung für dieses Phänomen hat die Forschung noch nicht. Als mögliche Gründe nennt sie eine Störung der Darmflora durch das Mittel, welche die Nährstoff-Verwertung erschwere, oder eine durch die Agro-Chemikalie herbeigeführte Einschränkung der Gehirn-Leistung. Aus dem Ergebnis ihrer Studie leitet die Biologin Anja Weidenmüller die Notwendigkeit ab, die nicht unmittelbar tödlichen Folgen des umstrittenen Herbizids stärker in den Blick zu nehmen. „Subletale Effekte, also Wirkungen auf Organismen, die nicht unmittelbar tödlich sind, sich aber zum Beispiel in der Physiologie oder im Verhalten der Tiere bemerkbar machen, können erhebliche negative Auswirkungen haben und sollten bei der künftigen Zulassung von Pflanzenschutzmitteln berücksichtigt werden“, so die Forscherin.

Beunruhigende SYNGENTA-Studie
Schwedische ForscherInnen haben durch Zufall eine Industrie-Studie zu Glyphosat mit einem alarmierenden Befund entdeckt, welche die europäischen Aufsichtsbehörden im Zuge des Verfahrens um die Zulassungsverlängerung nicht berücksichtigt haben. Die SYNGENTA-Untersuchung aus dem Jahr 2001 bescheinigt dem Herbizid eine neurotoxische Wirkung. Die WissenschaftlerInnen beobachteten bei Nachkommen von Ratten, die Glyphosat ausgesetzt waren, Schädigungen des Nervensystems und der motorischen Fähigkeiten. Nach Auffassung der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) erlaubt schon die reine chemische Analyse der Bestandteile dieses Pestizids genügend Rückschlüsse auf seine Gefährlichkeit, was auf Tierversuchen basierende Expertisen überflüssig macht.

Glyphosat aus dem Internet
Im September 2021 trat ein Gesetzes-Paket zum Insektenschutz in Kraft, das die Anwendung von Glyphosat im Haus- und Gartenbereich verbietet. Seither brauchen KäuferInnen des von BAYER unter dem Namen ROUNDUP vermarkteten Herbizids einen Sachkunde-Nachweis – eigentlich. Das Internet bietet nämlich zahlreiche Möglichkeiten, diese Vorschrift zu umgehen. „ROUNDUP ohne Sachkunde-Nachweis kaufen“ heißt es dort z. B. auf den einschlägigen Seiten, und die Lieferung erfolgt sicherheitshalber „in neutraler Verpackung“.

GENE & KLONE

BAYER vermarktet CRISPR-Pflanze
BAYER will eine Wildpflanze auf den Markt bringen, deren Eigenschaften WissenschaftlerInnen der Firma COVERCRESS vermittelst der neuen CRISPR-Gentechnik massiv verändert haben. Die ForscherInnen beschleunigten nicht nur die Reifung des Ackerhellerkrauts und steigerten die Erträge, sondern hoben auch den Öl-Gehalt an. Das weckte das Interesse des Mineralöl-Konzerns CHEVRON an dem Gewächs, der sich ebenso wie der Agrar-Großhändler BUNGE an COVERCRESS beteiligte. Mit 65 Prozent hält jedoch der Leverkusener Multi die Mehrheit, der über BAYER GROWTH VENTURES schon frühzeitig in die Ausgründung der „Illinois State University“ investiert hatte. Die LandwirtInnen können das Kraut als Zwischenfrucht im September gleich nach der Mais-Ernte anbauen und im Mai ernten, was zusätzliche Erträge verspricht, und es neben Biodiesel-Fabrikanten zusätzlich noch an Futtermittel-Hersteller verkaufen. Der „Animal and Plan Health Inspection Service“ des Landwirtschaftsministeriums legt ihnen dabei keinerlei Steine in den Weg. Seiner Ansicht nach fällt das Produkt nicht unter die regulierungspflichtigen Gentech-Gewächse, obwohl das Risiko von Auskreuzungen auf konventionelles Ackerhellerkraut sowie andere raps-ähnliche Ackerfrüchte besteht.

WASSER, BODEN & LUFT

Neue Wasserrechte für BAYER & Co.
Der BAYER-Konzern verbrauchte im Jahr 2021 allein am Standort Leverkusen 212.000 Kubikmeter Wasser. Um den großen Durst des Multis und anderer auf dem Gelände des Chemie-„Parks“ operierender Firmen weiterhin löschen zu können, hat die Betreiber-Gesellschaft CURRENTA bei der Bezirksregierung Köln eine Verlängerung ihrer Wasserentnahme-Rechte beantragt. Rund 100 Millionen Kubikmeter pro Jahr will sie fördern. Der BUND protestierte dagegen scharf und wies auf die Schäden hin, die das Abpumpen im Kölner Stadtteil Flittard verursacht hat. „Die für Rheinauen typischen Pflanzen und Tiere fehlen hier fast vollständig“, konstatiert Umweltaktivist Matthias Schmidt. Auch wegen der infolge der Erderwärmung zunehmenden Wasser-Knappheit lehnt die Organisation das Ansinnen der Service-Gesellschaft ab. „Die Situation (...) wird sich durch den Klimawandel weiter ändern, da kann die CURRENTA nicht einfach weitermachen wie bisher. CURRENTA muss Wasser sparen“, so Schmitt. Wie alarmierend die Situation ist, machte jüngst das kanadische „Global Institute for Water Security“ deutlich: „Deutschland verliert jährlich 2,5 Gigatonnen (...) Das macht das Land zu einer der Regionen mit dem weltweit größten Wasserverlust“, so Direktor Jay Famiglietti.

Ampel birgt (ein paar) Kampfstoffe
1,6 Millionen Tonnen Munition, Minen und chemische Kampfstoffe aus zwei Weltkriegen belasten allein die zu Deutschland gehörenden Teile von Nord- und Ostsee, darunter auch die einst von BAYER entwickelten Substanzen Lost, Tabun und Sarin. Da die Metall-Umhüllung der Chemie-Waffen mittlerweile durchrostet, treten die Gifte aus. Das stellt nicht nur für aquatische Lebenwesen, sondern auch für Menschen eine große Gefahr dar, denn teilweise landen die Substanzen wie etwa Weißer Phosphor an den Stränden an. Trotzdem hat die Politik lange Zeit keinen Handlungsbedarf gesehen, nun aber reagiert sie. Die Ampelkoalition hat ein 20 Millionen Euro schweres Sofort-Programm zur Bergung von Lost & Co. aufgelegt und kündigte an, weitere Mittel bereitstellen. Allerdings will sie die Gewässer aus Kosten-Gründen nicht von allen militärischen Altlasten befreien. „Nach Auffassung der Bundesregierung ist eine flächenhafte Beräumung und Vernichtung aller versenkten Munition nicht umsetzbar“, hieß es in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Partei „Die Linke“. Nach Ansicht der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) ist aber eine umfassende Entsorgung nötig und auch realisierbar, wenn sich die Hersteller der Rüstungsgüter finanziell beteiligen. „Der BAYER-Konzern muss endlich seine Mitverantwortung für diese Katastrophe einräumen und seinen Teil dazutun, um dieses von Tag zu Tag drängendere Problem zu lösen“, fordert die CBG deshalb.

UNFÄLLE & KATASTROPHEN

Katastrophen-Anlage wieder in Betrieb
Weniger als ein Jahr nach der Explosionskatastrophe vom 27. Juli 2021, die sieben Menschenleben kostete, läuft die Müllverbrennungsanlage des Leverkusener Chemie„parks“ wieder an. Dabei hat die Staatsanwaltschaft Köln ihre Ermittlungen wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung und auf fahrlässige Herbeiführung eines Sprengstoff-Unglücks noch gar nicht abgeschlossen. Auch liegen viele Gutachten wie etwa das zur Sicherheitskultur bei der CURRENTA noch nicht in einer finalen Fassung vor. Aber die Service-Gesellschaft gab eine Expertise in Auftrag, die eruierte, wie das Entsorgungszentrum trotzdem wieder ans Netz gehen könnte. „Wegen der Bedeutung einer ordnungsgemäßen, sicheren Abfallentsorgung wurde vordringlich untersucht, ob und unter welchen Bedingungen es verantwortet werden kann, die Sonderabfall-Verbrennungsanlage schrittweise wieder in Betrieb zu nehmen“, so Prof. Dr. Christian Jochum über den Auftrag. Das „ob“ stand jedoch nie wirklich zur Debatte, und für das „wie“ definierten Jochum & Co. ein paar Ausschlusskriterien. Sie empfahlen, in Leverkusen vorerst keine wärme-empfindlichen und andere besonders gefährliche Stoffe mehr zu entsorgen und sich auf Müll aus den CURRENTA-Chem„parks“ oder dem regionalen Umfeld zu beschränken. Die Bezirksregierung segnete das ab und gab für das Anfahren von einer der vier Verbrennungslinien grünes Licht. Ob es aber dabei bleiben wird, ist mehr als fraglich. Chem„park“-Leiter Lars Friedrich klagt nämlich jetzt schon über die Einschränkungen: „Wirtschaftlich ist das noch nicht“. Nicht nur deshalb hat die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) in einer Presseerklärung scharf gegen die Wiederinbetriebnahme protestiert.

IMPERIUM & WELTMARKT

BAYER Nr. 16 in Deutschland
Mit einem Umsatz von 44,1 Milliarden Euro im Jahr 2021 nimmt der BAYER-Konzern in der Top 100 der größten deutschen Unternehmen Platz 16 ein und verschlechterte sich damit gegenüber 2020 um eine Position. In der europäischen Top 100 belegt er Rang 57 (2020: 51).

BAYER verkauft Testosteron-Präparat
Der BAYER-Konzern hat die Vermarktungsrechte an seiner Männergesundheitsarznei NEBIDO dem Aachener Unternehmen GRÜNENTHAL verkauft. Der Leverkusener Multi erhält für das Testosteron-Präparat, das ihm im Jahr 2021 einen Umsatz von 117 Millionen Euro eintrug, 500 Millionen Euro, wenn die Kartellbehörden dem Deal wie erwartet die Zustimmung erteilen. „Diese Veräußerung ist Teil der laufenden Transformation unseres Pharma-Geschäfts, das sich auf Schlüsselbereiche medizinischer Innovation konzentriert“, erklärte der Global Player im üblichen Finanzmarkt-Sprech. Und der verfing auch sogleich. Mit der Transaktion habe BAYER „die Pharma-Sparte auf ein profitableres, innovationsgetriebenes Wachstum ausgerichtet“, lobte die Rating-Agentur FITCH. Dabei handelte es sich bei NEBIDO ebenfalls um eine medizinische Innovation. Statt nämlich den üblichen Weg zu gehen und ein Medikament für eine bestimmte Krankheit zu entwickeln, machte der Pillen-Riese es bei diesem Mittel andersrum und entwickelte eine Krankheit für ein Medikament: die auf einen angeblichen Testosteron-Mangel zurückgehenden männlichen Wechseljahre bzw. Hypogonadismus. Die konkrete Arbeit übernahm damals die Firma CGC CRAMER-GESUNDHEITS-CONSULTING, die auf ihrer Internet-Seite so Vollzug meldete: „Mit PR eine neue Indikation begründet“. „Das Hormon-Tief wird als ernstzunehmende behandlungsbedürftige Erkrankung dargestellt, und der Urologe als Spezialist für das Krankheitsbild positioniert. Empirische Meinungsforschung zeigt, dass die Botschaften innerhalb von drei Jahren über die Hälfte der betroffenen Altersgruppe sowie die Mehrzahl der Ärzte erreicht haben“, bilanzierte CGC.

RECHT & UNBILLIG

Whistleblowerin siegt gegen BAYER
In ihrer Zeit als BAYER-Beschäftigte bekam Laurie Simpson einen umfassenden Einblick in die Praxis des Leverkusener Multis, die Risiken seiner Arzneien zu verschweigen und die Mittel ohne Rücksicht auf Verluste mit Hilfe zum Teil illegaler Marketing-Methoden zu vertreiben. Sie kritisierte dieses Vorgehen intern und musste dafür berufliche Nachteile in Kauf nehmen. Darum machte sie die Fälle öffentlich und begann im Jahr 2008 mehrere Prozesse gegen den Pharma-Riesen zu führen. In Sachen „TRASYLOL“, einem bei Operationen zum Einsatz kommenden Blutstill-Präparat, lastete Simpson dem Konzern an, der medizinischen Öffentlichkeit und den PatientInnen das gesundheitsgefährdende Potenzial des Medikaments verheimlicht zu haben, das er zwischenzeitlich vom Markt zurückziehen musste. Zudem beschuldigte sie das Unternehmen, den Verkauf des Pharmazeutikums mit illegalen Methoden wie dem Einräumen von Rabatten und der Gewährung anderer Vergünstigungen befeuert zu haben. Darüber hinaus bezichtigte sie den Global Player, den Gebrauch von TRASYLOL auch bei OPs wie beispielsweise Leber-Transplantationen empfohlen zu haben, obwohl für diese Indikationen gar keine Zulassungen vorlagen. Ähnliche Praktiken warf Simpson dem Leverkusener Multi im Umgang mit dem Cholesterin-Senker LIPOBAY vor, das er ab 2001 – nach dem Bekanntwerden von über 100 Todesfällen im Zusammenhang mit der Arznei – nicht mehr vertreiben durfte. Zudem klagte sie die Strategie der Aktiengesellschaft an, den Absatz ihres Antibiotikums AVELOX durch Geldzahlungen und andere Zuwendungen an Mediziner

FRAG DEN STAAT gewinnt gegen das BfR
Im Jahr 2015 bewertete die „Internationale Agentur für Krebsforschung“ (IARC) der Weltgesundheitsorganisation Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend“ und setzte sich damit von der Einschätzung des „Bundesinstituts für Risiko-Bewertung“ ab. Die Politik sah Klärungsbedarf und erbat vom BfR eine Stellungnahme. Daraufhin erstellte die Behörde eine ergänzende Expertise. Die Kurzfassung dieses „Addendum I“ ging dann als Handreichung an das Bundeslandwirtschaftsministerium. Die Initiative „FRAGDENSTAAT“ forderte dieses Gutachten unter Berufung auf das Informationsfreiheitsgesetz an und veröffentlichte es. Das behagte dem BfR gar nicht. Es verklagte FRAGDENSTAAT wegen Verletzung des Urheberrechts und focht das Verfahren auf Kosten der SteuerzahlerInnen durch alle Instanzen bis zum Bundesgerichtshof durch. Dieser urteilte allerdings im Sinne der Transparenz-AktivistInnen. „Das Glyphosat-Urteil dürfte Auswirkungen auf die Zensurheberrechtspraxis sic deutscher Behörden haben. Immer wieder versuchen Behörden, mit Berufung auf das Urheberrecht die Veröffentlichung von Dokumenten zu verhindern. Das BfR zeigt eindrücklich, wie man es nicht machen sollte“, erklärte FRAGDENSTAAT nach dem Sieg. Die Organisation fordert die Politik nun zu einer gesetzlichen juristischen Klarstellung auf und mahnt eine Veränderung des § 5 des Urheberrecht-Gesetzes an.

Schadensersatz wg. Benzol-Rückständen
Im September 2021 ordnete die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA die Marktrücknahme von Sonnencreme der Marke COPPERTONE an, da sich in den Produkten Benzol-Rückstände fanden. Kurz darauf reichten KäuferInnen der Mittel eine Sammelklage ein, die auch Erfolg hatte. BEIERSDORF als der jetzige und BAYER als einstiger COPPERTONE-Besitzer mussten 2,3 Millionen Dollar zahlen.

BAYER gewinnt Schiedsverfahren
Im Zuge der MONSANTO-Übernahme musste der BAYER-Konzern sich auf Anordnung der EU-Wettbewerbsbehörde von Teilen seines Agrochemie-Geschäfts trennen, da er sonst den Markt noch stärker dominiert hätte. Darum verkaufte der Global Player seine gen-manipulierten Raps-, Soja- und Baumwoll-Pflanzen der „LIBERTY LINK“-Baureihe sowie das auf diese Labor-Kreationen abgestimmte Herbizid Glufosinat, die Gemüsesaatgut-Sparte, Saatgutbehandlungsmittel wie PONCHO und seine Plattform für digitale Landwirtschaft an die BASF. 7,6 Milliarden Euro zahlte diese dafür und übernahm dabei auch einen Großteil der Belegschaft. Die Ludwigshafer Chemie-Firma fühlte sich bei dem Deal jedoch übervorteilt. Besonders bei den Personalkosten hat BAYER nach Ansicht der BASF mit falschen Zahlen operiert. Darum strengte die Aktien-Gesellschaft in der Sache ein Schiedsverfahren beim „International Chamber of Commerce“ (ICC) an und forderte eine Ausgleichszahlung in Höhe von 1,7 Milliarden Euro plus Zinsen ein. Das ICC lehnte das Begehr im August 2022 jedoch ab, und der Leverkusener Multi konnte sich bestätigt fühlen. „BAYER hat über die Kostenstruktur der im August 2018 durch BASF übernommenen Saatgut-Geschäfte ordnungsgemäß informiert und keine vertraglichen Verpflichtungen verletzt“, verlautete aus der Unternehmenszentrale.

BAYER vs. Mexiko #1
Im Jahr 2020 hat die mexikanische Regierung eine Vereinbarung mit dem Büro für Projektdienste der Vereinten Nationen (UNOPS) über die Lieferung essentieller Arzneien geschlossen, um die Versorgung der Bevölkerung mit Medikamenten zu erschwinglichen Preisen sicherzustellen. Der BAYER-Konzern fühlte dadurch seine Geschäfte beeinträchtigt. Deshalb reichte er gegen die gesetzliche Bestimmung, die es dem Land erlaubt, Gesundheitsgüter über internationale Organisation wie die UN zu beschaffen, eine Klage ein.

BAYER vs. Mexiko #2
Im Jahr 2020 hat die mexikanische Regierung ein Glyphosat-Verbot beschlossen, das 2024 in Kraft tritt. Die BAYER-Tochter MONSANTO ging dagegen gerichtlich vor und bekam im Juli 2022 Recht zugesprochen. Der Richter Francisco Javier Rebolledo Peña erklärte das entsprechende Gesetz für verfassungswidrig. Das Umweltministerium griff das Urteil scharf an, da es „nur ein privates transnationales Unternehmen begünstige“. Javier warf es vor, „die durch den Einsatz dieses Herbizids verursachten Gesundheitsschäden für die mexikanische Bevölkerung nicht berücksichtigt“ zu haben. An den Kläger richtete sich ebenfalls Kritik: „Mit irreführenden Argumenten versucht MONSANTO, das Vorsorgeprinzip zu ignorieren, das Mexiko in verschiedenen Konventionen und Gesetzen übernommen hat.“ Umweltministerin María Luisa Albores kündigte derweil an, das Votum anfechten zu wollen, das auch bei zivilgesellschaftlichen Organisationen auf Empörung stieß. „Wir können nicht von unserer Verpflichtung zurücktreten, Leben zu schützen, für angemessene Umweltbedingungen zu sorgen und die biologische Vielfalt zu erhalten“, so die Politikerin. Und Staatspräsident Andrés Manuel Lopéz Obrador zog sogar eine Untersuchung über das Zustandekommen des RichterInnen-Spruchs in Betracht.

BAYER vs. Mexiko #3
In Mexiko tritt 2024 ein Glyphosat-Verbot in Kraft (s. o.). Aber schon jetzt unternimmt das Land Schritte, um den Verbrauch zu senken. So hat der „Nationale Rat für Wissenschaft und Technologie“ für das laufende Jahr eine Reduzierung der Importe um die Hälfte im Vergleich zu 2021 empfohlen. Das fochten BAYER & Co. vor Gericht an, die Konzerne konnten sich jedoch nicht durchsetzen. Mitte Oktober 2021 wies der Oberste Gerichtshof des Staates die Einsprüche der Agro-Riesen und ihrer Verbände ab.

Glyphosat-Prozess: Annahme verweigert
Nachdem der BAYER-Konzern die Vergleichsverhandlungen in Sachen „Glyphosat“ im Mai 2021 hatte platzen lassen, verfolgte er einen Plan B. Der Agro-Riese wollte vor dem Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten ein Grundsatz-Urteil in seinem Sinne erwirken, „wodurch die Rechtsstreitigkeiten zu Glyphosat in den USA weitgehend beendet würden“. Der Supreme Court lehnte es jedoch ab, sich mit dem Fall „Hardeman“ zu befassen und folgte damit einer Empfehlung der US-Generalstaatsanwältin Elisabeth Prelogar. Diese hatte die Argumentation des Leverkusener Multis, wonach es sich bei der Causa um eine Bundesangelegenheit handle, nicht gelten lassen. Auch wenn die zentrale Umweltbehörde EPA das Mittel der BAYER-Tochter MONSANTO zugelassen und Krebs-Warnungen auf den Produkten verboten habe, könne ein kalifornisches Gericht sehr wohl anderer Meinung sein und BAYER zu Entschädigungszahlungen verurteilen, so Prelogar. Trotzdem versuchte der Global Player es weiter. Aber auch das Verfahren „Pilliod v. MONSANTO“ nahm der Oberste Gerichtshof nicht an. Und das Ansinnen, „Carson v. MONSANTO“ bis nach Washington zu bringen, scheiterte ebenfalls, obwohl das Unternehmen sich hier etwas ganz Besonderes ausgedacht hatte. Es gab einen schon gewonnenen Prozess im Nachhinein verloren und zahlte dem Unterlegenen John Carson 100.000 Dollar, damit dieser in Berufung geht und der juristischen Auseinandersetzung so den weiteren Weg durch die Instanzen eröffnet. Hier spekulierte der Global Player dann auf einen Sieg, der ihn dazu berechtigte, den Supreme Court anzurufen, damit dieser angesichts unterschiedlicher Glyphosat-Entscheidungen von Berufungsgerichten ein Machtwort spricht. So weit kam es allerdings nicht. Vor dem „11th U.S. Circuit Court of Appeals“ war Schluss, da die RichterInnen Carson recht gaben.

Imker erhält Glyphosat-Entschädigung
Der Imker Sebastian Seusing bekommt Schadensersatz zugesprochen, weil Glyphosat seinen Honig verunreinigte und er ein Drittel seiner Ernte – vier Tonnen – vernichten musste. Die Rückstände des BAYER-Produkts DURANO TF überstiegen den zulässigen Grenzwert um das 160-Fache. Das Landgericht Frankfurt (Oder) verurteilte die Agrar-Firma, die das Ackergift in der Nähe der Bienenstöcke ausbrachte, zu einer Zahlung in Höhe von 14.544 Euro. Es sah „in der Kontamination der Erzeugnisse in den Bienenstöcken mit Glyphosat eine fahrlässige Pflichtverletzung des Landwirtschaftsbetriebs“, so Gerichtsprecher Michael Smolski, „weil die Bienenkästen für die Beklagte erkennbar aufgestellt waren“. Darum wollte er das Votum auch nicht als Grundsatz-Urteil verstanden wissen. Seusings Anwalt sprach hingegen von einem „Präzedenz-Fall“. Und Thomas Radetzki von der AURELIA-STIFTUNG, die den Bienenzüchter in dem Prozess unterstützt hatte, sagte: „Wir hoffen, dass Landwirte künftig sensibler bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln sind, jedenfalls bei blühenden Pflanzenbeständen.“ Entsprechende Warnungen der Behörden gibt es schon länger. So empfahl die brandenburgische Landwirtschaftsbehörde bereits 2016: „Die Anwendung glyphosat-haltiger Herbizide in blühende Pflanzenbestände, sofern sie als Bienentracht in Frage kommen, sollte vermieden werden.“ Genützt hat es offenbar wenig. Glyphosat und andere Pestizide gefährden nach wie vor das Leben der Bienen und kontaminieren ihren Honig. Seusing hat das schlussendlich zur Aufgabe seines Betriebs bewogen.

BAYER vs. Luxemburg
Anfang des Jahres hat Luxemburg die Zulassung von zahlreichen glyphosat-haltigen Agro-Chemikalien nicht verlängert. Der BAYER-Konzern akzeptierte diese Entscheidung nicht. Er sprach dem Land das Recht ab, sich über die geltende EU-Genehmigung hinwegzusetzen und reichte eine Klage ein. In erster Instanz bekam der Leverkusener Multi Recht. Das Gericht befand, es sei „Luxemburg nicht gestattet, einseitig ein allgemeines Verbot (...) zu erlassen und die Durchführungsverordnung 2017/2324 der Europäischen Kommission zu ignorieren“. Der Staat kündigte allerdings an, das Urteil anfechten zu wollen.

Glyphosat: Baumann muss aussagen
Die AnwältInnen der Glyphosat-Geschädigten Cornelius und Labommie Kilgore haben beantragt, den BAYER-Vorstandsvorsitzenden Werner Baumann in dem Prozess zu befragen und vom zuständigen Richter Robert Gibson auch die Genehmigung dafür erhalten. „Als Chef des Unternehmens gibt es niemanden, der besser darüber Bescheid weiß, was die Firma tut“, so Gibson. „Es ist für Herrn Baumann kaum eine Belastung, sich einen Tag Zeit zu nehmen, um zu dem vielleicht größten Problem seiner Gesellschaft Rede und Antwort zu stehen“, hielt er fest. Die JuristInnen des Leverkusener Multis wollten das nicht akzeptieren und haben Widerspruch gegen die Vorladung eingelegt.

BAYER gewinnt Glyphosat-Prozess
Anfang September 2022 gewann BAYER ein Schadensersatz-Verfahren in Sachen „Glyphosat“. Damit konnte sich der Agro-Riese bereits in fünf von acht Verfahren durchsetzen. Obwohl die AnwältInnen der KlägerInnen Beweis-Material zur krebserregenden Wirkung des Herbizids und zu schmutzigen Vertuschungstricks in Hülle und Fülle präsentierten, entschieden die RichterInnen zu Gunsten des Leverkusener Multis. Als einen Grund dafür nennt die Prozess-Beobachterin Carey Gillam, dass die VertreterInnen der Geschädigten die unlängst von einem Gericht geahndeten gravierenden Versäumnisse der US-amerikanischen Umweltbehörde EPA bei der Glyphosat-Zulassung während der Verhandlungstage nicht zum Gegenstand machen durften.