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HV Gegenanträge

BAYER will MONSANTO übernehmen und damit zum mit Abstand größten Agro-
Konzern der Welt werden, der wichtige Glieder der Nahrungsmittel-Kette
kontrolliert. Das hätte schlimme Konsequenzen für die Welternährung. Die
LandwirtInnen müssten mehr für Pestizide und andere Betriebsmittel zahlen und
hätten überdies weniger Auswahl. Der schrumpfenden Sorten-Vielfalt geschuldet,
ständen sich auch die VerbraucherInnen in den Lebensmittel-Läden einem
schrumpfenden Angebot gegenüber. Zudem würde die Transaktion der
Industrialisierung der Landwirtschaft mit all ihren negativen Folgen für Mensch,
Tier und Umwelt weiter Vorschub leisten. Arbeitsplatzvernichtungen und
niedrigere Steuer-Zahlungen seitens BAYERs sind ebenfalls zu befürchten. Da
der Aufsichtsrat der Akquisition trotz allem zugestimmt hat, ist ihm die Zustimmung zu verweigern.

Die Geschäftszahlen von 2015 zugrunde gelegt, erzielen die
Landwirtschaftssparten von BAYER und MONSANTO zusammen einen Umsatz
von 23,1 Milliarden Dollar. Damit kann niemand aus der Branche mithalten. Bei
den Pestiziden erreichen BAYER und MONSANTO zusammen einen Marktanteil
von rund 25 Prozent, beim Saatgut für gentechnisch veränderte und
konventionelle Ackerfrüchte einen von rund 30 Prozent. Allein die Gen-Pflanzen
betrachtet, erlangen die beiden Konzerne vereint mit weit über 90 Prozent sogar
eine Monopol-Stellung.

Der Deal hat jedoch noch weitere Risiken und Nebenwirkungen. „Der Merger wird
den Landwirten wehtun“, sagt Jim Benham von der Indiana Farmers Union: „Je
mehr Konsolidierung wir bei den Anbietern unserer Betriebsmittel haben, desto
schlimmer wird’s.“ Der Chef von BAYER Cropscience, Liam Condon, schloss
gegenüber der New York Times weitere Preis-Steigerungen dann auch gar nicht
erst aus. Allerdings versicherte er scheinheilig, der Konzern würde den
FarmerInnen dafür in jedem Fall einen Mehrwert bieten.
Überdies reduziert die Übernahme die Produkt-Vielfalt bei Saatgut und Pestiziden.

Die oligopol-artigen Strukturen haben jetzt schon einen riesigen Innovationsstau
mit sich gebracht, und die neue Übersichtlichkeit dürfte die Malaise noch
verstärken. BAYERs Glufosinat oder MONSANTOs Glyphosat haben schon über
40 Jahre auf dem Buckel. Deshalb trotzen immer mehr Unkräuter diesen
Substanzen. Den LandwirtInnen bleibt so nichts anderes übrig, als die Gift-Dosis
zu erhöhen. Und BAYER leugnet diesen Tatbestand keineswegs. „Seit über 25
Jahren hat die weltweite Pflanzenschutz-Industrie kein wirtschaftlich bedeutendes Herbizid mit neuem Wirkmechanismus mehr für Flächen-Kulturen entwickelt und auf den Markt gebracht – unter anderem eine Folge der Konsolidierung der Industrie, die mit einer deutlichen Reduktion der Forschungsaufwendungen für neue Herbizide einherging“, so der BAYER-Forscher Dr. Hermann Stübler.
Unter der zunehmenden Konzentration auf dem Agro-Markt hätten auch die
Verbraucherinnen zu leiden, denn sie geht mit weniger Auswahl bei den
Lebensmitteln einher. Und die Beschäftigten von MONSANTO und BAYER
müssen sich ebenfalls auf härtere Zeiten einstellen. Der Vorstand hat die
Synergie-Effekte des Deals auf 1,5 Milliarden Dollar taxiert, und das geht mit
Arbeitsplatz-Vernichtungen einher. So kündigte der Cropscience-Chef Liam
Condon schon einmal die Schließung von Labors im US-amerikanischen
Cropscience-Headquarter an, das in North Carolinas „Triangle Research Park“
liegt. Zusätzliche Stellen-Streichungen im Konzern sind durch die Auflagen der
Kartell-Behörden zu erwarten: Der Vorstand selbst rechnet damit, sich von
Geschäften in einem Umfang von bis zu 2,5 Milliarden Dollar trennen zu müssen.
Diese konservative Schätzung könnte jedoch übertroffen werden. Damit nicht
genug, entsteht zusätzlicher Druck auf die Belegschaft durch die hohen Schulden,
die BAYER sich in Sachen „MONSANTO“ aufgebürdet hat. Das Abstoßen von
Unternehmensteilen zur Erweiterung der finanziellen Spielräume hat BAYER nur
für die Bundesrepublik ausgeschlossen. Darüber hinaus drohen den
Belegschaftsangehörigen mit Rationalisierungsmaßnahmen verbundene Spar-
Programme zur Kosten-Senkung.

Die Standort-Städte müssen sich ebenfalls auf so einiges gefasst machen. Ihnen
ist die letzte Einkaufstour BAYERs noch in denkbar schlechter Erinnerung.
Unmittelbar nach dem Kauf der Merck-Sparte mit den nicht rezeptpflichtigen
Arzneien hatte der Konzern nämlich verkündet: „BAYER rechnet ab dem ersten
Jahr nach dem Vollzug mit signifikanten Steuer-Einsparungen.“
Trotz all dieser negativen Folgen der MONSANTO-Übernahme betreibt der
Vorstand die Transaktion. Damit ist er seiner Verantwortung nicht gerecht
geworden. Deshalb ist ihm die Entlastung zu verweigern.

Um Mitteilung dieses Gegenantrags sowie der Begründung bitten wir gemäß §§ 125,
126 AktG. Die Aktionärinnen und Aktionäre werden gebeten, ihre Stimmrechte der
Coordination gegen BAYER-Gefahren zu übertragen.

Für den Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren e. V.