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Vor Bayer-Hauptversammlung

Viele Menschen fürchten die neue Macht von Bayer. Das Unternehmen steht vor der 66 Milliarden Dollar schweren Übernahme von Monsanto.

Von Elisabeth Dostert, Bonn

Das weiße Zelt vor der Kongresshalle im alten Bonner Regierungsviertel steht schon ein paar Tage. Die Flanken des Gebäudes sind mit hohen Drahtzäunen abgeriegelt. Private Sicherheitsleute patrouillieren davor. In der Halle findet an diesem Freitag die Hauptversammlung des Chemie- und Pharmakonzerns Bayer statt. Es geht um viel Geld. Bayer will den US-Konzern Monsanto für 66 Milliarden Dollar übernehmen. Es ist einer von drei großen Zusammenschlüssen in der Agrochemie: auch Dupont und Dow tun sich zusammen, und der chinesische Staatskonzern Chem China kauft Syngenta aus der Schweiz.

Aus sechs mach drei mit mehr Macht über das, was Landwirte auf ihren Feldern säen und ausbringen, was Menschen essen und wie sie leben. Die Welt ist ihr Markt.

Das weiße Zelt ist auch ein Schutzwall. Es soll die Demonstranten auf Distanz halten. Imker, Bauern, Kirchenleute, Gewerkschafter, Politiker, Kritiker von Globalisierung und Kapitalismus, Umweltschützer, Ärzte und kritische Aktionäre wollen gegen die neue Macht protestieren. Sie sehen in solchen Agrochemie-Giganten auch eine Gefahr für sozialen Frieden und Demokratie, denn Menschen, die hungern, begehren auf.

"Patente auf Pflanzen sind Patente auf Leben. Das sollte verboten werden."

Bauer Gerhard Portz von der Mosel ist wieder einmal mit seiner Kartoffeldampfmaschine unterwegs. Früher kochten die Bauern damit Kartoffeln für ihre Schweine. Jetzt ist es eine Protestmaschine. "Wir haben die Kartoffeldampfmaschine zu einer Patentverbrennungsmaschine umgebaut", sagt Georg Janßen, 61, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL). Dass die Konzerne Patente auf Pflanzen besitzen, ist einer der großen Sorgen von Menschen wie Janßen und Portz. "Patente auf Pflanzen sind Patente auf Leben. Das sollte verboten werden", sagt Janßen. Wer das Patent besitzt, verlangt von denen, die die Pflanzen anbauen, Lizenzgebühren und kann gegen die, die das Patent verletzten, Geldbußen erwirken. Das macht die Saat teurer. "Die Agrochemie-Konzerne verkaufen erst Saatgut, dann das passende Pestizid, wettert Janßen. Er ist Agrar-Ingenieur, er hat viele Kämpfe gefochten. "Die Menschen wünschen sich einen Systemwechsel." Daran glaubt Janßen fest. Er hat auch die Organisation "Wir haben es satt" mitgegründet. Zur Demonstration im Januar während der Grünen Woche in Berlin kamen 18 000 Menschen. Und an diesem Freitag steht Janßen in Bonn.