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Leverkusener Anzeiger
Wimmelbuch der BAYER-Tochter Currenta

Leverkusener Anzeiger, 14. März 2016

Hauptversammlung

Bayer-Wimmelbuch als Angriff auf die Köpfe der Kinder kritisiert

Die Anträge werden niemals eine Mehrheit finden. Allein wegen der vielen Stimmrechte, mit denen die Banken in die Hauptversammlung ziehen. Dennoch ist das Treffen der Bayer-Aktionäre letztlich das einzige große Forum, in dessen Rahmen Minderheitsmeinungen und Kritik vorgebracht werden können. Eine Bayer-Hauptversammlung ist ohne Proteste vor dem Eingang des Veranstaltungsorts Kölner Messe schlicht nicht vorstellbar.
Wer drinnen Gehör finden will, muss Aktionär sein. Und ein Thema ist auch ratsam, wenn man sich nicht an der Bilanz abarbeiten mag. Die ist im letzten Marijn-Dekkers-Jahr strahlend wie nie. Deshalb wird die „Coordination gegen Bayer-Gefahren“ auch am 29. April – wie immer ein Freitag – eigene Themen setzen. Und Philipp Mimkes, einer der Aktivisten, wird zusehen, ganz früh ans Mikro zu kommen. Bisher liegen Anträge zum Wimmelbuch vor und zu Bayers Steuer-Optimierung, die „gemeinschädlich“ wirke.

Zehnseitiges Werk
Das Wimmelbuch – es wurde vorigen Herbst vom Chempark-Betreiber Currenta in einem städtischen Kindergarten vorgestellt und kann auch im Bildungsbüro der Stadt angefordert werden – beurteilt die „Coordination“ als „eklatanten Angriff auf die Köpfe der Kleinsten“.
Zielgruppe des Buches sind Kinder im Vorschulalter. In dem zehnseitigen Werk hat Zeichner Andreas Ganther 25 Mal das Currenta-Logo untergebracht. Mit dem Wimmelbuch zog sich Currenta unter anderem Kritik der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft zu.
Vorstandsmitglied Norbert Hocke wies darauf hin, dass man bei Vorschulkindern „besonders aufpassen“ müsse. Es gehe in Currentas Bilderbuch „um Produktwerbung. In dieser Zeit mit Beeinflussung zu spielen, ist nicht gut.“ Deshalb beantragt die „Coordination“ auch auf der Hauptversammlung, den Bayer-Vorstand nicht zu entlasten.
Gegen den Aufsichtsrat richtet sich das Thema Steuern. Bayer habe „sein Eigenkapital zu großen Teilen nach Benelux verschoben: So entfallen auf die holländische Bayer Global Investments 12,2 Milliarden Euro, auf Bayer World Investments (ebenfalls Holland) 14 Milliarden und auf Bayer Antwerpen 11,4 Milliarden.“
Auch das konzerneigene Kreditwesen habe Bayer in Belgien konzentriert. Dort würden Zinszahlungen auf das Eigenkapital gewährt, wodurch „fiktive Zinsen steuerlich geltend gemacht werden können und nur minimale Steuern auf den Gewinn anfallen“.
Diese wiederum minderten die Steuern in Deutschland, würden in Belgien jedoch kaum versteuert – „der Steuersatz liegt teilweise bei weniger als fünf Prozent“. Von Thomas Käding