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Bienensterben

16. Dezember 2013, Greenpeace

NGOs und Imker verteidigen EU-Verbot

Greenpeace zeigt in Feldversuch neue Ursachen für die Pestizidbelastung von Bienen auf

Die Chemieunternehmen Bayer und Syngenta versuchen das Verbot der EU-Kommission von drei bienengefährlichen Pestiziden zu stürzen. Greenpeace International, Bee Life – der europäische Imkerverband und 4 weitere Umwelt- und Verbraucherschutzorganisationen (Pestizid Aktions-Netzwerk Europa, Client-Earth, Buglife und SumOfUs) schreiten ein, um die Intervention am Europäischen Gerichtshof auf ein EU-weites Teilverbot von drei Pestiziden zu verteidigen.
Das am 1. Dezember in Kraft getretene Verbot untersagt den Einsatz von drei Pestiziden, hergestellt von Syngenta (Thiamethoxam) und Bayer (Imidacloprid und Clothianidin). Diese Insektizide gehören zur Wirkstoffgruppe der Neonicotinoide. Die Europäische Kommission begründet das Verbot auf der Grundlage der wissenschaftlichen Bewertung durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) über die negativen Auswirkungen der Insektizide auf Honigbienen. Die Stoffe schädigen das zentrale Nervensystem und können auch zu chronischen Vergiftungen führen. Das Verbot erhielt starke politische Unterstützung von den EU-Mitgliedsländern.

Teilverbot ist wichtig – doch es muss noch mehr passieren
"Bayer und Syngenta haben ihre Anwälte losgelassen, um ein Verbot anzugreifen, das streng wissenschaftlich begründet und rechtlich einwandfrei ist und mit zum Schutz der Interessen der Landwirte und Verbraucher beiträgt. Das Teilverbot dieser drei Pestizide ist nur ein erster, aber notwendiger Schritt, um die Bienen in Europa zu schützen. Es muss vor den Angriffen der Unternehmen geschützt werden, die nur ihre privaten Interessen zu Lasten der Umwelt verfolgen", sagt Christiane Huxdorff, Pestizidexpertin von Greenpeace Deutschland.
Greenpeace International veröffentlicht heute auch die Ergebnisse eines wissenschaftlichen Pilot-Feldversuchs, der einen weiteren Expositionsweg aufzeigt. Denn Bestäubungsinsekten können nicht nur durch belasteten Pollen oder Nektar mit den Stoffen in Kontakt kommen, sondern auch durch Pflanzensaft, der aktiv von der Pflanze abgesondert wird. Der Feldversuch zeigt, dass dieses sogenannte „Guttationswasser“ von Pflanzen, deren Samen mit Neonicotinoiden behandelt wurden, hohe Konzentrationen dieser Pestizide enthalten kann. Es kann daher eine potentiell tödliche Gefahr für die Bienen darstellen, wenn sie diese Flüssigkeit aufnehmen.
Der Feldversuch von Greenpeace International testet Guttationswasser aus kommerziellen Maiskulturen, um einige der wissenschaftlichen Lücken des Verbotes zu füllen. Für die Saatgutbehandlung wurden handelsübliche Produkte der Pestizide Thiamethoxam (Syngenta) und Clothianidin (Bayer) verwendet, die beide unter das Verbot fallen. Der Versuch zeigte, dass die Konzentrationen der Neonicotinoide im Guttationswasser hoch sind und sogar die Werte überschreiten können, die von den Unternehmen Bayer und Syngenta bei der Anwendung derselben Stoffe als Blattbehandlung empfohlen werden. Aber solche Kontaminationspfade sind noch immer zu wenig untersucht und müssen noch weiter erforscht werden.
"Es gibt noch immer gravierende wissenschaftliche Lücken, wie Bienen mit Neonicotinoiden in Kontakt kommen können. Jetzt wissen wir immerhin, dass eine tödliche Exposition auftreten könnte, wenn Bienen und andere Bestäuber beim Sammeln von Guttationswasser Pflanzen nutzen, bei denen das Saatgut mit Neonicotinoiden behandelt wurde. Dieser potenziell neue Expositionspfad für Bienen kommt zu den bereits bekannten und nicht zu akzeptierenden Risiken durch den Einsatz von Neonicotinoiden hinzu. Dies bedeutet, dass das aktuelle vorbeugende EU-Verbot nicht nur gerechtfertigt ist, sondern gestärkt und ausgeweitet werden muss", sagt Huxdorff.

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