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Berliner Zeitung

Berliner Zeitung, 7.1.2002

Bayer zählt in den USA zu den "üblen Firmen"

Verbrauchermagazin veröffentlicht Negativ-Liste

Peter Kirnich

BERLIN, 7. Januar. Der Bayer-Konzern ist in den USA erneut in negative Schlagzeilen geraten: Das US-Verbrauchermagazin "Multinational Monitor" hat den Leverkusener Pharmakonzern in die Liste der "zehn übelsten Unternehmen des Jahres 2001" aufgenommen. Die Liste umfasse Unternehmen, "die Verbraucher betrügen, die Umwelt verseuchen und Arbeiterrechte missachten", sagte der Sprecher der Coordination gegen Bayer-Gefahren, Philipp Mimkes, am Montag der "Berliner Zeitung".

Ciprobay-Preise kritisiert

"Multinational Monitor" wird von dem einflussreichen US-Verbraucher-
anwalt und Ex-Präsidentschaftskandidaten Ralph Nader herausge-
geben. Nach Auffassung des Magazins würden gleich mehrere "Skandale" die erstmalige Nominierung Bayers rechtfertigen. Vor allem kritisiert das Magazin das Verhalten des Konzerns nach den Milzbrand-
Anschlägen im vergangenen Oktober in den USA: Bayer hatte nach den ersten aufgetretenen Milzbrand-Fällen auf den Patentschutz seines Antibiotikums Ciprobay bestanden damit und die Zulassung preiswerterer Nachahmerprodukte verhindert. Ciprobay ist das einzige zugelassene Mittel gegen Lungenmilzbrand. Erst nach heftigen Auseinandersetzungen mit dem amerikanischen Gesundheits-
ministerium, das sich auf einen nationalen Notfall berief, gab Bayer auf seine Ciprobay-Tabletten für die Behörde kräftige Rabatte.

Vorwurf Nummer zwei: Im August 2001 musste Bayer seinen Cholesterinsenker Lipobay vom Markt nehmen, weil er mit mindestens 52 Todesfällen von Patienten in Verbindung gebracht wird. Bayer habe die Gefahren "jahrelang gekannt, jedoch erst auf eine Drohung der amerikanischen Aufsichtsbehörden hin den Verkauf gestoppt".

Illustre Gesellschaft

Zurzeit liegen die Leverkusener im Streit mit der US-Gesundheits-
behörde. Die verlangt von Bayer einen Verkaufsstopp von Tierantibiotika. "Der Wirkstoff wird großflächig in der Geflügelaufzucht verwendet", sagte Mimkes. Er sei aber zugleich ein wirksames Mittel unter anderem zur Bekämpfung von Lungenentzündungen bei Menschen. Durch Geflügelverzehr bestehe die Gefahr, "dass resistente Keime von den Tieren mit aufgenommen werden". Die Folge: Lungenentzündungen können mit dem Wirkstoff nicht mehr bekämpft werden. Mimkes: "Experten schätzen, dass aus diesem Grunde das Mittel in etwa zehn Jahren in der Humanmedizin nicht mehr genutzt werden kann."

Schließlich wirft "Multinational Monitor" Bayer den Umgang mit Kritikern vor. Im Sommer hatte der Konzern der Coordination gegen Bayer- Gefahren wegen der Verbreitung kritischer Informationen im Internet einen Prozess und hohe Strafen angedroht. "Die Anwaltskosten bedrohen bis heute unsere Existenz", sagte Mimkes.

Bayer befindet sich in den Top Ten in illustrer Gesellschaft: Coca-Cola wird vorgeworfen, durch die Werbekampagne mit dem Harry-Potter-Film seine Umsätze vor allem in Schulen und Kindergärten erhöht zu haben. Beim weltgrößten Handelskonzern Wal Mart wurde dessen "rüdes Vorgehen gegen Gewerkschafter" kritisiert. Auch Exxon und Marlboro stehen auf der Liste.

Die Liste ist abrufbar unter: www.essential.org/monitor